Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Geschichte der Juden in Kaaden. 
Bearbeitet von 
Schulrat Josef Hofmann, Kaaden. 
W as uns an urkundlichen über Leben Nachrichten 
und Schicksal der Juden in Kaaden (c. Kadañ) erhal¬ 
ten ist, beweist, daß ihr Los daselbst kein beneidens¬ 
wertes war. Mit Ausnahme einer kurzen, kaum länger 
als ein Menschenalter währenden Zeitspanne, in der 
sie den Schutz und die Gunst eines mächtigen Dyna¬ 
sten genossen und der Gleichberechtigung mit ihren 
christl. Mitbürgern sich erfreuten, konnten sie zwar 
fast immer ihrem Handel und Wandel nachgehen und 
fanden auch bei Gericht und Amt willig Gehör, mu߬ 
ten aber auch fortgesetzt eine Schmälerung ihrer bür¬ 
gerlichen Rechte erleiden, bis die Missetat eines mäh¬ 
rischen Glaubensgenossen, der zufällig als Gast einer 
einheimischen Judenfamilie in den Mauern der Stadt 
weilte, gar einen vernichtenden Schlag gegen das 
Kaadner Judentum auslöste, von dem es sich nicht 
mehr erholen sollte und dessen lähmende Wirkung 
auch noch nach dem J. 1848 eine geraume Zeit fort¬ 
dauerte. Es ist kein erfreuliches Bild, welches uns die 
Vergangenheit von dem Dasein der Kaadner Juden 
entrollt, weil es fast nur Verfolgung und Bedrückung 
und immerwährende Kämpfe um spärliche Rechte dar¬ 
stellt. Erst in jüngster Zeit, seit etwa einem halben 
Jht., konnte der Bann, der hier die Entfaltung jüdi¬ 
schen Lebens hinderte, gebrochen werden und lang¬ 
sam, aber sicher erstarkte auch in K., von kleinen An¬ 
fängen ausgehend, eine an Zahl nicht große, doch 
selbstbewußte und in ihrer Existenz wohlgesicherte 
Judenschaft, die sich heimisch und zufrieden fühlt 
und in der K. G. ihren einigenden Mittelpunkt schätzt 
und hochhält. 
Wann die ersten Juden in K., dieser freundlichen 
Bezirksstadt an der Eger, welche 1183 urkundlich 
kundbar wird und 1261 zum erstenmal als Stadt ge¬ 
nannt erscheint, sich heimisch machten, ist nicht fest¬ 
stellbar. Die früheste Meldung über sie bringt das 
älteste erhaltene Stadtbuch, das im J. 1465 begonnen 
wurde. Da es schon beim nächsten Jahre, 1466, den 
Verkauf des Hauses einer Jüdin an einen Christen 
vermerkt, muß auf eine bereits länger dauernde An¬ 
sässigkeit dieser Frau und wohl auch anderer Juden 
geschlossen werden, wie auch für die folgenden Jhzt. 
eine größere Anzahl Juden als Kaadner Hausbesitzer 
bezeugt wird. Es stand ihnen also damals das Recht zu, 
Häuser zu besitzen, zu kaufen und zu verkaufen, 
und im Zusammenhange damit vermochten sie auch 
das Bürgerrecht zu erwerben. Sie waren bürgerliche 
Hauseigentümer. Das erwähnte Stadtbuch verzeichnet 
für die Zeit von 1465 bis 1519 unter 466 Bewerbern 
auch sieben jüdische, denen vom Rate das Bürgerrecht 
verliehen wurde: 1469 Daniel Jude1), 1472 Jeremias 
J., 1481 Salomon J., 1484 David Döring J., 1489 Moi¬ 
sés J. und Joseph J., 1494 Heilmann J., der junge 
Chaim. Bei fünf von ihnen ist auch die Gebühr mit¬ 
vermerkt, die dafür erlegt werden mußte: Salomon J. 
gab 2 Schock meißnischer Groschen, David Döring J. 
