Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525 - 1531

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folgung der Wiedertäufer scheint auch Hanns Bünderlin veranlafst 
zu haben, nach Westen zu pilgern. Wir finden seine Spur zuerst 
wieder zu Beginn des Jahres 1528 in Strafsburg. Sowie Steyr 
in Oberösterreich, war Strafsburg in Deutschland der Herd der 
kirchenreformatorischen Bestrebungen. Die Nachkommen der 
Waldesier, die Brüdergemeinden und Gottesfreunde hatten durch 
mehr als 200 Jahre ihren Sammelpunkt in der elsässischen Reichs 
stadt gehabt. Yon dort gingen die vorzüglichsten Werke ihrer 
Litteratur aus, dort hatten die berühmtesten Vertreter derselben 
gehaust. 
In Strafsburg ist das Baugewerbe zu ganz besonderer Blüte 
gelangt und nirgends erfreuten sich die Freunde des Handwerks 
so wirksamen Schutzes als dort. 
Während im ganzen übrigen Deutschland der durch das welt 
liche Recht gebotene, durch die Kirche gebilligte Grundsatz prak 
tiziert wurde, dafs Ketzerei ein Malefizverbrechen sei, hat Strafs 
burg seit jeher allen religiösen Neuerungen Duldung, allen wegen 
ihres Glaubens Verfolgten Schutz gewährt. Hat aber einmal das 
allzustarke Anwachsen der Sektierer oder das allzu heftige Drängen 
der Priesterschaft ein obrigkeitliches Einschreiten gefordert, so 
begnügte man sich damit, die unruhigen Elemente aus der Stadt 
zu verbannen; niemals aber ist die weltliche Gewalt so weit ge 
gangen, jemanden um seines Glaubens willen mit dem Tode zu 
bestrafen. 
Diese Grundsätze hat Strafsburg auch in den Zeiten, als die 
Luthersche Kirchenreformation und die von ihr ausgehenden reli 
giösen Strömungen die Geister seiner Bürgerschaft in Aufruhr 
versetzten, unverrückbar festgehalten. Nur zwei Todesurteile wurden 
in den Jahren 1515—1543 vollstreckt, und in beiden Fällen waren 
es nur die die Sitten verderbenden Ausschreitungen, nicht aber 
die religiösen Überzeugungen der Delinquenten, welche mit dem 
Tode bestraft wurden ] ). 
Während des genannten Zeitraumes, insbesondere aber in den 
Jahren 1524—1534, strömten die wegen ihres Glaubens Verfolgten 
aus allen Weltgegenden in einer Anzahl nach Strafsburg, wie sie 
auch nur annähernd keine andere Stadt Deutschlands oder Oster- 
J ) Siebe hierüber und über die Wiedertäufer in Strafsburg von 1527 
bis 1530 überhaupt: W. Röhrich, Zur Geschichte der Strafsburgschen Wieder 
täufer in den Jahren 1527—1543.
	        
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