Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

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der lutherischen Richtung angehörigen Pfarrers in Nürnberg, nach 
Strafsburg gekommen. In beiden Büchern, insbesondere in der 
Vorrede zu letzterem bekennt sich Frank noch als Anhänger der 
Lutherschen Reformationsgedanken, so wie sie in dessen Buch de 
servo arbitrio zum Ausdruck gebracht erscheinen. Doch schon 
sein nächstes Werk, gleichfalls eine Übersetzung: Chronica und 
Beschreibung der Türkey, Nürnberg 1530 zeigt die beginnende 
Wendung zu jenem spiritualistischen Bekenntnis, welches nur den 
Geist, das innere Wort, das innere Licht, den göttlichen Funken 
in uns im scharfen Gegensatz zur Schrift und jeder anderen 
äufseren Autorität als Quelle und Richtschnur des Glaubens 
gelten läfst. 
Die Motive für diese Wandlung sind zum Teile vielleicht 
in persönlichen Erfahrungen, die Seb. Frank als evangelischer 
Pfarrer gemacht hat, zum anderen und weitaus gröfseren Teile 
aber in dem Einflufs, den die Schriften Bünderlins und anderer 
verwandter Geister auf ihn geübt haben, zu suchen. In der Vor 
rede zur Türkenchronik steht das ganz aus der Bünderlinsehen 
Denkungsweise herausgewachsene Wort: „Weiter sind zu unseren 
Zeiten 3 fürnehmlich Glauben auferstanden, die grofsen Anhang 
haben, als Lutherisch, Zwinglisch und Täuferisch, der viert ist 
schon auf der Bahn, dafs man alle äufserlich Predig, Ceremoni, 
Sakrament, Bann, Beruf als unnötig will aus dem Weg räumen 
und glatt ein unsichtbar geistlich Kirchen in Einigkeit des Geist 
und Glauben versammlet unter allen Völkern und allein durch 1 s 
ewig unsichtbare Wort von Gott ohn ein äufserlich Mittel regiert 
will anrichten, als sei die apostolisch Kirch bald nach der Apostel 
Abgang durch den Gräuel verwüst, gefallen und seind zumal ge 
fährlich Zeit, Gott helf uns allen*)“. 
Wie hoch Frank selbst die Bedeutung Bünderlins für seine 
eigene Geistesentwicklung schätzte, ergiebt sich aus einem Briefe, 
den er im Jahre 1531 an den gesinnungsverwandten Johann Cam 
panus, damals im Jülichschen sich auf haltend, geschrieben hat 1 2 ). 
1 ) S. A. Hegler, Geist und Schrift hei Sebastian Franck, Freiburg i. B. 
1892. Ich habe dieses geistvolle Buch erst als die Drucklegung meiner 
Arbeits bereits begonnen hatte, kennen gelernt und war deshalb leider nicht 
in der Lage, dessen Ergebnisse und Erörterungen nach voller Gebühr zu 
würdigen. 
2 ) Joh. Georg Schellhorn in „Ergötzlichkeiten aus der Kirchenhistorie 
und Literatur“. Ulm und Leipzig, 1762 I. S. 114 und in Amoenitates lite-
	        
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