Volltext: Zwey Predigten zum Abschied bey seiner gewesenen, und zum Antritt bey seiner gegenwärtigen Pfarrgemeinde zu Goisern und Pichel

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liche Wort bey der Predigt, wie bey jeder christlichen 
Lehre, mit Aufmerksamkeit gehöret werden muß. 
Nehmt mir es nicht übel, daß ich so gerne auf mei 
ne gewesene Gemeinde zurückkomme. Ich stand bis 
her durch ig Jahre als Pfarrer bey einer Gemeinde, 
die in solcher Hinsicht alles Lob verdienet. Da herrscht 
wahrend der Predigt die größte Stille, die gespann 
teste Aufmerksamkeit: fast jedes Aug ist auf den Pre 
diger gerichtet; aller Herzen hangen wie an dem 
Munde desselben. Ich wiederhohle mein Gebeth zu 
Gott und meine Bitte zu euch, daß ich es auch unter 
euch so finden möge. Es ist da zugleich bey der Ge 
meinde, von der ich komme, überaus erhebend, daß 
fast alle bey dem öffentlichen Gottesdienste in den 
gemeinschaftlichen Kirchengesang mit einstimmen, 
womit so recht das Volk mit dem Priester eines Sin 
nes und Geistes opfert und bethet. Wie sehr wün 
sche ich, daß es auch unter euch, wenn gleich nicht 
auf einmahl, doch nach und nach dazu kommen mö 
ge. Aber auch die Bemerkung glaube ich hier nicht 
ganz beyseitigen zu dürfen: daß man ja nicht wah 
ne, als ob mit dem kirchlichen Gottesdienst auch der 
ganze Gottesdienst abgeschlossen seyn könnte. Gott! 
was für ein Gottesdienst, der sich bloß auf die Kir 
che beschrankte. Nein, mir der Religion kann es 
nicht die Bewandtniß haben, wie mit dem Sonn 
tagskleide, das man, wenn der Sonn- oder Feyer- 
tag vorüber ist, wieder zur Seite legt. Sie, Reli 
gion und Glaube müssen uns aus der Kirche in das 
Leben hinaus begleiten. Es muß unser Glaube ein 
Thun und Handeln für das Leben werden, daß wir 
dazu auch die Kirche besuchen, unsern Gottesdienst 
halten, daß wir da lernen, wir da angereget werden, 
um so mehr und um so leichter unsern Blick auch überall 
glaubend und hoffend zum Himmel zu erheben.
	        
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