Volltext: Krieg, Auslanddeutschtum und Presse [27]

andererseits würde man ihr im Auslande mit Mißtrauen begegnen 
als einer Staatseinrichtung, die keine eigene Meinung haben darf. 
Welcher der für uns endgültig gangbarste Weg sein wird, das 
zu entscheiden wird nach dem Krieg die Sache Berufenerer sein. 
Ebenso wie man neben einer Lauptorganisation ja wahrscheinlich 
eine Reihe von anderen Mitteln benutzen kann und benutzen wird 
(für die volkstümliche Aufklärung würde zweifellos beispielsweise 
der Kinofilm draußen im Auslande eine bemerkenswerte Rolle 
zur Aufklärung spielen können). 
Die Hauptsache ist aber zunächst einmal, daß das ge¬ 
samte Inlanddeutschtum das volle Verständnis für 
die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung gewinnt. 
Daß es dieses Verständnis betätigt, und zwar nicht nur jetzt in 
anormalen Zeiten, in Zeiten, die uns selbst den Mangel so un¬ 
mittelbar und unbehaglich am eigenen Leibe fühlbar machen, son¬ 
dern auch in Friedenszeiten, wenn man die Möglichkeit hat, zu 
wirken. Ans Deutschen liegt der Journalismus eigentlich nicht im 
Blut. Es liegt uns von Lause aus nicht, wie einer unserer 
Dichter es ausdrückt, „als Journalist den Tagesmist in dampfenden 
Läufchen zusammenzukehren". Die unbestrittene Macht der Presse 
scheint vielen von uns, und vielleicht gerade den Ernsthaftesten 
und Gründlichsten, in gewissem Sinne eine unhonorige Waffe zu 
sein. And die Art, in der sie gerade in unseren Tagen mißbraucht 
worden ist zur Aufstachelung der verwerflichsten Maffeninstintte, 
diese Art ist nicht gerade geeignet, dieses Mißtrauen zu ver¬ 
scheuchen. Aber man darf doch nicht vergessen, daß es auf den 
Träger der Waffen ankommt. Auch die Macht der Presse kann 
geadelt werden durch die Art, in der sie gehandhabt wird. And 
außerdem handelt es sich nicht darum, ob wir diese Waffe ge¬ 
brauchen wollen, sondern es handelt sich darum, daß wir sie 
gebrauchen müssen. Nie haben wir diese Notwendigkeit schärfer 
erkannt, nie hat sich unsere niederdrückende Ohnmacht auf diesem 
ganzen Gebiete gefährlicher erwiesen. Es muß wiederholt werden: 
Es ist durchaus nicht die Durchschneidung unserer Kabel allein, 
die uns von der Verständigung mit unseren Auslanddeutschen, 
von der Verständigung mit dem neutralen Ausland abgeschnitten 
hat — es gab ja noch benutzbare Äberlanddrähte, und es gibt 
27
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.