Volltext: Steins Geschichte des Weltkriegs

arbeit in Bosnien und der Herzegowina Meine Herrscherrechte auf diese Länder 
erstreckte, hat diese Meine Verfügung im Königreiche Serbien, besten Rechte in keiner 
Weise verletzt wurden, Ausbrüche zügelloser Leidenschaft und erbittertsten Hasses her¬ 
vorgerufen. Meine Regierung hat damals von dem schönen Vorrechte des Stärkeren 
Gebrauch gemacht und in äußerster Nachsicht und Milde von Serbien nur die Herab¬ 
setzung seines Heeres auf den Friedensstand und das Versprechen verlangt, in Hin¬ 
kunft die Bahn des Friedens und der Freundschaft zu gehen. Von demselben Geiste 
der Mäßigung geleitet, hat sich Meine Regierung, als Serbien vor zwei Jahren im 
Kampfe mst dem türkischen Reiche begriffen war, auf die Wahrung der wichtigsten 
Lebensbedingungen der Monarchie beschränkt. Dieser Haltung hatte Serbien in erster 
Linie die Erreichung des Kriegszweckes zu verdanken. Die Hoffnung, daß das serbische 
Königreich die Langmut und Friedensliebe Meiner Regierung würdigen und sein Wort 
einlösen werde, hat sich nicht erfüllt. Immer höher lodert der Haß gegen Mich und 
Mein Haus empor, immer unverhüllter tritt das Streben zutage, unzertrennbare Ge¬ 
biete Österreich-Ungarns gewaltsam loszureißen. Ein verbrecherisches Treiben greift 
über die Grenze, um im Südosten der Monarchie die Grundlage staatlicher Ordnung 
zu untergraben, das Volk, dem Ich in landesväterlicher Liebe meine volle Fürsorge 
zuwende, in seiner Treue zum Herrscherhaus und zum Vaterlande wankend zu machen, 
die heranwachsende Jugend irrezuleiten und zu frevelhaften Taten des Wahnwitzes 
und des Hochverrats aufzureizen. Eine Reihe von Mordanschlägen, eine planmäßig 
vorbereitete und durchgeführte Verschwörung, deren furchtbares Gelingen Mich und 
Meine treuen Völker ins Herz getroffen hat, bildet die weithin sichbare blutige Spur 
jener geheimen Machenschaften, die von Serbien aus ins Werk gesetzt und geleitet 
wurden. Diesem unerträglichen Treiben muß Einhalt geboten, den unaufhörlichen 
Herausforderungen Serbiens ein Ende bereitet werden, soll die Ehre und Würde 
Meiner Monarchie unverletzt erhalten und ihre staatliche und wirtschaftliche und 
militärische Entwickelung vor beständigen Erschütterungen bewahrt bleiben. Vergebens 
hat Meine Regierung noch einen letzten Versuch unternommen, dieses Ziel mit fried¬ 
lichen Mitteln zu erreichen, Serbien durch eine ernste Mahnung zur Umkehr zu 
gewinnen. Serbien hat die maßvollen und gerechten Forderungen Meiner Regierung 
zurückgewiesen und es abgelehnt, jenen Pflichten nachzukommen, deren Erfüllung im 
Leben der Völker und Staaten die natürliche und notwendige Grundlage des Friedens 
bildet. So muß Ich denn daran schreiten, mit Waffengewalt die unerläßlichen Bürg¬ 
schaften zu schaffen, die Meinen Staaten die Ruhe im Innern und den dauernden 
Frieden nach außen sichern sollen. In dieser ernsten Stunde bin Ich Mir der ganzen 
Tragweite Meines Entschlusses und Meiner Verantwortung vor dem Allmächtigen 
voll bewußt. Ich habe alles geprüft und erwogen. Mit ruhigem Gewissen betrete Ich 
den Weg, den die Pflicht Mir weist. Ich vertraue auf Meine Völker, die sich in 
allen Stürmen stets in Einigkeit und Treue um Meinen Thron geschart haben und 
für die Ehre, Größe und Macht des Vaterlandes zu schwersten Opfern immer bereit 
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