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Erich Trinks,
Der Inhalt der Handschrift ist folgender:
1) fol. 1—56 Yermerkcht den dienst vnd alle gült im ambt vnd
gericht zu Lonuelden verschriben zw sannd Michels tag anno Do
mini etz. XXXV. (Urbar), fol. 57—65 leer.
2) fol. 66—106 Vermerkcht dye rechten des markchts Lon
uelden so durch vns hernach geschryben richter vnd burger in
eehafften tayding berechtend sein nach dem vnd der markcht durch
dye hussrey verprennt ist worden (Taiding). fol. 107—112 leer.
3) fol. 113—119 Anno domini 1485 hienach vindet man geschri-
ben, wie man die jarmarckt auf den marckt Lonfelden erlangt vnnd
zuwegen bracht hatt. fol. 120—121 leer.
4) fol. 122—198. Ich brueder Jacob vonn Teran sannd Frann-
cisci ordenn vnd auch der mynnist der hochen collegien zu Barris
hab betracht vnd gedacht, ob dach Jhesus Cristus Gottes vnnd
Marie sun des macht gwalt vnnd recht gehabt hab, das er dy helln
vnd die tewffel hab pillichen mugen perauben oder nicht ann den
hochn martrtag am Carfreytag, do Christus leit di martr vnd denn
tod vmb all menschlich geschlecht; vnnd darumb hab ich das puech
gemacht vmb des willen, ob ich ettlichenn menschenn damit wol
geuill; das wer woltann vnd deicht mich guett. fol. 198 Deo gracias
anno mo cccc 1 x iiiij jare.
Geschrieben erscheint der Inhalt von drei verschiedenen Hän
den: Die Hand A schrieb das Urbar und das Taiding in einer großen
klaren einfachen und regelmäßigen Kursive, wie man sie in Ur
kunden seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts begegnet. Die
Hand B schrieb den Traktat in einer etwas verschnörkelten weni
ger klaren, mit roten Strichlein und Punkten geschmückten, jedoch
kalligraphischen Bücherkursive des 15. Jahrhunderts. Die Hand C
des Berichtes über die Jahrmarktserwerbung stammt aus dem 16.
Jahrhundert und ist sauber kalligraphisch.
Die ganze Handschrift bildet also eine Sammelhandschrift,
deren mannigfacher Inhalt aus verschiedenen Zeiten stammt. Da
der dritte Teil auf einer besonderen Papierart C, und zwar im
16. Jahrhundert geschrieben ist, stellt er sich als ein späterer Ein
schub in den ursprünglichen Bestand dar. Diesen letzteren bilden
jene Texte, welche auf dem Papier A geschrieben sind, also das
Urbar, das Taiding und der Traktat. Deren Niederschrift stammt
also aus derselben Zeit. Und nachdem der Traktat auf fol. 198 mit
1485 datiert ist, so rührt also der ursprüngliche Bestand der Hand
schrift aus diesem Jahre oder wenigstens wenig früher her. Damit
steht der paläographische Befund in vollem Einklang.
Die Untersuchung der äußeren Merkmale ließ also die Hand
schrift als eine Sammelhandschrift von 1485 erkennen, deren Be
standteile Urbar, Taiding und Traktat bilden. Später — unbekannt