Volltext: Die Stellung des Papsttums im Weltkriege [76]

I. 
Die Verhandlungen über „die römische Frage" bis zur Be¬ 
setzung Roms und -es Kirchenstaats durch die Piemontesen. 
1846 war Pius IX., vorher Kardinal Mastai-Ferrelti, zum 
Oberhaupte der katholischen Kirche erhoben worden. Damals 
zeigte das Gebiet des Kirchenstaates, dank seiner Wiederherstellung 
durch den Wiener Kongreß (1815), noch den alten, seit Jahr¬ 
hunderten wenig veränderten Bestand: Rom mit dem sogenannten 
Patrimonium Petri, nämlich der Comarca di Roma und den 
Delegationen Civitavecchia, Orvieto, Viterbo, sodann Velletri, 
Frosinone und Benevent, ferner die Romagna mit Bologna, die 
Marken mit Ancona, und Ambrien mit Perugia als Provinz. 
Hauptstädten. 
Aber während des 32jährigen Pontifikats sollten darin sehr 
stark durchgreifende Änderungen eintreten. 
Im Frühjahr 1860 war die Romagna, im Äerbste desselben 
Jahres Llmbrien und die Marken an den sich einheitlich unter dem 
Zepter König Viktor Emanuels II. bildenden neuen Nationalstaat 
Italien verloren gegangen. Nur unter dem Schutze der von Kaiser 
Napoleon III. seit 1849 zur Verfügung gestellten franzöfischen 
Besatzung verblieb dem Papste das eigentliche Patrimonium 
Petri mit Rom. 
Seit jener ersten Einverleibung von Teilen des Kirchenstaates 
in das Reich Viktor Emanuels war die Regelung der römischen 
Frage bereits Problem der italienischen und auch der franzöfischen 
Staatsmänner geworden. Camillo Cavour, der mit wahrer Ge¬ 
nialität dem italienischen Einheitswerk die äußere Form gegeben, 
hat die Grundgedanken in seinen großen Parlamentsreden vom 
25./27. März 1861 über die Trennung der beiden Gewalten und 
über den Grundsatz „von der freien Kirche im freien Staate" dar¬ 
gelegt; aus ihr mögen hier die Hauptsätze folgen: 
„Ich nehme keinen Anstand, zu behaupten, daß dies die schwie¬ 
rigste Frage ist, die je in einem Parlament zur Sprache kam.. . 
Italien kann ohne Rom nicht konstituiert werden. Rom ist die 
natürliche Hauptstadt Italiens. — Wir müssen im Einverständnis 
mit Frankreich nach Rom gehen, wir müssen uns Roms bemäch¬ 
tigen, ohne das religiöse Bewußtsein von 200 Millionen Katho- 
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