Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

noch um 1 fi. ein Stück von seinem Backofen bis zum 
Ende des Marstalls dem Juden zu Stallungen (X). 
Damals (1709) lebten in Sch. bereits 6 jüdische 
Fleischer. Sie zinsten von den Fleischbänken jährlich 
120 Pfund Inselt à 9 kr., 16 Strich Hafer und von je¬ 
dem geschlachteten Stück Rindvieh anstatt der Zunge 
6 kr. in die Chudenitzer Renten. 
Aus dem J. 1734 hat sich eine vom Gubernium 
angeordnete Judenkonskription erhalten: wann, von 
1618 angefangen, die einzelnen Familien nach Sch. 
gekommen sind, ob mit kaiserlicher Bewilligung oder 
ohne eine solche, und wie lange sie sich hier auf¬ 
hielten. 
Seit dem Jahre 
Die Fainilie Bis 
zum Jahre 
1653 
David Israel 
1707 
1653 
Charscha Israel 
1707 
1664 
Jakob Low 
1716 
1702 
Philipp Low 
1707 
1674 
Abraham Samuel 
1707 
1632 
David Eisigl 
1707 
1714 
Löwl Moyses 
1723 
1709 
David Moyses 
1723 
1710 
Salomon Alexander 
1715 
1684 
Markus Low 
1722 
1706 
Feischi Löwl 
1707 
1706 
Josef Hersehl 
1712 
1706 
Daniel Alexander 
1712 
1706 
Low Aron 
1722 
1674 
Wolf Pinkas 
1707 
Sprinzl Adamin, Bettler „ 
Hinde Salomonin, Betti. „ 
sämtlich ohne kaiserl. Konsens oder Bewilligung. 
Eine ausführliche Judenkonskription hat ami 18. 
April 1747 der Pfarrer Stell verfaßt. In Sch. leben 
danach 11 jüdische Familien: 
1. W. Pinkas, obrigkeitlich bestellter Richter, seine 
Frau Miri, Tochter Rebeka, Dienstmagd Idi. 
2. Wolf Pinkas, dessen Frau Frandl, Söhnchen 
Abraham, Dienstmagd Hend und der Lehrling Lazai 
Josl. 
3. Josl Herseh Blach, Frau Schiferle, Sohn Daniel, 
Tochter Marie, Enkelin Marie. 
4. Kaufmann Salomon, Frau Miri, Tochter Banr, 
Iinmann Marek Lebl mit seiner Frau Annerle. 
5. David Samrle, Frau Miri, Sohn Josef, Inmann 
Moyses Salomon mit seiner Frau Aidl. 
6. Lazar Bloch, Frau Pezl, Söhne Abraham, Maysl, 
Salomon, Jakob, Töchter Chaibe, Rezl, Dienstmagd 
Resi. 
7. Sigmund Abraham, Frau Ghaisara, Söhne 
Hersehl, Lebl, Tochter Rachel. 
8. Joachim Faule, Frau Zerlte, Sohn Faule, Töchter 
Marie und Czizl; das Inweib Hinde und ihre Tochter 
Hine. 
9. Josef Abraham, Frau Ghaile, Tochter Rachel, 
Sohn Pinkas, des Wirts lediger Bruder Samuel. 
10. Sacrle Hersehl, Frau Eva, Söhne Jakob, Abra¬ 
ham, Hersehl, Tochter Anna. 
11. Moyses Josef, Frau Chaile, Söhne Josef, Abra¬ 
ham. 
Diese zwei letzteren Familien sind nur vorüber¬ 
gehend hier, der Mann lehrt in der Schule, man nennt 
sie Rabbiner. Die Juden leben seit dem J. 1746 
in ihrer eigenen Gasse, der isogenannten Juden¬ 
gasse, man mußte sie zwingen dorthin zu übersie¬ 
deln, und jetzt geben isie Ruhe. Sonntags verkaufen 
sie nur unter der Hand, öffentlich ist es ihnen ver¬ 
boten. Anstatt des Zehents von den Häusern zahlen 
sie dem Pfarrer jährlich 2 fl. 
