Geschichte der Juden in Schwihau.
Bearbeitet von
Archivar Frantiseli Teply, Prag. Deutsch übersetzt von Dr. Anton Blaschke, Prag.
Erstmalig werden Juden in Schwihau *) (c. Svihov)
zum J. 1570 erwähnt. Aus diesem Jahre besitzen wir
ein unvollständiges Verzeichnis von denjenigen Orten,
wo Juden saßen, samt Angabe, wie viele derselben
für die Zahlung der vom Landtag bewilligten Berne
in Betracht kamen. Da wird Sch. mit einem Juden an¬
geführt. Wer über 20 Jahre alt oder verheiratet war,
sollte 2 ungarische Gulden oder IV2 Schock böhmi¬
scher Groschen bezahlen, die jüngeren 1 Gulden oder
45 böhm. Groschen. Es war vielleicht nur ein Juden¬
haus vorhanden; heiratete der Sohn oder die Tachter
und blieben sie im selben Hause, so konnten mitunter
drei bis vier Familien im Verzeichnis als Ein Jude
erscheinen, namentlich wenn es sich um die Landes¬
berne handelte. Der Grundobrigkeit, welcher die An¬
legung des Verzeichnisses oblag, kam es darauf an,
daß der Jude nur ihr allein zinse.
An einem Grabsteine des alten jüd. Friedhofes liest
man: Im Monate Mai d. J. 1644 starb Frau Resei, die
Tochter des Herrn Gerson. Die amtliche Bewilligung
einer neuen Begräbnisstätte erlangten die Sch. Juden
am 10. Juni.
Im J. 1674, den 5. September verkaufte Franz
Maximilian Czernin dem Juden Sigmund Löbl ... zu
Sch. das sogenannte Janatasche Haus, gelegen zwi¬
schen dem Hause des Wenzel Boleska und Martin
Beránek, samt Hof und Gärtchen um 116 fl. 40 kr.
bar.
Im J. 1674, den 26. Dezember verkaufte mit Be¬
willigung des Schloßherrn in Anwesenheit des ehren¬
festen Herrn Martin Samuel Stehlik, Mitbürgers,
Ratsherrn und Schreibers der Stadt Sch., der Bürger
Johann Paites das Haus, das er vormals vom Juden
Moses erstanden, samt einem kupfernen Ofentopf
und dem Platze von Wenzel Boleska, dem Juden
Isaak um 4 fl. rh. und 4 Ellen Leinwand.
Im J. 1693, den 15. Dezember überläßt Martin
Zborovsky mit Bewilligung des Fr. Max. Czernin dem
Juden Sender Salomon sein Haus ohne Feld, Wiese
und Garten um 50 fl. rh. mit dem ausdrücklichen
Vorbehalt, wenn sich irgendeinmal ein Christ als
Käufer einfände, er Sender dafür nicht mehr verlan¬
gen dürfe. Solange er sich auf dem Hause ernährt,
soll er in die herrschaftlichen Renten gleich andern
Juden das „Schutzgeld" entrichten. (VII) 2).
Im J. 1694, den 15. Feber gestattete derselbe Czer¬
nin der Jüdin Cheilla Löbl, bei dem auf dem vom
Beránekschen Grund stammenden Platz errichteten
Laden einen Zubau aufzuführen. Den Laden darf sie
an Feiertagen von früh bis zum dritten Läuten und
dann nach dem Gottesdienst den ganzen Tag offen¬
halten, wobei dem Pfarrer das Recht vorbehalten
wurde, ihr bei besonderen festlichen Anlässen anzu¬
zeigen, wann sie den Laden schließen solle (IV) 3).
Im J. 1697, den 24. November kaufte der Jude
David Israel ein baufälliges Haus ohne Felder von
Martin Boleska, gelegen zwischen Karl Jelinek und
Martin Vorácek auf der oberen Stadt, um 40 fl. rh.
Im J. 1698, den 20. Oktober nahm Fr. Max. Czer¬
nin, Herr auf Sch. und Malechau, den Klattauer Ju¬
den Abraham Samuel in seinen Schutz und gestattete
ihm, das Haus der Dorothea Helm einzukaufen und
darin sowie in der Stadt und auf der Herrschaft jeg¬
liches ehrliches Gewerbe zu treiben, u. zw. um einen
Jahreszins von 12 fl. (III).
Im J. 1706 weist eine gnädige Obrigkeit von den
Schwihauer Juden folgende Einkünfte in ihren Ren¬
ten auf:
Schutzgeld von den Juden (ohne An¬
gabe der Zahl) 154 fl.
vom jüdischen Friedhof ... 4 „
für 120 Pfund ausgelassenen Inselts
à 9 kr. macht 18 „
für 2 Pfund Pfeffer à 36 kr . . 1 ,, 12 kr.
für 2 Pfund Ingwer à 36 kr. . . 1 „ 12 „
summatim . . 178 fl. 24 kr.
Im J. 1707, den 10. Mai ersucht die Jüdin Rachel,
die Frau des Moses Jicin aus Prag, für ihren Schwa¬
ger Pinkas in Sch. bei Hermann Jakob Czernin um
Herabsetzung des Jahreszinses von 26 fl. auf 20 fl.
Das Gesuch wurde negativ beschieden. Im selben
Jahr aim 18. Mai bittet der Schwihauer Stadtrat den
Herrn untertänig, acht Juden der Stadt zu verweisen,
welche in Bürgerhäusern wohnen, was Nichtchristen
nicht gestattet sei. Die Schwihauer Juden hätten nicht
bloß Häuser, sondern auch Grundstücke unter den
Christen eingekauft, hätten sie in Beisitz und wohnten
promiscue unter den Christen, was weder vor Gott
noch vor den Menschen zu verantworten sei, denn
die Ehre Gottes werde gemindert, der katholische
alleinseligmachende Glaube aber komme durch solches
Zusammenwohnen der Christen und Juden bedenklich
in Verfall: ja die obersten Landesgesetze verböten
dies expresáis verbis und wollten es nicht gestattet
haben. Czernin beschloß, mit Hilfe der Gemeinde ein
neues Ghetto an der Straße von Chudenitz gleich am
Eingang zur oberen Stadt im herrschaftlichen Garten
oder gegenüber am Ende des Weichbildes einzurich¬
ten, wobei zwei oder drei gleich vorn stehende Chri¬
stenhäuser gegen jüdische ausgetauscht werden
könnten.
Im J. 1709, am 21. März verkaufte in Gegenwart
des Ratsherrn Lorenz Schilt und des Stadtschreibers
Johann Hájek Johann Boleska dem Juden Philipp
Löbl ein Stück Garten, 7 Klafter lang und 3 Klaftei
breit, mitten zwischen den Chaluppen des Wenzel
Sedivy und des Juden Itzig, um 8 fl. rh. zum Bau
einer Chaluppe. Sollten vielleicht mit der Zeit die
Herren den Juden Chaluppen aufbauen, so überläßt
Löbl dem Boleska oder dessen Kindern dieses Häus¬
chen unentgeltlich; ein Jahr darauf überließ Boleska
Svihov 1
342
Schwihau 1