Volltext: Und dennoch!

drüben fließt der Rhein, in fremden Händen! Brüder singt die 
Klage Schlegels! (er intoniert, die Anderen stimmen ein): 
Du freundlich ernste starte Woge, 
Vaterland am lieben Rheine, 
Sieh, die Tränen muß ich weinen, 
Weil das alles nun verloren! 
Brentano: was soll die Traurigkeit, Brüder. Freuen wir 
uns, daß wir singen können, daß wir alte Schätze ausgraben 
und dem Volke seine Poesien wieder geben können. 
Arnim: Kür dich ist die Poesie nur Empfindung, für mich 
ist sie volle, tateneigene Gewalt. Unsere Liedersammlung soll 
nicht nur ein Zeugnis sein von dem unerschöpflichen poetischen 
Reichtum des deutschen Volkes,- in der Zeit unserer nationalen 
Zersplitterung soll aus diesen Liedern die Gesundheit künftiger 
Zeit uns begrüßen. Ich will damit mein zerstreutes Volk, wie 
es auch getrennt durch Sprache, Staatsvorurteile, Religions¬ 
irrtümer und müßige Neuigkeit, singend zu einer neuen Zeit 
unter seine Kahne sammeln. 
Görres: Laßt die Römer klingen auf euer Knaben Wunder¬ 
horn ! 
Sie stoßen an. 
Arnim: Ich will mitfreuen, mitleiden, mithalten, aufmun¬ 
tern und trommeln, wenn die Stunde schlägt, den Bann des 
blutigen Imperators zu brechen und das Vaterland zu befreien. 
Brentano: Sei ein Nlensch hoch über der Zeit und falle 
nicht in einem elenden Streit um Hufen Landes. Ich bin Bürger 
der freien Reichsstadt Frankfurt und habe kein Vaterland. 
. Arnim: vir fehlt nur die politische Einsicht, du Träumer, du 
Phantast; in deiner Empfindung bist Ou doch zu tiefst mit dem 
Vaterland verbunden. Alles, was wir zwei zusammentragen, 
die Volkslieder, die teutschen Volksbücher von Görres, sie 
wirken nicht nur auf die Literatur, sondern aufs ganze Leben. 
War wollen wir Romantiker denn? Wir wollen zeigen, daß 
die künstlerische Gestaltungskraft des deutschen Geistes und die 
Schöpfungskraft der deutschen Sprache die deutsche Kultur 
116
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.