Im J. 1749 erhöhte Graf Prokop W. Czernin die 
Judenzinse denjenigen, „die wohlhabend sind, falls 
sie in meinem Schutz ferner verbleiben wollen'4, auf 
100 fl. Er teilte die Herrschaft in Hausierrayons ein, 
damit namentlich die Schwihauer nicht auf der gan 
zen Herrschaft umherliefen und die Chudenitzer und 
Kolautschener nicht störten. Er erfüllte auch dem 
Juden Pinkas mit Dekret dd. Sch. den 27. Mai 1749 
amtlich sein langjähriges Verlangen: Da das Haus des 
Supplikanten seit dem Jahre 1743, bezw. 1746 laut 
eines an der Tür angehefteten Zettels 4) zum Kaufe 
angeboten wurde und sich kein Käufer meldet, das 
Haus aber eingehen und verwahrlosen würde, so ge¬ 
statte ich dem Juden, das Haus zu reparieren, drin 
zu wohnen und sich dessen zu seinem Handel zu be¬ 
dienen. unter der ausdrücklichen Bedingung, an Sonn- 
und Feiertagen vormittags den Laden geschlossen zu 
halten, bei öffentlichen Prozessionen und bei Begräb¬ 
nissen die Fenster mit Läden zu vermachen, unter 
der Strafe von 10 fl. für jeden einzelnen Fall des Un¬ 
gehorsames. Sobald er jedoch einen christlichen Käu¬ 
fer findet, soll er es verkaufen und sich in die Juden¬ 
gasse zurückziehen. 
Überhaupt atmeten die Juden unter dem neuen 
Herrn auf und sie kehrten wieder in die Stadt zurück. 
Am 10. Juni 1759 verpachtete Wenzel Marsálek sein 
baufälliges Häuschen zwischen Jakob Wächtler und 
Wenzel Fisar mit Bewilligung der Obrigkeit auf 
10 Jahre dem Juden Adam Fürth, der sich verpflich¬ 
tete, die Behausung auf eigene Kosten zu reparieren 
und dem Eigentümer jährlich 3 fl. rh. zu zahlen. 
Auch Eheschließungen wurden den Schutzjuden ohne 
Verzug bewilligt. Am 10. November 1762 dem Josef 
Brummel mit der Tochter des jüdischen „Burschen" 
Salomon Wotitz in Strakonitz, am 12. Feber 1767 
dem Josef Samuel mit der Rosa Nathan aus Lieben, 
ebenso am 19. April d. J. dem Löbl, dem Sohne des 
Sigmund Brummel, mit Resi, der Tochter des Joachim 
Pinkas, und diese Brautleute vermehrten dann die 
Zahl der Judenfamilien in Sch. Die Gewogenheit des 
Grafen, der oft bei Christen und Juden Anleihen 
machte, ging noch weiter. Schon Ende des J. 1759 er¬ 
sucht der Jude Fürth den Herrn, es möge ihm zu sei¬ 
nem ausgedehnten und immer wachsenden Geschäft, 
zu dem er Commis aufgenommen hat, das gepachtete 
Marsálek-Haus überlassen werden, er werde es ab¬ 
brechen und ein neues Geschäftshaus aufführen. Er 
beruft sich darauf, daß er bereits 20 Jahre unter der 
herrschaftlichen Gnade (— Schutz) lebt, sich stets 
treu, gehorsam, ehrlich und anständig betragen, un¬ 
ermüdlich gearbeitet und sein Geschäft zu einer Blüte 
gebracht habe, wie es auf der Herrschaft noch nicht 
dagewesen sei, sodaß er sich trotz seiner sechs Kinder 
stets bemüht habe, alle seine Zahlungen pünktlich zu 
erfüllen ... Es schien bereits, er bitte vergebens, 
denn noch am 7. Juli 1764, also fünf Jahre danach, 
weist Czernin den Adam Fürth mit seiner Bitte wie¬ 
derholt ab, mit der Bemerkung, er tue es ungern, da 
er den Schwihauer Bürgern guten Verdienst biete, er 
würde ihm lieber etwas in der unteren Stadt geben . . . 
Marsálek aber hatte inzwischen angenommen. Denn 
die Zeiten waren schlecht und zur Begleichung der 
Landesabgaben und sonstiger Verpflichtungen waren 
nirgends bei einem Juden 250 fl. zu leihen. Er er¬ 
klärte daher, er verkaufe mit Bewilligung der Obrig¬ 
keit alles, wie es steht und liegt, samt einem geräu¬ 
migen Hof räum, der bis zur Behausung des Johann 
Fiser reichte, um 400 fl. auf ewige Zeiten dem Fürth 
und wolle überdies, damit der Jude keine bürgerli¬ 
chen Lasten trage, diese auf sein zweites Haus, Za- 
Svihov 2 
343 
Schwihau 2
	        
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