Volltext: Ein Blatt zur Kultur-Geschichte der Heimat

Das Stiftstheater in Kremsmünster. 
Vom Jahre 1644 bis 1669 stand dem Kloster Kremsmünster 
P I a z i d u s Buechauer als Abt vor, den die Hauschronisten 
das Ideal eines Prälaten nennen. Dem Abte war es eine Her¬ 
zenssache, das Gymnasium, das unter seinem Vorgänger 4 Jahre 
geschlossen war, wieder zu eröffnen und ihm eine zeitgemäße 
Einrichtung zu geben. Dazu gehörte nun notwendig als ein 
wesentlicher Teil einer Studienanstalt auch ein Theater, um¬ 
somehr, als die Jesuiten, damals für die katholische Welt die Ton- 
angeber im Lehr- und Bildungsfach, bei ihren Schulen mit grö߬ 
tem Pomp lateinische Komödien aufführten, um die Schüler im 
Konversationslatein zu üben und zur schönen Haltung des Kör¬ 
pers zu bilden. 
Zudem war es bereits stehende Sitte, die Prämienver¬ 
teilung am Schlüsse eines jeden Kurses mit einer theatralischen 
Vorstellung zu verbinden, eine Schulkomödie aufzuführen. 
Allmählich wurde es allgemein üblich, nicht bloß jeden 
Schulschluß, sondern auch jeden hohen Besuch, jedes kirchliche und 
weltliche Fest mit einer Komödie, einer sogenannten Aktion zu 
feiern. 
Selbst das gewöhnliche Volk sah diese lateinischen Komö¬ 
dien recht gern, ihm wurde das argumentum, der Inhalt, zwi¬ 
schen den einzelnen Akten in deutschen Versen oder in Prosa vor¬ 
aus verkündet oder es wurden sogenannte Szenarien, Programme 
mit Inhaltsangabe und Personenverzeichnis an das Publikum 
verteilt. Das Theater gehörte also damals zum Lehrmittel- 
apparate einer höheren Studienanstalt, eines Gymnasiums, einer 
Universität. Leiter des Theaters oder „Unter Oomiebm", wie 
er damals hieß, war ein hiezu tauglicher Geistlicher; gewöhnlich 
gehörte er der Dichtergilde an; denn er mußte die einzelnen 
Rollen mit den Studenten nicht bloß sorgsam einüben, sondern 
meist die Stücke selber verfertigen. 
Abt Plazidus Buechauer errichtete also dem Beispiele meh¬ 
rerer Studienanstalten folgend ein Theater und stattete es reich¬ 
lich mit allen Erfordernissen aus.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.