Volltext: Steins Geschichte des Weltkriegs

der Gegend von Wreschen und Thorn. Dort verstärkt, sollten sich diese gegen die 
rechte Flanke des nach der Warthe gefolgten russischen Heeres wenden. Inzwischen 
waren auch Ost- und Westpreußen erneut von russischen Streitkrästen bedroht. Von 
Hindenburg mußte als Oberbefehlshaber aller Truppen, die zur Abwehr der gegen 
Deutschlands Grenzen vorgehenden Rusien aufgeboten waren, entlastet und hierzu 
von der unmittelbaren Führung einer einzelnen Armee befreit werden. Auf seinen 
Vorschlag erhielt Generaloberst von Mackensen den Oberbefehl über die von Hinden¬ 
burg zur Offensive weichselaufwärts bestimmte neunte Armee. 
August Mackensen wurde 1850 auf Haus Leipnitz bei Wittenberg geboren 
und von seinem Vater für die Landwirtschaft bestimmt, der er sich auch nach Besuch 
des Realgymnasiums in Halle a. d. Saale widmete. Das Kriegsjahr 1870 riß aber 
den begeisterten Jüngling aus diesem Beruf. Bei den zweiten Leibhusaren kämpfte 
er mit in den Schlachten von Weißenburg und Wörth, Beaumvnt und Sedan, sowie 
in den Dezemberschlachten vor Orleans und bei Marchönoir; er erwarb sich das 
Eiserne Kreuz und wurde Leutnant. Rach Beendigung des Krieges bezog er die 
Universität Halle, da sein Vater noch immer den Wunsch hatte, den Sohn der Land¬ 
wirtschaft zu erhalten. Dann aber hält ihn die Liebe zum Waffenhandwerk dauernd 
fest. Im Jahre 1873 trat er bei seinem Regiment in die vor dem Feinde erworbene 
Stelle als aktiver Offizier ein. Als Militärschriftsteller und Offizier früh geschätzt, 
steigt er rasch empor. Ohne die Kriegsakademie besucht zu haben, erhielt Mackensen 
durch den Generalfeldmarschall Grafen Moltke seine Berufung in den Generalstab. 
Im Frontdienst trat er an die Spitze der Danziger Leibhusaren, wurde diensttuender 
Flügeladjutant Seiner Majestät und 1899 in den erblichen Adelsstand erhoben. 
1908 ist von Mackensen als General der Kavallerie Kommandierender General des 
17. Armeekorps. 
Von Hohenfalza aus trat von Mackensen den Oberbefehl über die neunte 
Armee am 10. November an. Er machte Mitte dieses Monats den Plan der Rusien, 
in Posen und Schlesien einzubrechen, zunichte durch seine siegreiche Abwehr und 
Gegenoffensive. Der Feind glaubte die deutsche Armee auf dem Rückzüge und wurde 
nun aufs furchtbarste überrascht durch den Angriff der deutschen Armee, die unter 
glänzender Leitung unbemerkt in Stellung gegangen und zum Angriff übergegangen 
war. Bei Wloclawec und Kutno zerriß Mitte November der deutsche Stoß die 
russische Front, deren nördlicher Flügel, der in der Nähe von Soldau stand, von Lipno 
auf Plock, deren südlicher unter von Mackensen stehender von Wloclawec über Kutno 
hinaus in der Richtung auf Warschau abgedrängt wurde. Beide Flügel — durch die 
Weichsel getrennt — vermochten dem schrägen Flankendruck des großangelegten 
Hindenburgschen Angriffsplans nicht standzuhalten. Während aber die Deutschen in 
der Lage waren, unter Ausnutzung ihres vorzüglich angelegten Eisenbahnnetzes rasch 
Unterstützung an bedrohte Punkte zu werfen, mutzte der Rückzug der Russen die Formen 
ungeordneter Flucht annehmen, da er durch ein aller Verkehrsmittel entblößtes Land 
176
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.