Volltext: Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I. (1 (1934) ;)

Geschichte der Juden in Dölitschen. 
Bearbeitet von 
Oberlehrer Wenzel Wach, Mies. 
Das Dorf Dölitschen (c. Telice) liegt 17"5/c//i süd¬ 
westlich von der Bezirksstadt Mies in einer, den 
romantischen Siebenbergen vorgelagerten Talmulde. 
Es wird zum erstenmal im Jahre 1115 urkundlich ge¬ 
nannt. Herzog Swatopluk stiftete im Jahre 1108 das 
Benediktinerstift Kladrau. Sein Nachfolger Wladislaw 
beschenkte das Stift im Jahre 1115 mit 25 Dörfern. 
Auch die Adeligen der Umgebung beschenkten das 
Kloster; unter ihnen gab Braniis Grund im Dorfe 
Telzna (Telicz, Dölitschen). 
Zu den ältesten Ansiedlungen unserer Gegend ge¬ 
hören auch die Dörfer Darmschlag und Prostibor, die 
in alten Urkunden vor dem Jahre 1100 erwähnt sind 
und später mit D, eine Judengemeinde bildeten. 
Zu Beginn des 14. Jhts. wurde in der Nähe von D. 
die Burg Prostibor (Kopec, Kopetzen) von Angehö¬ 
rigen eines Rittergeschlechteis erbaut, das aus der Ge¬ 
gend von Zwirschen im Radbusatale zugezogen war. 
Der erste dieses Geschlechtes war Habart von Prosti¬ 
bor (1333—1362). Abt Raczko III., Edler von Prosti¬ 
bor, tauschte im Jahre 1373 die dem Stifte Kladrau 
gehörigen Orte Metzling und Wohnischen von seinem 
Verwandten Raczko von Proistibor für die dem Klo¬ 
ster näher liegenden Dörfer Prostibor mit der Burg 
Kopetzen und den Schlössern in Darmschlag und D. 
mit allem Zugehör um. Nach den Hussitenkriegen 
mußte das Stift Kladrau viele Besitzungen verkaufen 
oder verpfänden. Im Jahre 1526 kam Kopetzen mit 
den Gütern Darmschlag und D. in den Besitz Dobro- 
host's von Ronsperg (1526—1537). Diesem folgte Toc- 
nik von Krimitz mit seinen Nachfolgern Christof, 
Wenzel und Burghardt (1537—1624). Letzterer ver¬ 
kaufte die Güter an Johann Rudolf Wolfinger von 
Ploskowitz und Wolfsbach. Dieser erhielt für seine 
Verdienste als Bürgermeister der Stadt Pilsen wäh¬ 
rend der Mannsfeldiischen Besetzung der Stadt 
(1618—1621) die Bestätigung des Ritterstandes. Ihm 
folgte sein Sohn Johann Christof (gest. 1672). Von 
seinen Kindern waren im Jahre 1696 die Brüder 
Franz, Wenzel und Johann im Besitze der Güter. Die 
letzte Besitzerin dieses Geschlechtes war Anna Fran¬ 
ziska Wolfinger von Ploskowitz und Wolfsbach. Hier¬ 
auf folgten: Schirndinger von Schirnding (1720 bis 
1737), Freiherr Locher von Lindenheim (1737 bis 
1754), Grafen von Oppersdorf (1755—1789), Wen¬ 
zel Hora von Oczellowitz (1789—1799), Heinrich 
Freiherr von Grafenreuth (1799—1803), Johann Lo¬ 
renz Wolf, Michael Wolf, Margareta Wolf, Georg 
Wolf (1803—1854). Im Jahre 1840 wurde Darmschlag 
an den Fürsten Karl Thomas Löwenstein in Haid, 
1854 Kopetzen an demselben Fürsten, D. jedoch an 
Wenzel Walter aus Kosolup verkauft. Sein Erbe Lud¬ 
wig Mösenbacher verkaufte 1911 das Gut an Ri¬ 
chard Abeles, Gutspächter in Bischof teinitz, J o - 
sef Popper, Gutspächter in Hlas und Sieg- 
mund Bergler, Kaufmann in Mies. Nach Parzel¬ 
lierung des Gutes erwarb im Jahre 1919 Wenzel 
Schwab aus Prostibor den Restbesitz. 
