Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Geschichte der Juden in Kuttenplan und Umgebung. 
Bearbeitet von 
Rabbiner Prof. Alfred Schopirnik, Kutteiipinn. 
Soweit sich die jüdische Siedlung in Kuttenplan 
(c. Cliodová Planá) und in dem nahe gelegenen Plan 
(c. Planá) zurück verfolgen läßt, waren im J. 1570 
5V2 Juden in K. zur Zahlung der Türkensteuer ver¬ 
pflichtet. (Bondy-Dworsky I, S. 530.) Der Juden in 
P. geschieht das erstemal Erwähnung im J. 1594 in 
einem Schreiben des Stadtrates von Rakonitz an die 
Stadt Klattau, in dem dieselbe aufgefordert wird, die 
Juden in P. festnehmen zu lassen, welche den Mord¬ 
brennern in R. Geld gegeben haben. (Kopialbuch der 
Stadt Rakonitz.) Im J. 1611, am Sonntag nach Remi- 
niscere, brannten in der Judenvorstadt von P. 4 Häu¬ 
ser und 5 Stadel ab. Die Juden in P. erfreuten sich 
besonders von Seiten des Grafen Schlick besonderen 
Wohlwollens, was sonst in Städten, in denen Bergbau 
betrieben wurde, nicht der Fall war. 
Zu den fünf schon früher bestandenen Juden¬ 
häusern war mit obrigkeitlicher Bewilligung noch ein 
halbes dazu gekommen. Die Namen der Besitzer dieser 
Judenhäuser waren: 1. Jakob König, 2. Abraham 
Juda, 3. Moses Lewi, 4. Jndele Juda, 5. Schiami, 6. 
Abraham Schoff (ein halbes Haus). 
Nach dem Privilegienbriefe, welchen Graf Franz 
Ernst Schlick der Stadt und der Vorstadt bei St. Peter 
im J. 1661 verlieh, durfte in Zukunft kein Jude in 
der Stadt und in der Petervorstadt wohnen und ihre 
daselbst liegenden Häuser sollten samt der Synagoge 
verkauft werden; nur in der Schloßvorstadt bewilligte 
der Graf den Juden auf ihr demütiges Bitten die 
Erbauung einiger Häuser. 
Am 15. August 1665 ging die Herrschaft Plan an 
den Grafen Johann Joachim von Sinzendorf über, der 
aber am 11. November des gleichen Jahres starb, und 
seine Gemahlin Maria Maximiiiana, geb. Althan, kam 
am 21. November 1666 nach P., um die Herrschaft 
anzutreten. 
Im J. 1668 heiratete die Gräfin zum zweiten Male, 
und zwar den Grafen Anton Franz von Colalto. An 
diese Heirat knüpft sich eine Sage, welche noch bis 
heute im Volksmunde fortlebt und das traurige Los 
der damals wenigen in P. wohnhaften Juden schildert, 
die im selben Jahre ausgewiesen wurden und P. für 
immer verlassen mußten. 
Die Häuser der ausgewiesenen Juden in P. wurden 
später von Planer Bürgern angekauft, jenes des Juden 
Dick in der Fleischgasse brannte im J. 1682 ab. Die 
Synagoge stand in der Fleischgasse hinter dem 
Hause des Metzgers Anton Goller, welcher sie im J. 
1723 von der Herrschaft um 20 fl, erstand und zu 
einem Wohnhause einrichtete. Den jüdischen F r i e d- 
hof am Nordabhange des Eilandberges neben dem 
Oberen Judenteichel" ließ man bestehen. Für die 
Benützung desselben mußten sie an jedem Neujahrs- 
tage der Herrschaft 3 fl. bezahlen, vorloren aber die¬ 
ses Recht, wenn sie _ einmal auf diese Zahlung ver¬ 
gessen. Im J. 1729 gestattete man sogar auf dem« 
selben die Beerdigung eines am Bühl tot aufgefun¬ 
denen fremden Juden durch die Kuttenplaner Ch. K. 
