Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

gen auch beim hiesigen Matrikenführer. Band I ent¬ 
hält alle Eintragungen von 1815 bis 1868, Band II 
Tempel (Außenansicht) 
alle Eintragungen von 1868 bis 1895, manche auch 
bis 1899. 
Merkwürdig ist, daß im kath. Pfarrhofe auch drei 
Bände jüd. Matriken erliegen, und zwar Geburts¬ 
matriken von 1807 bis 1815, Trauungsmatriken von 
Tempel (Innenansicht) 
1840 bis 1865 und Sterbematriken vom J. 1803 bis 
1838, die vom Pfarrer geführt wurden, aber nicht 
lückenlos sind. 
Der mündlichen Überlieferung nach, gab es in M. 
seit dem J. 1829 eine jüdische Schule. Die Prüfungen 
mußten aber an der öffentlichen Volksschule abgelegt 
werden. Im J. 1870 wurde diese Schule aufgelöst. 
Die Zahl der jüd. Schulkinder vom 6. bis 12. Le¬ 
bensjahre ist in den öffentlichen Schulmatriken genau 
verzeichnet und betrug 1835 24, bis 1840 durch¬ 
schnittlich 19, bis 1845 19, bis 1850 22. bis 1855 15, 
bis 1860 10, bis 1865 20, bis 1870 24. 
Der erste bekannte Lehrer ist Löbl Adelberg 
aus Metzling von 1829 bis 1850 (sein Sohn Ephraim 
begründete die Spiegelfabrik). Rb. Jakob Utitz 
von 1851 bis 1858. Rb. P i n k a s H a user von 1858 
bis 1882; während seiner Zeit war um 1876 Selig¬ 
mann eigener Lehrer. Mehles 1882. Lehrer und Rb. 
Beer Wachtel 1883 und 1884. Rb. Hardtmann 1885 
bis 1886. Dann wirkten kurz nacheinander: Lehrer 
Samuel Gütig, Rb. Dr. Benjamin N e u m a n n ; 
Lehrer Kauders, Kurländer Ziegler; 1888 
und 1889 Rb. Pollak. Dann folgten Lehrer Rudolf 
Ganz 1891 bis 1894, gest. 1917 in Tuschkau. Rb. Mo¬ 
ses Larschan 1894 bis 1900; Lazar Tänzeies 1900 bis 
1905, später in Ronsperg. Der letzte Rb. und Lehrer 
war Rb. Ignaz Fischer aus Wotitz. Wie andere Ge¬ 
meinden hatte auch M. einen eigenen Judenrichter; 
er wird aber hier nur in den Jahren 1776 und 1779 
genannt, u. zw. im Grundbuche. Er hieß Abraham 
Löbl, auch A n t s c h 1, war herrschaftlicher Brannt¬ 
weinbrenner und kaufte dann die (jetzigen) Häuser 
Nr. 69 und 104 und baute Nr. 105. Seine Nachkom¬ 
men sind wahrscheinlich die Schwarzkopf. 
1808 verkauft Sam. Ermann sein halbes Haus, 
jetzt Nr. 67, dem David Fleischner; die Syna¬ 
gogen-Sitze bleiben dem Ermann. 1810 wird die Er¬ 
mannische Synagoge erwähnt. 
1829 beschwert sich die Muttersdorfer J. G. bei 
der Obrigkeit wegen Verleihung einer Familienstelle 
an Löbl A d e 1 b e r g. 
1830 dekretiert das Kreisamt in Klattau, daß alle 
fremden Juden und solche ohne Geburtsdaten abzu¬ 
schaffen sind. 
1847 zahlte Naphtali Österreicher an Ablösung der 
Familien- und! Vermögenssteuer an das Kreisamt in 
Klattau 69 fl. 54 kr. Am 6. April 1815 starb Abigail 
Österreicher im Alter von 96 Jahren. 
1839 verkauft Rachel Österreicher der Mutters¬ 
dorfer Judenschaft das halbe Wohnhaus Nr. III alt, 
67 neu, um 280 fl. 1850 sind die Besitzverhältnisse 
des Hauses Nr. 67 nachstehend: 1. Ebenerdig links 
dem David Fleischner, baufällig, unbewohnbar. 
2. Ebenerdig rechts dem Simon Österreicher; enthielt 
die Schule. 3. Den oberen Teil besitzt die J. G. als 
Synagoge und Judenschule. 
Die Überlieferung sagt, daß an der Stelle des Tem¬ 
pels drei Häuser standen; das ist insofern richtig, als 
das Haus drei Besitzer hatte. 
1853 kaufte die J. G. auch die beiden anderen 
Teile des Hauses Nr. 67 und es konnte dann das 
Eigentumsrecht der K. G. einverleibt werden. 
1860 wurde das hölzerne Haus eingerissen und der 
jetzige Tempel vom Bauunternehmer Georg Halla 
neu aufgebaut. Der Tempel steht in der Gasse auf 
einem schönen erhöhten Platze und zeigt in seinen 
Ausdehnungen die frühere Größe der J. G. an. 
Großes leistete die K. G. im Weltkriege, als am 25. 
November 1914 144 Flüchtlinge nach M. kamen und 
bis August, einzelne bis Dezember 1915 hier blieben. 
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Ferdinand Steiner 
Die K. G. M. zählte im J. 1920 in M. 6 Familien 
mit 23 Personen, in Weißensulz 3 Familien mit 
11 Personen, in Wasserau 1 Familie mit 3 Per- 
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