Die Judenfamilien sind in D. zu Beginn des 18. 
Jhts. nachweisbar. In der im Jahre 1716 von der Be¬ 
sitzerin des Gutes D. Anna Franziska Wolfinger ver¬ 
faßten Bekenntnistabelle finden sich folgende An¬ 
gaben: 
Wo r m s Jakob, 70 Jahre mit Weib und drei 
Kindern, wohnhaft allhier 3 Jahre, zinist der Obrigkeit 
2 Gulden, handelt mit Gewirk. 
Israel, 28 Jahre alt, mit Weib und zwei Kindern, 
wohnhaft allhier 3 Jahre, zinst der Obrigkeit 5 Gul¬ 
den, handelt mit Federn und Leinwand. 
Im Josefinischen Kataster vom Jahivé 1787 sind fol¬ 
gende Judenfamilien verzeichnet: Israel Low, 
Judenhäußl Nr. I, Jakob Maier Nr. III, David 
S a 1 a m o n Nr. IV, Caium Low Nr. VI, Simon 
S a 1 a m o n Nr. VII, Rubin Salamon Nr. VIII. 
Außerdem sind als obrigkeitliche Judenhäuser ohne 
Angabe der Bewohner die Nummern 3, 7, II, IX 
und X angegeben. Im sogenannten stabilen Kataster 
vom Jahre 1837 ist ein Hausverzeichnis der in D. 
wohnhaften Grundeigentümer in alphabetischer Ord¬ 
nung enthalten. Darin finden sich folgende jüdischen 
Besitzer vor: 
Auer Barbara Nr. VII, Bloch Joisef Löbl Nr. II, 
Beck Simon Nr. X b, Eckstein Löbl Isack Nr. II, 
Gröschl Wolf Nr. VI, Habermann Abraham Nr. XV, 
Lederer Jakob Nr. I, Ledei^er Isack Nr. X, Lederer 
Salomon Nr. XIV, Raumann Rosalia Nr. IX, Rau¬ 
mann Salomon Nr. XII, Schwarz Isack Nr. II a, Spitz 
Moses Nr. IV, Spitz Salomon Nr. VIII, Sperber Moses 
Nr. XIII, Weil Jeremias Nr. V, Weil Bliiml Nr. V. 
Dieses Verzeichnis wurde von der Steuerbezirksobrig- 
keit Kopetzen am 13. April 1837 verfaßt. 
Im Pfarrarchive zu Prostibor befindet sich die in 
den Jahren 1794—1840 von den Pfarrern Wenzel 
Stohwasser und Johann Prohaska geführte Matrik der 
Judengemeinde. In derselben finden sich folgende 
Familien: Markus Bloch Nr, I, Zacharias Ebstein 
Nr. VI, Simon Raumann Nr. VII, Israel Lederer 
Nr. VIII u. X, Benjamin Sperber Nr. X, Abraham 
Klein Nr. III, Moïses Schleuß Nr. IV, Moses Spitz 
Nr. 7, Löbl Wudl Nr. XI u. XIII, Isaak Schwarz Nr. 
I u. II, Moses Steiner Nr. 21, Salomon Raumann 
Nr. V, Emanuel Hofmann Nr. 3 u. III, Salomon Spitz 
Nr. VIII, Abraham Wail Nr. III u. V, Israel Auer 
Nr. V u. VII, Zacharias Steiner Nr. III, V, X, 5, 
Ezechiel Raumann Nr. 40, Ezechiel Ebstein Nr. XI, 
Simon Beck Nr. X, Salomon Lederer Nr. XIV, Isaak 
Löbl Nr. III, David Kauderer Nr. VIII, Joachim 
Steiner Nr. 35, Simon Brik Nr. X, Abraham Haber¬ 
mann Nr. XV, Salomon Mohauer Nr. XI, Wolf Gröschl 
Nr. VI, Josef Löbl Bloch Nr. II, Jeremias Weil Nr. 
III, Salomon Steiner Nr. IV, Nehemias Weil Nr. V, 
Leopold Wölfler, Kopetzen. 
8 
113 
Dölitachen 1
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.