Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Meiler, Markus P o 1 a k, Jakob Reininger, 
Jakob Schidloff, Abraham S t e r r n, Aron 
Stukhart, Hersehl Stukhart, Herschman 
S t u k h a r t, Michl Stukhart, Salomon Weiss, 
Yeith Weiss, Jakob Z e i 1 i n g e r. 
In diesem Register werden demnach 23 Familien 
genannt und wenn man in Betracht zieht, daß es 
neben diesen sicher noch Familien gab, bei denen in 
dem angeführten Zeitraum zwischen 1810 und 1832 
kein Anlaß war, in dem erwähnten Register genannt 
zu werden, weil überhaupt keine oder nur weibliche 
Nachkommen waren, so läßt sich ein annäherndes 
Bild über die damalige Größe der Altstädter J. G. 
gewinnen. 
In der Folgezeit jedoch verringerte sich der Stand 
der jüd. Bevölkerung und in einem aus dem J. 1850 
stammenden Verzeichnisse der jüdischen Häuser, die 
übrigens mit römischen Ziffern bezeichnet waren, 
finden wir nur mehr: 
$au§4ftt. I. O&rtgíeitíicf) ßanbfteirt |)au§ 
(^ßäd^ter ©amuet Gramer). 
II. Sftarfuê SBex^. 93ent)oí)ner 3)amö SÍIlina, 
©eelforger. 
III. $übtfcí)e ©djuie. 
IV. SBitrae ©leottora rtad) ©amuel ©albftein. 
V. SaïoB ^oía!. 
VI. (Saíomon u. Seopolb Cremtet. 
VII. SBitoe Sttbmtla nací) Qaïob ©olbftein. 
Möglicherweise aber handelt es sich hier nur um 
die „behausten 6 Familien; es ist dies sogar sehr wahr¬ 
scheinlich, denn 21 Jahre später, i. J. 1871, wurde 
die bis dahin private, von der J. G. erhaltene jüd. 
Schule nach dem Reichsvolksschulgesetze in eine 
öffentliche jüd. Volksschule umgewandelt, was wohl 
kaum wegen nur 6 Familien erfolgt wäre. Diese jüd, 
Volksschule wurde i. J. 1900 aufgelassen. 
Als Rabbiner wirkten: Jakob Schidloff um 
1820 und David Allina um 1850. 
Als Kultusvorsteher sind bekannt: Isak Z e i 1 i n- 
g e r, Lazar Stukhart, Leopold K o h n, Bernard 
Goldstein und Leopold Steiner. 
Im Jahre 1893 wurde A. als selbständige Gemeinde 
aufgelassen und der K. G. Neubistritz angeschlossen. 
Heute wohnen in A. nur mehr 4 Familien, u. z.: 
Sophie Appelfeld, Emil Lichtenstern, Leo¬ 
pold Steiner und Sophie Zeilinger mit insge¬ 
samt 15 Personen. 
Geschichte der Juden in Neubistritz. 
Bearbeitet von 
Franz Wondrak, Neubistritz. 
D ie K. G. Neubistritz (c. Nová Bystrice) wurde erst 
im Jahre 1893 errichtet, ist also eine verhältnismäßig 
junge Gemeinde. Bis zu diesem Zeitpunkte gehörte 
Neubistritz zur K. G. Altstadt; diese wurde im glei¬ 
chen Jahre als solche aufgelassen und die Altstädter 
Juden der neuerrichteten K. G. Neubistritz zugeteilt. 
