Volltext: Und dennoch!

dem von Paris zurückkehrenden Courier, der am 8. bis 10. Ok¬ 
tober bei uns eintreffen kann, erwartet, wodurch die Sache bei¬ 
gelegt werden könnte. Wir verlieren damit kostbare Zeit.... 
die Soldaten find gut, sie werden sich gewiß tapfer schlagen. 
Die jüngeren Offiziere sind tapfer und begeistert. Es sind auch 
tüchtige Führer vorhanden. Aber die Regiments- und Batail¬ 
lonskommandeurs sind vielfach zu alt und durch den schablonen¬ 
artigen Friedensdienst stumpf geworden. Zahlreiche Kom¬ 
pagnie-und Schwadronschess sind zwischen fünfzig und sechzig 
Zähren. Wie kann man von ihnen die notwendige Elastizität 
verlangen .... Oer zu zahlreiche Troß bewirkt, daß Truppen¬ 
verschiebungen langsam und schwerfällig vor sich gehen. Oie 
kollegialische Heerführung ist bekanntlich die schlechteste. Friedrich 
der Große spottete, wenn ein General keine Lust hätte, etwas 
zu unternehmen, so gäbe es kein besseres Mittel als einen 
Kriegsrat zu halten und wir tun jetzt nichts anderes. Seit gestern 
Morgen wird beraten und wieder beraten. Nachdem es mir mit 
Mühe gelungen ist, den Herzog zur Annahme meiner Vor¬ 
schläge zu überreden, nachdem in zweitägigem leeren hin- und 
herreden jeder aufgefordert und unaufgefordert seinen Rat ge¬ 
geben und der König endlich die Genehmigung erteilt hat, wird 
nunmehr die Ausführung verzögert! vielleicht bis alles durch 
die Maßnahmen des Feindes überholt ist und die Beratungen 
wieder von vorne angehen. Oer Herzog von Braunschweig ist 
ein geistreicher, erfahrener und tapferer Feldherr, der in den 
Geist der neueren Kriegsführung mehr eingedrungen ist, als 
irgend ein anderer preußischer General, aber es fehlt ihm die 
Energie, seine Autorität dem Hauptquartier des Königs gegen¬ 
über zu behaupten, da doch er der Oberfeldherr ist. Er schiebt 
die Verantwortung auf den anwesenden König ab und dieser 
traut sich nicht, eine selbständige Entscheidung zu fällen. Man 
weiß nicht, ist das Hauptquartier königlich oder herzoglich. Auch 
den widerspenstigen und besser-wissen-wollenden Unterbefehls¬ 
habern gegenüber macht der Herzog seine Autoriät nicht ge¬ 
nügend geltend, vorzüglich der Fürst Hohenlohe, der nicht unter 
dem unmittelbaren Befehl des Herzogs stehen, sondern selb- 
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