Als aber i. J. 1744 in Plan einige Menschen von 
wutverdächtigen Hunden gebissen wurden, ließ der 
Planer Schloßhauptmann fast alle Hunde einfangen 
und auf dem jüdischen Friedhofe erschießen, wo noch 
i. J. 1747 Beerdigungen von Juden stattfanden. 
Diese Großtat war allerdings der damaligen Planer 
Herrschaft würdig. Eduard Senft bemerkt hiezu in 
seiner Geschichte der Stadt Plan: „Die Lieblosigkeit 
und Unduldsamkeit gegen Andersgläubige, wie sie am 
Aniang des 18, Jhts. und auch noch später hin gang 
und gebe war, liegt sicherlich nicht im Sinne des 
Christentums und es konnte dieselbe nur derjenige 
billigen, in dessen Herz jedwedes Gefühl der Huma¬ 
nität, der wahren Liebe des Nächsten vollkommen 
erloschen ist." Noch in den Jahren 1778 und 1802 
fanden einzelne Beerdigungen auf dem jüdischen 
Friedhofe in P. statt. 
Die so durch die Gräfin von Sinzendorf i. J. 1686 
aus Plan vertriebenen Juden, die laut Planer Pfarr- 
gedenkbuch 6 Familien zählten, fanden in den be¬ 
nachbarten Orten Kuttenplan undi Diirrmaul, deren 
Besitzer die Freiherren, späteren Grafen von Haim¬ 
hausen sich seit jeher durch Edelmut und Nächsten¬ 
liebe auszeichneten, eine sichere Zufluchtsstätte. Seit¬ 
dem war die Kuttenplaner Judenschaft zu einer statt 
liehen Gemeinde angewachsen und wurde auch der 
Rabbinatssitz für Plan, Dürrmaul und Umgebung. In 
K. gab es aber schon i. J. 1620 einige Juden und 
i, J. 1645 sogar eine Synagoge, also lange vor der 
Vertreibung avis Plan. Dies geht auch aus dem i. J. 
1 7 6 8 neu angelegten Statutenbuche der Kutten- 
pianer K. G. hervor, da Artikel 154 von dem am 
9. Elul 5 4 0 5 eingeführten Gebrauch beim Aufrufen 
zur Tora Vorlesung handelt. 
Im J. 1 7 3 6 gab es in K. 22 und in Dürrmaul 
15 jüdische Familien. Den Friedhof hatten sie in K. 
am Kellerberge, in Diirrmaul oberhalb des Meierhofes 
Herrenberg. 
Löbl Honig (auch Leib) wandte sich am 16. Sep¬ 
tember 1756 mit dem Judenrichter Beri Lobi an 
den Grafen Sigismund von Haimhausen mit der Bitte 
um Erlaubnis, die durchwegs aus Holz erbaute bau¬ 
fällige Synagoge und die daneben stehende Rabbiner¬ 
wohnung einreißen und aus Mauerwerk neu aufführen 
zu dürfen. Dieses Gesuch wurde anstandslos ge¬ 
nehmigt. Hingegen berichtet das Hohenzetlische 
Pfarrgedenkbuch, S. 41, folgendes: 
„Anno 1762 haben die Juden von ihrem Herrn 
Grafen Sigmund Haimhausen den Befehl bekommen: 
Dieweilen sie sich unterstanden haben ohne Erlaubnis 
ein so hohen Tempel zu bauen, so müssen sie zur 
Strafe denselben, welcher mit Ziegeln gedeckt war, 
schwarz anstreichen und die ganze Judengasse von 
vorn her, damit es einen schöneren Prospekt bekomme, 
von Mauern der Häuser aufführen und die Gassen 
mit Steine pflastern lassen. Zu merken ist hier, daß 
Chodová Planá 1 
335 
Kuttenplan 1
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.