Volltext: Steins Geschichte des Weltkriegs

5. Das deutsche Schwert im Osten. 
Die Kriegserklärung — Erste Grenzgefechte — Ostpreußens Not — Die Schlacht an den 
Masurischen Seen — Die erste Bedrohung Warschaus — Der strategische Rückzug — Die 
deutsche Offensive in Polen — Neuer Einfall in Ostpreußen— Die Winterschlacht in Masuren — 
Die Aufrollung der russischen Karpathenfront — Der Vorstoß in Kurland — Niederzwingung 
der russischen Festungen. 
Wohl ist im Verlaus des Weltkrieges vor den Augen aller Welt mit wachsen¬ 
der Klarheit enthüllt worden, daß England die geheime Triebfeder des furchtbaren 
Streites ist, der nun seit über einem Jahre die Häuser Europas umflort und seine 
Fluren verwüstet. Durch diese Erkenntnis kann aber die Blutschuld nicht getilgt 
werden, die auf den Schultern des Zaren und der russischen Kriegspartei lastet. Er¬ 
oberungspläne waren es, die Rußland seit einem Jahrzehnt den Einflüsterungen unserer 
Feinde geneigt gemacht hat. Deshalb ergriff Rußland den österreichisch-serbischen 
Streit zum willkommenen Vorwand, aus den Bündnisabmachungen mit Frankreich und 
England Vorteil für sich zu ziehen. Die insbesondere von England zuerst erfolgte 
Unterstützung der deutschen Friedensbemühungen zeigte, daß England die Stunde des 
großen Losschlagens gegen Deutschland zu früh kam. Aber Rußland wollte die Gunst 
der Stunde nicht ungenützt lassen. Deutschland konnte zwar dem Vorschlage Sir 
Edward Greys, die Auseinandersetzung Österreichs mit Serbien vor einem euro¬ 
päischen Schiedsgericht auszutragen, nicht beistimmen. Es hätte seine Bündnispflicht 
gegen Österreich-Ungarn schlecht erfüllt, wenn es die von einem kleinen Staat so schwer 
gekränkte und geschädigte Donaumonarchie gedrängt hätte, sein gutes Recht erst vor 
einem europäischen Gerichtshöfe zu erstreiten. Die deutsche Politik blieb vielmehr ge¬ 
leitet von dem Wunsche, den Streit auf Österreich und Serbien zu beschränken; in 
diesem Falle wäre die Züchtigung eines Kleinstaates, in besten Grenzen blutige Fürsten¬ 
morde eine dauernde Stätte haben, rasch erfolgt. Aber auch dem Gleichgewicht 
Europas war durch die Versicherung Österreich-Ungarns Genüge geschehen, den Besitz¬ 
stand Serbiens nicht antasten zu wollen. Dennoch verstand sich — wie des deutschen 
Reichskanzlers von Bethmann Hollweg kraftvolle Rede in der Reichstagssitzung 
vom 19. August 1915 enthüllte, Deutschland dazu, auf englischen Rat hin in 
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