Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

gorze bei Krakau, einstimmig gewählt, der bis heute 
in vorbildlicher Weise tätig ist und auch den Reli¬ 
gionsunterricht an den Mittelschulen in Graslitz und 
Elbogen und an den Volks- und Bürgerschulen inner¬ 
halb seines Gemeindebezirkes erteilt. — Der erste 
Kantor war A. P o 1 1 a k, ihm folgte Moritz Bu߬ 
gang aus Zwittau (vom 2. November 1893 bis 
23. Juli 1896). Nachdem er F. verlassen hatte, wurde 
am 14. Oktober 1896 Lippmann Kurzweil aus 
Salzburg zum Kantor und Lehrer gewählt, der diese 
Ämter bis zu seinem 1929 erfolgten Tode in bester 
Weise versah. 
Die Matrikenführung hatte ursprünglich dem katho¬ 
lischen Pfarramt in Lobs obgelegen; seit den Sech¬ 
zigerjahren war sie dem Philipp Steiniger übertragen 
worden, seit 1884 hatte sie Jonas Kohn zu besorgen 
und jetzt ist sie Dr. Feuerstein anvertraut. — Seit 
1879 besteht eine Ner-Tomid-Stiftung, deren Zinsen 
an bedürftige Gemeindemitglieder verteilt werden. 
Von den neueren Schicksalen der Gemeinde sei die 
geradezu musterhafte Fürsorgetätigkeit hervorge¬ 
hoben, welche sie während des Weltkrieges gegenüber 
armen Flüchtlingen und Verwundeten jüd. Religion 
aufwendete und die ihr viele tausende Kronen kostete. 
An Kriegsopfern hatte sie 5 ihrer Mitglieder zu be¬ 
klagen: Arnold Schulz aus Graslitz, geb. 17. November 
1890, fiel am 29. August 1915 bei Kaplince in Gali- 
zien, der Offiziersaspirant Franz Bondy, der Sohn des 
Vorstehers Karl Bondy, fand am 16. Mai 1916 bei 
Buczacz den Heldentod. Ferner starben an den Fol¬ 
gen von Verwundungen oder an Kriegskrankheiten: 
in Leitmeritz Emanuel Fuchs, in einem Kriegsspital 
in der Nähe von Graz der Kaufmann Wilhelm Bux- 
baum und in Heinrichsgrün N. Löffler. Im J. 1918 
wurden durch rohe Pöbelhaufen in Falkenau eine 
Reihe jüd. Geschäfte und Wohnungen geplündert und 
hiebei großer Schaden angerichtet. 
Von den Mitgliedern der K. G., die unmöglich alle 
aufgezählt werden können, seien außer den schon 
gelegentlich Genannten noch solche Herren erwähnt, 
welche dem engeren oder dem weiteren K. A. ange¬ 
hörten, wie Med. Dr. Bernhard Spira, Werksarzt in 
Bleistadt, Likörerzeuger Gustav Kohn in Graslitz, 
Franz Pollak, Leo Fink, Leo Geiger, Wilhelm Schwa¬ 
bach (Chodau), Dr. G. Sachs, Moritz Löwy, Hugo 
Löwy, Dr. L. Unger und Ernst Steiniger, womit aber 
die Liste der angesehenen Gemeindiemitglieder noch 
lange nicht erschöpft ist. In Falkenau wirkt seit län¬ 
gerer Zeit Landesgerichtsrat Dr. Mohr, in Bleistadt 
hat Josef Steiniger eine Perlmutterfabrik, in Kirchen¬ 
birk lebt ein Nachkomme des erwähnten I. Hönig als 
Kaufmann und Posthalter. In Poschetzau besitzen 
I. S. Maier & Co. eine Porzellanfabrik. 
Bei der Volkszählung des Jahres 1921, der letzten, 
deren Einzelergebnisse schon veröffentlicht sind, 
zählte die Gemeinde 484 Mitglieder; davon entfielen 
auf Falkenau 208, auf den Bezirk Falkenau außerdem 
noch 68 (Bleistadt 22, Kogerau 22, Haberspirk 11, 
Schönlind 6, Theusau 3, Horn 2, Kirchenbirk 2), auf 
den Bezirk Elbogen 143 (Elbogen 55, Chodau 44, Neu- 
sattl 26, Poschetzau 6, Littmitz 4, Lauterbach Stadt 4, 
Griinlas 3, Altsattl 1) und auf den Bezirk Graslitz 65. 
* 
(Mit Benützung von Angaben, die Herr Bûrgerschuï- 
direktor i. R. Anton G a n g 1 in Falkenau machte, und nach 
den reichhaltigen Mitteilungen des Herrn Dr. S. Feuer¬ 
stein, des Herrn Professors Dr. Hubert H a ß m a n n in El¬ 
bogen und des Herrn Redakteurs Gold in Prag, denen hiemit 
wärmstens gedankt wird.) 
* 
*) Auch in Bondy-Dworsky finden sich in Nr. 551, 
855, 872 und 873 Mitteilungen aus Elbogen vom Jahre 1570. 
2) Vgl. Jewish Encyclopedia, VI, S. 387. 
3) Weihs, Dr. Friedrich, „Aus Geschichte und Leben der 
Teplitzer Judengemeinde (1782—1932)", Brünn-Prag 1932, Jü¬ 
discher Buch- und Kunstverlag, S. 13, Anm. 1. 
4) Ist das vielleicht der spätere Teplitzer Rabbiner (1800 
bis 1831) 1. Löwi? (S. Weihs., 1. c., S. 14.) 
5) Vgl. „Gedenkbuch der Stadt Falkenau 1841", herausge¬ 
geben v. Deutschnationalen Verein, Falkenau 1922, S. 73 u. 74. 
In Arnitzgrün wurde noch 1915 ein Flüchtling aus Gali- 
zien bestattet. 
Falknov n./O. 5 
130 
Fnlkennu 5
	        
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