Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Ernst Schick 
Dr. Moritz Zucker mann 
Obkt. Annin Wilkowitsch 
Rudolf Fischi 
Stils auf unserem Gottesacker zu errichten. Dieses Be¬ 
streben entspringt dem Geiste unserer Patriarchen — 
Jakob, Josef Moses usw., die bei ihren großen Zielen 
im Leben auch an ihr Sterben nicht vergaßen! . . . 
Bei der Ausgestaltung und der liebevollen Pflege 
unseres Gottesackers erwarben sich unsterbliche Ver¬ 
dienste die Vorsteher der Ch. K., u. zw. die Herren: 
Eduard Löwy, Wilhelm Herrmann und der nun amtie¬ 
rende Obmann Rudolf Fischi. Ihrer Umsicht ist es zu 
verdanken, daß unser Friedhof als mustergültig be¬ 
zeichnet werden darf. 
Am 1. Januar 1928 verließ nach 14 jähriger Tätig¬ 
keit Herr Rh. Dr. Arnold Grünfeld sein Amt in E. 
und am 1. August desselben Jahres besetzte dessen 
Stelle Herr Rb. Dr. Israel Schapira aus Berlin. Er 
vereinigt gründliches Wissen sowohl auf jüdischem, 
als auch auf profanem Gebiete. Schon im J. 1910 ver¬ 
öffentlichte er eine in hebräischer Sprache abgefaßte 
Broschüre unter dem Titel: Hitkommut haikkarim 
beerez Romania. Im J. 1927 erschien seine wissen¬ 
schaftliche Abhandlung „Der Antisemitismus in der 
französischen Literatur'4 im Philoverlag in Berlin, 
Herr Dr. Israel Schapira hat ferner wissenschaftliche 
Beiträge für die „Encyclopaedia Judaica66 sowie für 
das Jüdische Lexiken" geliefert. 
* 
Über einen einstimmigen Sitzungsbeschluß der K. 
G. Königsberg a. d. Eger wurde dieselbe laut Erlaß 
der Landesbehörde vom 13. Dez. 1931 an die Egerer 
K. G. angeschlossen. 
Die K. G. Eger hat sämtliche Aktiven und Passiven 
übernommen, u. zw. den Tempel, den Friedhof und 
zwei kleine Wohngebäude samt Stiftungslegaten. Wohl 
fand der besagte Beschluß nicht die Zustimmung der 
K. G. Falkenau a. d. E., in deren Bezirk Königsberg 
liegt, allein mittels Erlasses vom 13. Dezember 1931, 
ZI. 604.559, ai. 1931-7/B., 516/9, ai. 1930 hat der Lan¬ 
despräsident zugunsten der K. G. Eger in punkto der 
Angliederung entschieden. 
Mit diesem Zeitpunkte hat eine einst weitberühmte 
K. G. infolge der unaufhaltsamen Abbröcklung ihre 
selbständige Verwaltung eingebüßt. Über die Ge¬ 
schichte der K. G. in Königsberg a. d. E. wird an an¬ 
derer Stelle berichtet. 
Vor dem Kriege bereits wurde die dringende Not¬ 
wendigkeit der Gründung einer Station zur Beförde¬ 
rung durchreisender Armen nach ihrer Heimat er¬ 
kannt. E. bildet schon deswegen den wichtigen Kno¬ 
tenpunkt für hilfeheischende Glaubensgenossen, weil 
diese Stadt an drei Kurorten (Franzensbad, Marien¬ 
bad und! Karlsbad) und an zwei Grenzen (Bayern und 
Sachsen) liegt. 
Eine Bewegung zur Bekämpfung des Berufs-Wan- 
derbettels ging szt. von der Wiener Union aus, die 
ihren Sekretär (Fleischer s. A.) anher sandte, eine 
Durchwanderer-Station in E. zu schaffen. Die Vor¬ 
bereitungen hiezu waren soweit gediehen, daß die ein¬ 
schlägigen Drucksorten bereits aus Wien an den hiesi¬ 
gen K. V. eingelangt waren. Indessen aber brach der 
Weltkrieg aus, der alle guten Bestrebungen und edlen 
Pläne über Bord warf. 
Nach Kriegsende war jede Möglichkeit genommen, 
mit Wien die Wanderbettel-Aktion fortzuführen. Die 
dringende Notwendigkeit aber, dem professionellen 
Wanderbettel wirksam zu begegnen und dennoch der 
Armut die Hand nicht zu verschließen erheischte die 
Schaffung einer Zentralfürsorge innerhalb der K. G., 
die am 15. Mai 1927 ins Leben gerufen wurde. Die 
zentrale Fürsorge übernahm auch die Weiterbeförde¬ 
rung der Glaubensgenossen aus den westlichen Län¬ 
dern — eine Aufgabe, die durch die Wirtschaftskrise 
immer mehr erschwert wurde. 
Die Ausgaben für den allgemeinen Wanderbettel 
bestreiten: die K. G., die Ch. K., der F. V. und die 
Gemeindemitglieder durch Leistung von Mitgliedsbei¬ 
trägen. Die bedeutenden Kosten, die durch die Weiter¬ 
beförderung von Rückwanderern erwachsen, werden 
auf Rechnung des Landesverbandes der I. K. G. mit 
deutscher Geschäftssprache in Böhmen (Sitz in Tep- 
litz-Schönau) bestritten. 
An der Spitze der Zentralfürsorge stand seit Beginn 
der Aktion bis zum 31. Jänner Herr Rudolf Bloch. 
Gegenwärtig bekleidet diese Ehrenstelle Herr Ernst 
Schick. Als Kassierin wirkt seit der Gründung Frau 
Okt. Selma W i 1 k o w i t s c h, die dieselbe Ehren¬ 
stelle auch im Frauenverein inne hat. 
* 
*) M. G. W. J. 1900, S. 298. 
"') Einleitung zum Buche Leket Joscher, Nr. 74 
3) Leket Joscher I., S. 105. 
4) Vgl., was ich über ihn in der Encyclopaedia Judaica V. 
S. 875, berichtet habe. 
5) R. G. A. Terumat ha-Deschen II, Nr. 139. 
6) Leket Joscher I, S. 64. 
') R. G. A. Israel Brunna, Nr. 195 und siehe, was ich über 
R. Eleasar aus Passau in ZGJTsch. L S. 232. berichtet habe. 
8) A. a. 0., Nr. 227. 
9) R. G. A. Maharil, Nr. 74. 
10) R. G. A. Jakob Weil, Nr. 25, 115. 
A. a. O., Nr. 79. 
12) Leket Joscher in der Einteilung, Nr. 109. 
13) A. a. 0. 
14) R. G. A. Israel Brunna, Nr. 67. 
lo) Grätz, Geschichte der Juden VIII, S. A. 1 
16) Einteilung zu Leket Joscher, Nr. 109. 
17) A. a. 0. 
18) A. a. 0., Nr. 108. 
19) A. a. 0., Nr. 18. 
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