Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Max Schwarz 
wasser oft über die steile Abdachung bis in die Syna¬ 
goge floß2'). Ebenso wurde im J. 1851 eine neue 
Synagogen- und Sitzordnung sowohl für die Männer-, 
wie auch für die Frauensynagoge durchgeführt. 
Summe waren die Juden Abraham Hirsch mit 541 fl., 
Israel Schwarz mit 325 fl., Emanuel Schwarz mit 270 
fl. und Herzel Schwarz mit 262 fl. 10 Kreuzern, sowie 
einem Eimer und 20 Seidel Branntwein beteiligt. Die 
J. G. als solche hatte zu den Unkosten anläßlich der 
Anwesenheit dieser Truppen ihren Anteil mit 60 fl. 
zu bezahlen. Diese Beträge wurden später von der Re¬ 
gierung ersetzt28). 
Im J. 1830 zählte A. 60 Juden, welche in ihren 8 
Häusern wohnten. Ihre Handelstätigkeit war eine sehr 
rege und erstreckte sich über die Grenzen des dama¬ 
ligen österr. Staates hinaus. Herr Benjamin Schwarz 
hatte die damals in der böhm. Vorstadt befindliche 
kaisl. Straßenmaut gepachtet20). 
In der neuen Zeit widmeten sich die Juden in A. 
besonders dem Hopfenhandel. Es entstanden die Fir¬ 
men Josef Schwarz & Co., gegr. 1836 30), Benjamin 
Schwarz und Söhne, gegr. 1842 31), M. Feigl und 
Sohn32), Josef Bergmann33), E. L. Schwarz34), Josef 
Moriz Schwarz Rb. 
Neuwirth und Sohn05), Eduard Skall 3G), Josef 
Skall37), Hermann Skall38), Wilhelm Langer39), Ge¬ 
brüder Küchler40), M. Schlesinger41), ferner Leopold 
Töpfer und Ludwig Töpfer in Liebeschitz bei A.42). 
Herr Markus Neuwirth war lange Pächter des bür¬ 
gerlichen Bräuhauses, die Herren S. Epstein und Söh¬ 
ne waren später Besitzer desselben. Die Firma Philipp 
Heller betrieb den Großhandel mit landwirtschaftli¬ 
chen Maschinen 43). 
Geschäftsfirmen waren die alten Auschaer Familien 
Altmann44), Brasch45), Hahn46), Heller 47), Hirsch48), 
Klatscher40), Mohl50), Weiss51) u. a. 
Als tätige Mitglieder des Stadtrates, der Gemeinde- 
Vertretung, des Ortschulrates und anderer öffentlicher 
Körperschaften wirkten die Herren Moritz Schwarz 
seniori52), Moritz Schwarz junior33), Nef tali Schwarz54), 
Ludwig Schwarz55), Emil Schwarz56), JUDr. Gustav 
Was die Schule betrifft, so haben die Juden in den 
älteren Zeiten ihre Kinder sicher durch die Rb. ent¬ 
sprechend unterrichten lassen, doch wurden hierüber 
keine Nachrichten gefunden. Die Jesuitenobrigkeit 
verordnete im J. 1667, daß die J. G. „von der Juden¬ 
schule eine Giebigkeit von 16 Kreuzern 2 Denare zu 
St. Georgi und ebenso 16 Kreuzer 2 Denare zu St. 
Gallus zu zahlen habe". Nach der Vorschrift Maria 
Theresias vom J. 1754 mußten alle J. G. einen Lehrer 
für die Jugend haben. Die Judenschule befand sich 
damals im Hause des Joachim Zallem. Ein Lehrer war 
schon deshalb notwendig, weil den nichtkath. Kindern 
der Besuch der öffentlichen Schulen noch verwehrt 
war. Durch Hofdekret Josef II. wurden die nichtkath. 
Kinder in die allgemeinen Schulen zugelassen, doch 
so, „daß vor Anfang und zu Ende des Unterrichtes das 
gewöhnliche Gebet fortgesetzt und den akatholischen 
Kindern freigelassen werden soll, zu Anfang vor der Tür 
bis zur Vollendung des Gebetes zu warten und zu Ende 
vor Anfang des Gebetes aus der Schule zu gehen". Die 
J. G. hielt einen Lehrer, welcher die Kinder in der 
Religionslehre unterrichtete und in die hebräische 
Sprache und Schrift einführte und gewöhnlich das 
Amt des Rlg., Vorbeters und Schächters versah. 
Als Lehrer und Kantoren wirkten in den letzten 
Jhztn. die Herren: Tenzeles, Stransky, Fischmann, 
David Beutler, als Rb. die Herren Adolf Urbach 
(1891—1900) und Jakob Stulz (vom 15. Sept. 1900 
bis heute). 
Die „Mikwa", das rituelle Bad, befand sich unter¬ 
halb des Tempels bei dem Hopfengarten der J. G. 
Über sie und die vielleicht vorhanden gewesenen Bau¬ 
lichkeiten konnte nichts erfahren werden. 
Im J. 1815 wohnten 7 Judenfamilien in A., und 
zwar: in Nr. I 1 Jude, in Nr. II 3 Juden, in Nr. III 
9, Nr. IV 14, Nr. V war unbewohnt, in Nr. VI 8, in 
Nr. VII 4 und in Nr. VIII 7 Juden. Das Bewohnen 
der Chirstenhäuser durch Juden war noch nicht ge¬ 
stattet. 
Im J. 1813 kam ein russisches Armeekorps von 
80.000 Mann unter General Benningsen von Zittau 
über Leipa nach A., welches sich nachher an der Völ¬ 
kerschlacht bei Leipzig beteiligte. Diese Russen hatten 
bei Freidorf ein großes Lager aufgeschlagen. Ein 
österr. Armeekorps unter General Colloredo hatte 
gleichzeitig ein Lager bei Haber bezogen. Für diese 
Truppen hatte die Stadt Lieferungen im Betrage von 
über 25.000 damaligen fl. machen müssen. An dieser 
Karl Schwarz 
Benjamin Schwarz 
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