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Franz Brosch,
Das greifbare Ergebnis der planmäßigen Erschließung ist die
märktische Mittelpunktsiedlung in Form einer Angeranlage und
etliche zwanzig Schläge der Waldhufendörfer. Besonders weitgehend
erscheint die Mitte des Amtes, die nächste Umgebung des Loben-
feldes erschlossen. Hier allein stoßen Gründungsrechtecke anein
ander, während die übrigen hauptsächlich entlang den Verkehrs
furchen liegen, jede noch für sich allein als große Einschicht abge
schieden und vom heranstarrenden Urwald umstanden. Die Altwege
von Wilhering und Linz her und der über den Roßberg nach Böh
men hinüber gewannen das Freie und wurden wohl damals von
Saumpfaden auf Fahrwege erbreitert. Noch hat der Wald die Über
macht, noch ist er Meer, die Siedlung Insel. Abb. 15 ist eine
schematische Darstellung dieses ersten Zustandes und zugleich das
graphische Hauptergebnis der vorliegenden Studie.
Das Ergebnis der planmäßigen herrschaftlich-genossenschaft
lichen Erschließung ist der Anfang einer langen Entwicklung, eine
halb ausgebaute, werdende Landschaft, ist die herbe Jugendstufe
des Amtes als eines einheitlichen Lebensraumes. Sie ist ein öster
reichisches Beispiel des in allen deutschen Ländern, besonders aber in
den preußischen (Hagendörfer 138 ) und bayrischen Ostmarken 139 )
zur selben Zeit einheitlich angewendeten Besiedlungsstiles. Als
Restausbau der schon seit langem in ihrem Süden erschlossenen
Grafschaft Waxenberg durch die eigene Herrschaft ist die Erschlie
ßung unseres Amtes innere Kolonisation.
Sie findet ihren vorläufigen Abschluß durch die Gründung der
Pfarre Leonfelden, die nach der Verzichtleistung Schaunbergs auf
die Kirche Leonfelden zugunsten Wilherings im Jänner 1292 140 )
möglich geworden und noch im Dezember desselben Jahres durch
die Zerlegung der Urpfarre Gramastetten 141 ) zustande gekommen
war. Deckten sich 1110 bzw. 1150 die Urpfarre der Eigenkirche
Gramastetten 142 ) mit der ursprünglichen Herrschaft und dem
ursprünglichen Landgericht Waxenberg (Abb. 2), so deckte sich
jetzt ebenso Amt und Pfarre Leonfelden.
138 ) Winter, Zisterzienser S. 220 f. Wimmer, Boden S. 57, 113.
139 ) Klaar, Besiedlungsformen, Karte.
14 °) OöUB. 4, S. 166.
141 ) OöUB. 4, S. 174.
142 ) Wir berühren hier die Frage der Riedmark-Westgrenze. Das ursprüng
liche Pfarrgebiet von Puchenau, der ältesten Kirche in der Grafschaft Waxen
berg, ist klein. Es nimmt ihre Südostecke ein. Von ihm abgesehen, deckt sich
der Umfang der Altpfarre Gramastetten von 1110 (OöUB 2, S. 129) mit dem
ursprünglichen Umfang der Grafschaft und des Landgerichtes Waxenberg. Die
Ostgrenze gegen die Riedmark läßt Handel-Mazzetti [Handel-Mazzetti V., Die
Kapelle in Haselbach (St. Magdalena) und ihre Mutterpfarre Tauersheim (Steyr
eck), 66. Jahresbericht des Museums Francisco-Carolinum (1908) S. 13] den