Volltext: Und dennoch!

In einer Fensternische. — Friedrich von Genh, der Schriftführer des 
Kongresses, Gräfin Lor g Fuchs. 
Gentz: Mein klarer Engel, wie sehr würde ich es vorziehen, 
die Abende in Ihren Salons zu verbringen und von dem ganzen 
Kongreß nichts mehr zu wissen. Wenn man Zeuge dieses Kon¬ 
gresses ist, so ist man nicht mehr darüber erstaunt, daß ein 
Mann von Eisen wie Bonaparte ganz Europa unterjochen 
konnte und würde für die Zukunft zittern, wenn heutzutage die 
Mittelmäßigkeit der einen nicht in ziemlich genauem Gleich¬ 
gewicht mit der Mittelmäßigkeit der anderen stünde. Ich könnte 
drei Geschichten über den Kongreß schreiben: eine offizielle, 
eine zweite der geheimen Negoziationen, die nur wenigen be¬ 
kannt sind, und endlich eine dritte wahre, welche die anderen 
beiden negieren und die ganze Jämmerlichkeit der Politik ent¬ 
hüllen würde. 
Im Ballsaal. — Kaiser Alexander I. und die Gräfin Sophie Zichg 
Walzer tanzend. 
Oie Gräfin Zichg: Majestät, man sagt, Sie hätten sechs 
Arten von Schönheiten bezeichnet. Zu weicherzählen Sie mich? 
Alexander I.: Madame, im Augenblick vereinigt sich für 
mich in Ihnen ein Bukett aller denkbaren Schönheit. 
Oie Gräfin Zichg: Ich kann mich mit diesem allgemeinen 
Nompliment . . . Warum hört man plötzlich auf zu tanzen? 
(die Musik schweigt) Was ist vorgefallen? 
Rufe: Er ist in Frankreich gelandet? ... Ludwig XVIII. ist 
von Paris geflohen ... Es ist unmöglich . . . 
Me stürmen nach dem Ballsaal. 
Metternich (laut, eine Depesche in der Hand): Napoleon ist in 
Cannes mit Truppen gelandet, die Bevölkerung jubelt ihm 
allerorten zu, er marschiert auf Paris. 
Alexander I. (zu Tallegrand): Sagte ich es Ihnen nicht vor¬ 
aus, das wird keinen Bestand haben. 
Franz I. (zum Kaiser Alexander): Das haben's halt von Ihrer 
Vorliebe für die Jakobiner. 
Alexander I.: Für das nächstemal werden wir uns besser 
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