Volltext: Belgier und Balten [59]

III. 
„Die Ostsee sollte den Ostseevölkern gehören. Der 
Tag wird kommen, an dem aus dringenden geistigen 
und wirtschaftlichen Gründen zu den großen politischen 
Programmen, nach denen Ideologen wie Praktiker den 
territorialen Besitzstand der Nationen endgültig regeln 
möchten, auch das Ostseeproblem tritt. Unterirdisch, wie 
ein geheimes Fernbeben, mit den huschenden Impon¬ 
derabilien von Völkerstimmungen, aber auch mit den 
wachsenden Ponderabilien von Staatsumwälzungen, 
rollen sich die geschichtlichen Probleme über die Erde 
hin ab. Wenn eines gelöst ist, dann erhebt sich am ent¬ 
gegengesetzten Ende der Welt alsbald ein anderes, an 
das bis dahin kaum jemand dachte, obwohl es in den 
örtlich-staatlichen Verhältnissen längst vorbereitet war. 
So wurde das Dilemma von Marokko über den Konflikt 
von Tripolis schließlich bis zu der Balkankatastrophe 
geleitet. Aber auch dieser Stoß dürfte weitergegeben 
werden, nicht in Österreich, wie man gehofft hat, 
sondern in Nußland, das ihn weit unmittelbarer in 
seinen Breiten empfängt und in seinen Längen zu ver¬ 
spüren haben wird." 
Ein Deutscher am 29. März 1913. 
Auch Rußland kämpft, um für sein Ich und über sein Ich 
hinaus Kraft in der Welt zu erwerben: für Allrußland, für die 
slawische Idee, für das allslawische Weltreich auf Erden. 
And mehr als jedes andere Land oder Volk kämpft Rußland 
um diese Werbekraft als solche, als geistigen Ausdruck, als 
mystischen RaffebesiH: um das Vertrauen, das ihm die vielen 
kleinen slawischen Nationalitäten bewahren sollen, die ihm vom 
Schwarzen und vom Adriatischen bis zum Baltischen und zum 
Weißen Meere westeuropäisch vorgelagert sind und deren Ein¬ 
beziehung die Herrschaft des Panslawismus, die Verwirklichung 
aller russischen Wünsche, die Erfüllung aller großöstlichen Hoff¬ 
nungen bedeuten würde. 
Zwar sind es nicht durchweg slawische Völker, die das russische 
Volk in diese allslawische Rechnung einstellt: die Griechen sind 
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