Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

tenstädtern unterfertigt. Es wurde deshalb zuerst ab¬ 
gewiesen und den Gesuchstellern bedeutet, sie könn¬ 
ten sich eine Filiale der K. G. L. errichten, worauf 
sie aber nicht eingingen. Wenige Jahre später erreich¬ 
ten sie ihren Zweck, wobei darauf hingewiesen wurde., 
daß von den etwa 100 nunmehrigen jüdischen Fami¬ 
lien von K. nicht mehr ganz die Hälfte aus L. stamme, 
daß aber anderseits die Gemeinde L. nur noch 35 
größtenteils wenig bemittelte Bewohner zähle. 
Rb. Samuel Springer 
Weltkrieg verlor sie 4 Mitglieder durch den Tod: 
Ernst Brückner, Ernst Schulz, Heinz Zentner und 
Josef Low. 
In L. ist außer dem Rabbiner noch die Familie Alois 
L ö w y zu erwähnen. Außerdem wohnen nur noch 
sehr wenige Juden in dem Städtchen; bei der letzten 
Volkszählung, deren Ergebnisse bereits vollständig 
veröffentlicht sind, wurden 1921 in L. nur 16 Ju¬ 
den gezählt, in der weit ausgebreiteten Gemeinde im 
ganzen übrigens auch nur 120 Personen. Aus dem 
Bezirke K. gehören der Gemeinde 44 Personen an, 
von denen in Schlackenwerth 22, in Dallwitz 5 und 
in Sodau 1 wohnten. In Tüppelsgrün hatte 1832 der 
bisherige Schlackenwerther Schutzjude Elias S a- 
misch um Aufnahme in den Schutz der Herrschaft 
gebeten und dieselbe erhalten2), im J. 1921 war aber 
in dem Orte kein Jude mehr ansässig. 
Die weitaus meisten Mitglieder der K. G. wohnen 
heute in 
NEUDEK (c. NEJDEK). 
Die Geschichte der Juden in Neudek und die der 
anderen Gemeinden des Neudeker, wie auch der des 
Plattener und Joachimstaler Bezirkes beginnt erst 
mit dem Anfang des XIX. Jhts. Die erste jüdische 
Familie, die sich in N. seßhaft machte, dürfte Herseh¬ 
mann Stein mit seinem Weib und 7 Kindern ge¬ 
wesen sein, die in dem sogenannten Judenhause im 
Schloßbezirk wohnten. Es stand gegenüber dem 
„alten Schloß46 beim unteren Ausgange gegen das 
herrschaftliche Brauhaus, wurde später in die Ver¬ 
zinnerei des obrigkeitlichen Eisenwerkes umgewan¬ 
delt und ist jetzt abgebrochen; aus Steins im J. 1811 
gestellten Ansuchen um Überlassung der Biergalle 
und von je 4 Faß Bierhefe von jedem Bräu aus dem 
herrschaftlichen Brauhaus, was ihm auch einer Ein¬ 
tragung im obrigkeitlichen Dekretenbuch zufolge be¬ 
willigt wurde, scheint hervorzugehen, daß er mit 
Landesprodukten Handel getrieben habe; außerdem 
war er herrschaftlicher Branntweinhauspächter: 1813 
wurde ihm die abgelaufene Pacht verlängert. Zwei 
Jahre darnach (1815) wurde Moses Stein, viel¬ 
leicht ein nunmehr verheirateter und selbständig ge¬ 
wordener Sohn Herschmanns, gegen Entrichtung 
eines Schutzgeldes von 15 fl. in den Schutz der Herr¬ 
schaft aufgenommen, einige Zeit später noch Jakob 
Stein mit Frau und 3 Kindern, gewiß ebenfalls ein 
Verwandter. Sommer3) weiß in seiner Landes¬ 
kunde zu berichten, 1847 hätten in N. im Schlo߬ 
und Ausgaben der K. G. belaufen sich auf ca. 10.000 K 
jährlich. Sie verwaltet eine größere Spende des 1918 
verstorbenen Julius Samuel in St. Joachimstal, die 
für eine Erweiterung des Friedhofs bestimmt ist. Im 
Dr. Max Samuel Leopold Schulz 
hern außer dem Löb Lichtenstadt aus dem Ende des 
18. Jhts.: etwa von 1900—1903 Siegmund Binder, 
1903—1909 Leopold Schulz und seit 1914 Med. 
Dr. Max Samuel in St. Joachimstal. Die Einnahmen 
Die K. G. L. wurde auch durch das böhmische 
Landesgesetz vom 21. März 1890, welches die Rechts- 
Verhältnisse der Judenschaft in Böhmen ordnete, 
nicht beseitigt und durch die Durchführungsverord¬ 
nung vom 10. März 1893, Z. 1021/93, wurden ihr die 
in den Gerichtsbezirken St. Joachimstal, Platten und 
Neudek und in den Ortsgemeinden Dallwitz, Gfell, 
Grafengrün, Haid, Halmgrün, Langgrün, Lichtenstadt, 
Ruppelsgrün, Schlackenwerth, Schobrowitz, Sitten- 
grün und Tüppelsgrün des Gerichtsbezirkes K. wohn¬ 
haften Juden zugewiesen. Sitz der Gemeinde ist nach 
wie vor L., wo der Rb. wohnt und die Matriken- 
lührung besorgt wird. Die Matriken beginnen mit 
dem J. 1782. Frühere Eintragungen finden sich in 
den Matriken der katholischen Pfarre L. Rabbiner 
und zugleich Matrikenführer ist seit 1905 der hoch¬ 
angesehene betagte Herr Samuel Springer. Von 
seinen Vorgängern kennen wir außer den oben er¬ 
wähnten Josef Lasch Lerner und R. Israel: Ezechiel 
Nußbaum (etwa von 1899—1902) und Hermann 
Spiel mann (ungefähr 1902—1905), von Vorste- 
Lichtenstadt 
Friedhof (Alter Teil) 
Lichtenstadt 3 
380
	        
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