Volltext: Wofür kämpfen die Engländer? [78]

nung, und weil der Japaner gerade deswegen eine neue politische 
Situation vielleicht schneller und klarer zu erfassen vermag als 
irgendein anderer, erscheint dieses Arteil besonders bemerkenswert. 
Man fühlt in Japan, daß Englands beherrschende und tyranni¬ 
sierende Weltmachtstellung — das Zugeständnis, daß das Bündnis 
mit England aus Furcht geschloffen war, ist ungemein charakte¬ 
ristisch — ins Wanken gerät. Das ist für uns die Äaupt- 
sache. Im übrigen kümmern uns die Zukunftsphantasien der 
Japaner herzlich wenig. Wir neiden England nicht seinen indischen 
Kolonialbesitz, nach dem Japan gierig ist. Ein englisches Indien 
muß uns aus politischen Gründen und aus ethischen Empfindungen 
heraus immer noch lieber sein als ein Indien unter japanischer 
Herrschaft. And kein vernünftig Denkender bei uns wird an den 
nun bevorstehenden Zusammenbruch des englischen Weltreichs 
glauben oder ihn auch nur wünschen. Niemand von uns führt 
die Phrase von der völligen Vernichtung Englands im Munde, 
wie es die Politik der Straße in England in bezug auf Deutsch¬ 
land tut. Wir haben es nicht nötig, die Leidenschaftlichkeiten der 
breiten Masse aufpeitschen zu lassen durch Phrasen, an die die¬ 
jenigen, die sie in die Masse hineintragen lassen, selbst nicht im 
Ernst glauben. 
Es gibt nur wenige unter uns, die nicht schließlich doch — 
trotz allem! — eine Verständigung mit England als das 
erstrebenswerte Ziel einer vernünftigen politischen 
Zukunftsentwicklung betrachten. Eine Verständigung ohne 
„Vernichtung". Aber dafür muß die Grundlage erst geschaffen 
werden. Die Voraussetzung dazu ist die Beseitigung des un¬ 
erträglichen Drucks, den bisher Großbritannien ausübte. Nicht 
der vermeintliche deutsche Militarismus hat der Welt den Atem 
geraubt, sondern die maritime Großmannssucht Englands. Man 
hat das bisher nicht so recht empfunden, weil die englischen 
Politiker es immer trefflich verstanden haben, ihre egoistischen 
Beweggründe mit freiheitlichen Phrasen zu drapieren. Jetzt weiß 
man, daß England nur da eine Freiheit anerkennt, wo es herrscht. 
Das haben im Verlaufe des Krieges gerade diejenigen am stärksten 
zu spüren bekommen, die bis dahin in England den gegebenen 
Schützer der Freiheit erblickten: die Neutralen. 
Ihr Arteil sollte den Engländern zu denken geben. Aber es 
scheint nirgends schwerer zu sein, mit der Wahrheit durchzu-
	        
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