Volltext: Siedlungsgeschichte des Waxenbergischen Amtes Leonfelden

280 
Franz Brosch, 
der Riesenrodungen durch die Genossenschafter allein ist undenk 
bar. Die ausgiebige Beihilfe von zum Teil berufsmäßigen Rodungs 
arbeitern war dazu notwendig. Ihre, sowie die Beistellung des 
Landes, der Pferde, der Werkzeuge, Karren und der Lebensmittel 
für die Rodungs- und die erste Zeit des Unertrages dürfte, wenig 
stens zum größten Teil, die herrschaftliche Rodungsleistung darstel 
len. Der Unternehmer leitete unter herrschaftlicher Oberaufsicht 
das Urbarmachen und den Aufbau der Ortschaften. In den Namen 
vieler Waldhufendörfer lebt sein Name weiter 133 134 135 ). Sechs unserer 
Dorfnamen werden von Personennamen abgeleitet 184 ). Auch hier 
dürfte es sich um Besetzernamen handeln. Der Ritter Roger von 
Löwenfeld, der Leonfelden der Sage nach zur Zeit der Witigonen 
gegründet haben soll 185 ), könnte gleichfalls ein Besetzer gewesen 
sein. Urkundlich ist ein Konrad von Lewendorf (Löwendorf bei 
Cham, Bayern), der im Landesausbau eine große Erfahrung besaß. 
Er hatte im Dienste Ottokars II. in Südböhmen gearbeitet 136 137 ). 
Das herrschaftlich-genossenschaftlich erarbeitete Rodungs 
rechteck hatte als Rodungskern Mindestausmaß, mit ihm der Grün 
dungslus. Entsprechend der Grundabsicht der Zuteilung von Min 
destböden als Genossenschafter-Anrechten 187 ), sind in der Tat mehr 
als die Hälfte unserer Dorfanwesen mit nur einem Lus ausgestattet. 
Daneben aber gab es eine beträchtliche Anzahl von Gütern, die von 
vornherein das doppelte Ausmaß übernahmen, ja selbst drei, vier und 
fünf Lüsse wurden in einzelnen Fällen zugewiesen. Von den 153 
Bauernschaften des Amtes (ohne Zaglau) sind um 1440 75 einlusig, 
48 zwei-, 9 drei- und je 1 vier- bzw. fünflusig. Der Rest, 19 Besitze, 
verteilt sich auf 5 Besitze zu % Lus, 1 zu %, 9 zu U/s, 1 zu 
U/ 4 und 3 zu 2 1 l 2 Lüssen. Zusammen sind es 232 1 l 2 Lüsse, davon 
nur 1,4% zu V2 bzw. % Lus. 
Das Wort „Schlag“, das in den meisten unserer Ortschafts 
namen enthalten ist, scheint der fachtechnische Ausdruck der Grün 
dungszeit für die unter der fachtechnischen Leitung eines Besetzers 
hergestellte rechteckige Mindestrodung gewesen zu sein. Dadurch 
sind die Schlagnamen ein Kennzeichen des neuen Besiedlungsstiles. 
133 ) Winter F., Die Zisterzienser des nordöstlichen Deutschlands 1 (1868) 
S. 221. 
134 ) Schiffmann, Land ob der Enns S. 108. 
135 ) Hackermiller F., Chronik von Leonfelden (Handschrift im Gemeinde 
archiv); Berger A., Wittingshausen, Mitteilg. d. Ver. f. Geschichte d. Deutsch, 
in Böhmen 14 (1875) S. 56, Fußnote 99. 
136 ) Muggenthaler H., Die Besiedlung des Böhmerwaldes (1929) S. 64. 
137 ) Möser J., Stück 20 der Patriotischen Phantasien (1778), spricht von 
Aktien.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.