5 rheinische Gulden, Moisés J. 40 Groschen, Joseph 
J. 30 Groschen, Heilmann J., der junge Chaim, 2 Gul¬ 
den. Da die nach dem Vermögen abgestuften Beträge 
von 4 Groschen an bis zu 20 Schock Groschen, bzw. 
15 Gulden, anstiegen, kann daraus ein Schluß auf die 
Vermögensverhältnisse der Genannten gezogen wer¬ 
den: sie gehörten nicht zu den Ärmsten, aber der 
Wohlstand der Bessergestellten war auch nur mäßig. 
Die Judenhäuser, oder, wie es einigemale heißt, die 
Judenhäuislein lagen einander benachbart im südwest¬ 
lichen Winkel der Stadt, noch innerhalb der Ring¬ 
mauern in der inneren Stadt nahe dem Wassertor, 
durch das man mit wenigen Schritten hinab zur Eger 
gelangte; ein Ghetto war es nicht, es wohnten daselbst 
auch Christen. 
Der erste uns überlieferte Judenname ist Quendel 
Isak Jüdin, der Name eben jener jüdischen Frau, 
welche ihr Haus bei dem Wassertor an einen Christen, 
Matthes Melzer aus Burgstadl, verkaufte. Dieses über¬ 
gab es 1468 käuflich den jüdischen Eheleuten David 
und Recihel, wobei die Käufer den Betrag von 
16 Schock Groschen schuldig blieben und in drei 
Vierteljahren zu bezahlen versprachen. Nach Davids 
Tode veräußerte seine Witwe gemeinsam mit seinen 
Söhnen Chaym, Isak, Abram, Josep und Hes dieses 
Haus an Salmon J., dessen Schwiegervater Samuel J. 
dem Isak J. 20 Schock weniger 20 Groschen schuldete, 
welchen Betrag Sa'lmon auf sein Haus übernahm. Letz¬ 
terer stand unter dem Rechtsschutz des Friedrich von 
Duppau, der am 12. Jänner 1510 dessen Haus an 
Johann von Lobkowitz, den Pfandherrn von K., ver¬ 
kaufte, von dem es noch in derselben Woche, am 
15. Jänner, durch Vermittlung Linhard Stampachs 
dem Oscher J. von Elbogen durch Kauf überkam; 
Johann von Lobkowitz nahm aber aus unbekannten 
Gründen 1513 dieses Haus wieder an sich und über¬ 
ließ es 1515 dem Mosch J., in dessen oder seines 
gleichnamigen Sohnes Besitz es bis 1526 blieb, in wel¬ 
chem Jahre am 9. März der Magistrat es an die Chri¬ 
stin Barbara Storch abgab. Eine andere Reihe gleich¬ 
falls häufig wechselnder jüdischer Besitzer läßt sich 
für dasjenige Haus feststellen, das im J. 1469 der Gold¬ 
schmied Jobst Kürschner dem Jeremias J. verkaufte. 
Dieser schloß mit seinem Nachbar einen Vertrag, daß 
derselbe durch des Juden Haus einen Wasserabzug 
führen könne für ihn und alle seine Rechtsnachfolger, 
dessen Instandhaltung beide Nachbarn, jeder soweit 
sein Haus reiche, auf sich nehmen sollten. Des Jere¬ 
mias J. Eidam war Isak J., dem er 1480 sein Haus 
käuflich überließ, der es wieder im gleichen Jahre an 
Samuel J. weiter gab. Erst unter diesem Besitzer 
schlichtete der Stadtrat einen Streit wegen der vom 
Vater des letzten christl. Besitzers Jobst Goldschmieds 
erhobenen Ansprüche auf das Haus zugunsten Samu¬ 
els. Von ihm übernahm schon wieder im nächsten 
J. 1481 sein Eidam Salmon J. käuflich dieses Haus 
und wieder ein Jahr darauf, 1482, David J., genannt 
Döring. Dieser lieh 1485 von Joseph J., des Leßers 
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Kaaden Í
	        
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