Volltext: Ein Blatt zur Kultur-Geschichte der Heimat

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Man schrieb das Jahr 777, als Herzog Tassilo III. von 
Bayern das Kloster an der Krems, Kremsmünster gründete. 
Aus der Stiftungsurkunde erfahren wir nun, daß Herzog 
Tassilo seiner jungen Gründung unter anderm zwei Zeidler 
zuwies, die dem K l o st e r Honig und W a ch s besor¬ 
gen sollten. Sogenannte B i en e n g ä r t e n, Gärten, die im 
Mittelalter eigens nur zum Zwecke der Bienenzucht angelegt wur¬ 
den, werden in der Stiftungsurkunde nicht erwähnt, doch ist, wie 
Dr. Bernhard Pösinger meint, anzunehmen, daß auch solche zu¬ 
gleich mit den berufsmäßigen Zeidlern dem Kloster übergeben 
worden sind. 
Die Stiftungsurkunde ist also ein Beweis, daß schon zur 
Z e i t d e r Gründung des K I o st e r s die Bienenzucht in 
Kremsmünster betrieben wurde. 
Große Verdienste um die Hebung und Ausbreitung des 
Jmkerwes'ens erwarb sich K a r I d. Gr. (768—814). Dem jungen 
Kremsmünster war Karl d. Gr. ein wohlwollender Fürst. Er be¬ 
stätigte von Reichsweaen Bestand und Besitz des Klosters in vol¬ 
lem Umfange; so bestätigte er unter den Wirtschaftsleuten auch 
die zwei von Herzog Tassilo dem Kloster zur Zucker- und Lichter¬ 
bereitung tradierten Zeidler. 
Demnach wurde die Bienenzucht in Kremsmllnster a u ch i n 
der Zeit Karls d. Gr. fortbetrieben. 
Die wechselnden Geschicke des Klosters in den folgenden 
Jahrhunderten brachten auch im Ertrage der Imkerei einen Rück¬ 
gang; ganz hörte aber diese nie auf, sondern wurde auch in den 
schwersten Zeitläuften als unentbehrlich betrieben. 
Besonders traurig verlief für das Kloster das 10. Jahr- 
tz u n d e r t, das ihm fast den völligen wirtschaftlichen Ruin 
brachte. Die wilden Magyarenhorden vernichteten durch wieder¬ 
holte Raubeinfälle die Kulturarbeit der Mönche, zerstörten und 
entvölkerten fast das Kloster, während die einheimischen Großen, 
besonders die Passauer Bischöfe und die Traungauergrafen die 
Besitzungen des Klosters in diesen Zeiten der Anarchie an sich 
rissen. Eine Zeitlang blieb Kremsmünster wüst und leer. Nach¬ 
dem glänzenden Siege aber, bett Kaiser Otto 1. (936—973) auf 
dem Lechfelde im Jahre 955 über die Ungarn errungen hatte, er¬ 
hob sich auch Kremsmünster aus seinen Trümmern. Die flüchti¬ 
gen Mönche kehrten zurück, fanden aber viele von ihren Besitzun¬ 
gen in fremden Händen. Das ganze Jahrhundert hindurch hatte 
Kremsmünster keinen Abt, es war ein unmittelbares Eigentum 
der Bischöfe von Passau. 
Unter den Klosterbesitzungen nun, die die Traungauergrafen 
anfangs des 10. Jahrhunderts zur Zeit der ungarischen Wirren
	        
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