Volltext: Steins Geschichte des Weltkriegs

Landungskorps ab. Nach französischen Meldungen traf dann am 26. September der 
französische Dampfer „Amiral Fvurichon", von Dakar kommend, mit 30 Offizieren, 
47 Unteroffizieren, 153 Korporalen und 870 Senegalschützen im Kamerunfluß ein. 
Hier lagen vier große sowie mehrere kleine englische und französische Transportschiffe 
vor Anker sowie die beiden englischen Kreuzer „Challenge" und „Cumberland", ferner 
das englische Kanonenboot „Dwarf" und der französische Kreuzer „Bruix". Trotz der 
Sperrung der Hafeneinfahrt durch von unserer Seite versenkte Schiffe gelang es dem 
Kreuzer „Challenge", bis a-uf etwa fünf Kilometer an die Stadt Duala heranzukommen 
und sie — jedoch ohne Erfolg — zu beschießen. Auch die „Dwarf" beteiligte sich später 
an der Beschießung. Die deutschen Geschütze antworteten, ihre Geschosie — es handelt 
sich, wie oben gesagt, um alte Feldgeschütze — konnten indessen die englischen Schiffe 
nicht erreichen. 
Diese Vorgänge werden durch eine Darstellung in der „Times" vom 27. Oktober 
im wesentlichen bestätigt. Duala ergab sich am 27. September, vormittags 11 Uhr, be¬ 
dingungslos. Eine englisch-französische Truppenmacht unter Brigadegeneral Dobell 
wurde gelandet. Es wurde festgestellt, daß das Bombardement fast keinen Schaden 
angerichtet hatte, und daß die Telefunkenstation in der Nähe von Duala von den Deut¬ 
schen zerstört war. 
Die waffenfähigen Deutschen hatten sich, nach der gleichen englischen Dar¬ 
stellung, mit der in Duala stationierten Schutztruppenstammkompagnie vor der Über¬ 
gabe der Stadt in drei Richtungen ins Innere des Schutzgebietes zurückgezogen. Als 
das „Innere des Schutzgebietes" ist hier wohl das außerhalb des Wirkungsbereichs 
der Schiffskanonen liegende Land entlang der Nordbahn und der Mittellandbahn zu 
verstehen; denn noch in den folgenden Tagen fanden in unmittelbarer Nähe der Stadt 
Duala eine Reihe von Gefechten statt. 
Wereinstimmende Privatmitteilungen schildern die Lage in Duala nach der Be¬ 
setzung wie folgt: „Die Männer und Frauen sind, wie sie gingen und standen, in ihren 
Wohnungen oder von der Straße weg durch schwarze Soldaten mit aufgepflanztem 
Seitengewehr, davon nur ein Teil unter weißer Führung, einzeln und in Trupps in 
den großen Garten des Regierungskrankenhauses gebracht worden, teilweise unter der 
Aufforderung, sie sollten ihre Namen im Regierungskrankenhaus zwecks Feststellung 
der Bewohnerzahl Dualas eintragen, teilweise, ohne ihnen einen Aufschluß über den 
Zweck ihres Abführens zu geben. Mit den schwarzen Soldaten, die zum Teil nicht 
englisch verstanden, konnten sich einzelne nicht verständigen, so daß die Betroffenen durch 
unweigerliche Zeichen dieser Soldaten wohl oder übel mitgchen und ihren Haushalt 
ohne Schutz offen zurücklaffen mußten. Die Frau eines Unterbeamten des Gouverne¬ 
ments konnte bei dem überaus schroffen Vorgehen der Engländer nur mit Mühe er¬ 
reichen, daß sie ihr in der Wohnung zurückgelaflenes Kind dort abholen durfte. Viele 
der Gefangenen hatten nur das Notwendigste bei sich und trugen nur Tropenkleidung 
auf dem Leibe. Im Hospitalgarten wurden die Gefangenen, Männer, Frauen und 
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