Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Albert Löwy 
Jakob Le derer 
Karl Lederer 
gerichtet. JNach einem ruhigen Verlauf in der K. G. 
finden wir in den Jahren 1882/83 einen raschen 
Wechsel in der Seelsorge und nach T s c h a s s n i 
kam Eduard Ignaz Weiss, dann Markus Z i c k 1 e r 
und als letzter Rb. Jakoib Beer im J. 1888. Im J. 
1886 wurde Albert Löwy zum K. V. gewählt. Im J. 
1889 liegt, wie auch öfters später, ein Ansuchen des 
Turnvereines K. um Überlassung des Tempelplatzes 
vor, welches immer unentgeltlich bewilligt wurde. Die 
Mitgliederzahl betrug damals 18 Familien, davon 8 
Auswärtige. Die K. G. Katzengrün sollte nach 
Falkenau eingesprengelt werden, auf das Einschreiten 
der Königberger K. G. blieb aber der alte Zustand 
aufrecht. Das Ansuchen der Falkenauer K. G., daß 
der hiesige Funktionär die rituelle Schlachtung in 
Kirchenbirk, ebenso den Religionsunterricht pro¬ 
visorisch dort erteilen möge, wird genehmigt. Wie im 
J. 1840 unter Pfarrer Dorant, so wurde auch im anti¬ 
semitischen Jahre 1897 von der Stadtgemeinde die 
Schließung des Friedhofes versucht. Der Prozeß 
daurte 2 Jahre und wurde zu Gunsten der K. G. ent¬ 
schieden. Der Friedhof steht heute unter Denkmal¬ 
schutz. Im J. 1896 wurden von der Statthalterei die 
Statuten genehmigt. Zum Sprengel der K. G. Königs¬ 
berg gehörten: Dassnitz, Königsberg, Katzengrün, 
Liebau, Maria Kulm, Mülln, Pochlowitz, Schönbrun, 
Schaben, Steinhof, Kogerau mit Liebauthal und 
Teufelsmühle. Im J. 1911 hatte Alois Low den Fried¬ 
hof herrichten lassen und ein neues eisernes Friedhof- 
tor gespendet. Die Gemeinde hatte durch den K. V. 
Albert Löwy und Josef V o g 1 den zur Kur in Ischl 
weilenden Alois Low eine Ehrung in Form einer Ur¬ 
kunde überreichen lassen. Im J. 1912 hatte Liebau¬ 
thal, das zur Königsberger K. G. gehörte, einen Auf¬ 
ruhr wegen eines angeblichen Ritualmordes. Durch 
die Worte des Pfarrers S eitz aus K. wurde die Be¬ 
völkerung wieder beruhigt. Das Kriegsjahr 1914 
bringt galizische Flüchtlinge in den hiesigen Kultus- 
gemeindesprengel. Dieselben wurden in Katzengrün 
und später auch in Pochlowitz untergebracht. Sie 
wurden von der Gemeinde mit Wäsche, Kleidern, 
Kochgeschirr und Geld unterstützt. Im J. 1920 wurde 
der Antrag der Stadt K. wegen eines Grundtausches 
beim christl. Friedhofe abgelehnt. Unser letzter all¬ 
seits beliebter Rb. Jakob Beer starb im J. 1925. We¬ 
gen zu geringer Mitgliederzahl, aber auch aus finanziel¬ 
len Gründen wurde die Stelle nicht mehr besetzt. Der 
Religionsunterricht wird nun von Oberkantor Armin 
Wilkowitsch, Eger, besorgt. Im J. 1930 wurde 
durch die Bezirkshauptmannschaft Falkenau über An¬ 
trag des Landesverbandes der Judeiisohaft Böhmens 
die K. G. Königsberg aufgelöst. Gegen diesen Antrag 
wurde Stellung genommen und schließlich einigte man 
sich für den Anschluß an die K. G. Eger. Bei der im 
J. 1931 stattgefundenen Verhandlung in Anwesenheit 
der Vertreter der Egerer K. G. wurde im Falle einer 
Auflösung der Königsberger K. G. und den Anschluß 
an die Egerer Gemeinde vereinbart, daß die Gemeinde 
Eger sämtlichen Besitz übernimmt, sich dagegen ver¬ 
pflichtet, 2 Mitglieder im Vorstände und 1 Mitglied in 
den verstärkten Vorstand der K. G. Eger aufzuneh¬ 
men. Weiter verpflichtet sich die Gemeinde Eger, 
die Tempelgeräte in K. zu belassen und für den Reli¬ 
gionsunterricht und etwaige Funktionen der Seel¬ 
sorge Sorge zu tragen. Laut Erlaß der Landesbehörde 
in Prag vom 13. Dezember 1931 wurde die Auflösung 
der K. G. Königsberg und deren Anschluß an die K. 
G. in Eger angeordnet. Die Matriken der hiesigen 
K. G. übergab Karl Lederer am 21. Feber 1932 an die 
K. G. in Eger. Am 4. Feber 1932 wurde die letzte 
Kultusgemeindesitzung abgehalten, in der Albert 
Löwy sein Vorsteheramt niederlegte, das er durch 
45 Jahre ausübte. Ihm sei auch an dieser Stelle für 
seine großen Verdienste herzlichster Dank ausge¬ 
sprochen. Bei der am 20. November 1932 stattgefun¬ 
denen Übergabe des Gemeindewesens der K. G. Kö¬ 
nigsberg an die K. G. Eger waren seitens K. als Vor¬ 
sitzender Albert Löwy, ferner Richard Adler, 
Max Löwy, Carl L e d e r e r, Rudolf Pick und 
Richard F e i g 1, seitens der K. G. Eger Eduard 
Löwy, Ernst Schick, N. Fiedler, Artur Adler 
und Dr. Otto R e i c h 1 anwesend. 
So schließt die Geschichte einer alten Gemeinde mit 
dem Trotte an eine Gemeinde angeschlossen zu sein, 
mit der sie schon seit dem 14. Jht. in regem Verkehr 
gestanden hat. 
* 
Von bedeutenden jüdischen Persönlichkeiten, die 
aus K. stammen, wären zu nennen: 
Ignatz Austerlitz, geb. 1797, Musikdirektor in 
Prag, Emanuel Gottlieb, geb. 1800, Gründer der 
Königsberger Möbel-Industrie, Heinrich Ledere r, 
geb. 1834, Einsenbahningenieur, Josef H ö f n e r, 
geb. 1836, Stadtarzt in Wildstein, Wilhelm H ö f n e r, 
geb. 1839, Med. Dr. in Wien, David H ö f n e r, geb. 
1852, JUDr., Oberlandesgerichtsrat, Moritz H ö f n e r, 
geb. 1853, JUDr., Oberlandesgeriehtsrat, Dr. Max L ö- 
w y, geb. 1857, Chemiker, Alois Low, geb. 1858, 
Großindustrieller, Kommerzialrat, Hugo Adler, geb. 
1867, Med. Dr., Otto Löwy, geb. 1879, JUDr., Advo¬ 
kat, Böhm.-Leipa, Hugo Adler, geb. 1885, Inge¬ 
nieur f. Bodenkultur, Fritz Led'erer, geb. 1885, ak. 
Maler und Radierer, Oskar H ö f n e r, Med. Dr. und 
Sigmund Klauber, Ober-Rechnungsrat in Prag. 
Kynsperk, n.jO. 5 
318 
[ Königsberg 5
	        
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