andererseits würde man ihr im Auslande mit Mißtrauen begegnen
als einer Staatseinrichtung, die keine eigene Meinung haben darf.
Welcher der für uns endgültig gangbarste Weg sein wird, das
zu entscheiden wird nach dem Krieg die Sache Berufenerer sein.
Ebenso wie man neben einer Lauptorganisation ja wahrscheinlich
eine Reihe von anderen Mitteln benutzen kann und benutzen wird
(für die volkstümliche Aufklärung würde zweifellos beispielsweise
der Kinofilm draußen im Auslande eine bemerkenswerte Rolle
zur Aufklärung spielen können).
Die Hauptsache ist aber zunächst einmal, daß das ge¬
samte Inlanddeutschtum das volle Verständnis für
die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung gewinnt.
Daß es dieses Verständnis betätigt, und zwar nicht nur jetzt in
anormalen Zeiten, in Zeiten, die uns selbst den Mangel so un¬
mittelbar und unbehaglich am eigenen Leibe fühlbar machen, son¬
dern auch in Friedenszeiten, wenn man die Möglichkeit hat, zu
wirken. Ans Deutschen liegt der Journalismus eigentlich nicht im
Blut. Es liegt uns von Lause aus nicht, wie einer unserer
Dichter es ausdrückt, „als Journalist den Tagesmist in dampfenden
Läufchen zusammenzukehren". Die unbestrittene Macht der Presse
scheint vielen von uns, und vielleicht gerade den Ernsthaftesten
und Gründlichsten, in gewissem Sinne eine unhonorige Waffe zu
sein. And die Art, in der sie gerade in unseren Tagen mißbraucht
worden ist zur Aufstachelung der verwerflichsten Maffeninstintte,
diese Art ist nicht gerade geeignet, dieses Mißtrauen zu ver¬
scheuchen. Aber man darf doch nicht vergessen, daß es auf den
Träger der Waffen ankommt. Auch die Macht der Presse kann
geadelt werden durch die Art, in der sie gehandhabt wird. And
außerdem handelt es sich nicht darum, ob wir diese Waffe ge¬
brauchen wollen, sondern es handelt sich darum, daß wir sie
gebrauchen müssen. Nie haben wir diese Notwendigkeit schärfer
erkannt, nie hat sich unsere niederdrückende Ohnmacht auf diesem
ganzen Gebiete gefährlicher erwiesen. Es muß wiederholt werden:
Es ist durchaus nicht die Durchschneidung unserer Kabel allein,
die uns von der Verständigung mit unseren Auslanddeutschen,
von der Verständigung mit dem neutralen Ausland abgeschnitten
hat — es gab ja noch benutzbare Äberlanddrähte, und es gibt
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