Über die erste Ansiedlung der Juden in N. ist nichts 
Genaues bekannt. In einem den Zeitraum von 1810 bis 
1832 umfassenden Altstädter Beschneidungsregister 
finden wir 1821 einen Schächter Emil Kohn aus 
Neubistritz zum ersten Male erwähnt, 1827 folgt dann 
ein Abraham Stern aus N., in der ältesten noch 
vorhandenen Altstädter Matrik, beginnend mit dem 
Jahre 1840 einen Jakob Fischi und schließlich 
in den Matriken des Pfarramtes Neubistritz, die 
gleichfalls ab 1840 auf den jeweils letzten Blättern 
der einzelnen Bände die „Israelitenund zwar „in- 
soferne um die Eintragung ersucht wurde", ausweisen, 
einen Wolf Stern und Jakob David Reinin¬ 
ger 1841 angeführt. Erst später, etwa um 1855 be¬ 
ginnend, mehren sich die Eintragungen, bezw. die 
Familiennamen, woraus zu schließen ist, daß erst um 
diese Zeit herum die eigentliche Zuwanderung der 
Juden sich vollzogen hat, während es sich bei den 
oben erwähnten Juden, die schon vor 1848 hier 
wohnten, um geduldete oder privilegierte Juden han¬ 
delt. 
Die erste Gründung dieser nach 1848 bisher zuge¬ 
wanderten Juden war die jüd. Schule. Ihre Errichtung 
kann in die Zeit um 1860 verlegt werden. Die Schule 
war im Hause Nr. 311 untergebracht und wurde i. J. 
1904 aufgelassen. Als Lehrer sind bekannt: Jakob 
Freund, Samuel Mautner, Jakob Reichel, 
Filipp Böhm und Hermann Steiner von 1893 bis 
zur Auflassung. 
Hermann Steiner wirkte hier auch als Rabbiner — 
ein Mann von selten reinem und edlem Charakter 
und tiefer, wahrer Frömmigkeit, ein Lehrer und Rab¬ 
biner von umfassendem Wissen. Allseits hochgeschätzt 
und verehrt, starb er im Jahre 1922. 
Das Haus Nr. 343 in der Mühlgasse, der Herrschaft 
N. gehörig und ursprünglich Bestandhaus genannt, ist 
seit mehr als 100 Jahren von Juden gepachtet, die dort 
außer der Landwirtschaft die Erzeugung und den Aus¬ 
schank von Branntwein betreiben. Das Haus bezw. der 
Branntweinausschank heißen daher allgemein das 
„Judenhaus" oder, allerdings seltener, das „Brannt¬ 
weinhausAls Pächter finden wir die schon eingangs 
erwähnten Stern, Reininger und Fischi sowie in der 
letzten Zeit, etwa von 1850 an, Wolf Podza- 
h r a d s k y, der i. J. 1897 starb. Sein Sohn Ludwig 
(gestorben 1900 in Wien) stiftete im Jahre 1900 den 
Betrag von 10.000 fl. zur Errichtung einer Studenten- 
u. Schülerstiftung; aus dem jährlichen Zinsenertrage 
dieses Kapitals werden Stipendien für jeweils 1 armen 
jüd. und 1 christl. Studierenden gebildet. Mangels 
armer jüd. Schüler wurden bezw. werden diese Sti¬ 
pendien fast immer an arme christl. Schüler verliehen 
Ein anderer Sohn, Josef, der seinem Vater als Pächter 
folgte, übersiedelte 1911 nach Wien, wo er 1928 starb. 
Nach ihm waren Jakob Pachner (jetzt in Prag) 
und Siegfried Sametz gemeinsame Pächter, ab 
1926 ist Siegfried Sametz alleiniger Pächter. 
Bis unter Josef Podzahradsky hatten die Pächter des 
Judenhauses auch immer den etwa 1 Stunde von N. 
entfernten Meierhof Braunschlag gepachtet, wo sie 
außer der Landwirtschaft und der Mastviehzucht auch 
eine Spiritusbrennerei betrieben. Verwalter dieses 
Meierhofes war von 1846 bis 1886 Karl Wot- 
t i t z k y, nach ihm bis 1912 Josef Fried; nach 
diesem sein Sohn Rudolf bis 1930. Ab 1931 ist R u- 
dolf Fried Verwalter der gesamten Herrschaft 
Neubistritz (Besitzer seit 1911 Geschwister Kern in 
Wien). 
Altstadt 2 
4
	        
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