Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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Ott der Sitzung des oberöst. Land 
tages zu Linz vom 27. März 1899 wurde 
die Errichtung einer Knabenbürgerschule 
zu Ischl bewilligt, nachdem ein dortiger 
Bürger (Aug. Bielweib) sich erboten 
hatte, für den Schulbau 10.000 fl. zu 
spenden. 
Am 3. Juni starb Johann Strauß, 
einer der beliebtesten Sommergäste 
Ischls. Zur Trauerfeier wurde eine 
Strauß-Gedenkfeier im Theater ange 
setzt, bei welcher ein vom hier weilen 
den Dichter Oskar Dlumental verfaß 
ter Prolog vorgetragen wurde, worauf 
der 2. Akt der Fledermaus und der erste 
Akt des Zigeunerbarons folgte. 343 ) — 
Am 26. Juni starb der durch 31 Som 
mer hier weilende beliebte Kurarzt Dr. 
Leopold Heinemann. Als Mitglied der 
ersten wissenschaftlichen Vereine ver 
fügte er auch über die größte Beliebt 
heit beim Badepublikum, welches er be 
sonders durch sein fesselndes Wesen an 
sich zog. Ihm hatte Ischl den Zuzug 
von zahlreichen Fremden aus der Re 
sidenz zu danken. 2 Jahre vor seinem 
Tode hatte er sich schon damals, 80- 
jährig. ein Grab auf dem Ischler Fried 
hof ausgesucht, mit dem Ausspruch: „Wo 
ich am liebsten gelebt, will ich auch be 
graben sein". 344 ) 
Auf Anregung des Bizebürgermei- 
sters Franz Leithner war den ganzen 
Winter hindurch mit der Herstellung 
eines neuen PromenaLeweges vom Kal 
varienberg nach Pfand! gearbeitet wor 
den, der im Sommer als Elisabeth- 
Waldweg eröffnet werden sollte. Die 
ser Weg führt über die Gründe des 
Falkensteinerbauern, des Postmeisters 
Koch und Forstärars, die alle das Zu 
standekommen der Anlage tatkräftig un 
terstützten. Der Elisabeth-Waldweg ge 
hört außer dem Franz Iosef-Iubiläums- 
weg zu Len schönsten Spaziergängen 
Ischls. Am 2. Juli fand in schlichter, 
einfacher Weise die Eröffnung dessel 
ben statt, sollte er doch den Namen 
derjenigen führen, die stets abhold jedem 
Getriebe war. 343 ) In diesem Sommer 
langte als erstes Automobil das des 
Wiener Rentners Wiesner in Ischl ein 
und erregte großes Aussehen, besonders 
bei der Landbevölkerung. 343 ) ,'vm Sep 
tember stieg Fürst Herbert Bismarch 
der ältere Sohn des Kanzlers, im Ho 
tel Bauer zum Kurgebrauch ab. 34 ') 
Mitte September 1899 erfolgte aber 
mals ein großes Hochwasser, das ähn 
liche Verheerungen wie das von 1897 
anrichtete, die Ischl war diesmal noch 
um einen Meter höher, rieß wieder die 
Trenklbachbrücke ab und schwemmte die 
ganze Lehne beim Brauhaus weg. Der 
Bahnverkehr war vollkommen brachge 
legt. 343 ) 
Am 24. September starb im Sa 
linenamtsgebäude zu Ischl der verdienst 
volle Amtsvorstand der k. k. Salinen- 
verwaltung Ischl, Oberbergrat Karl 
Baltz Edler von Baltzberg. Die Sa 
line Ischl verdankt ihm zahlreiche grund 
legende Neuerungen, so die Gasfeue 
rung. dann die moderne Salzbriquet- 
tierung mit Verwendung einer von ihm 
erfundenen elektrisch-automatischen und 
selbstregistrierenden Wage in Verbin 
dung mit der hydraulischen Briquett- 
presse, die Einführung des elektrischen 
Lichtes und die Verwendung der elek 
trischen Kraft in den hiesigen Werken, 
wozu eine Reservoir-Dampfanlage mit 
einer Halblokomobil-Eompound-Maschi- 
ne mit 37 indizierten Pferdekräften für 
Lichtmaschine, Arbeitsmaschine und die 
hydraulischen Druckpumpen am Schmie 
dengebäude errichtet wurde. Der Salz 
berg, der unter Baltzberg mit elektri 
schen Kraft - Bohrmaschinen versehen 
worden war, wurde 1897 vom Finanz 
minister Bilinsky, 1898 vom Finanz- 
minister Dr. Kaizl besichtigt. Balzberg 
stand in regem Briefwechsel mit Dr. 
von Buuren, Professor in Sorohaza auf 
Java und dem holländischen Maschinen 
ingenieur Job, die auf seine Einladung 
hieher kamen, um die Salzbriquettierung 
zu studieren. 343 ) 
Am 25. September wurde im Ge 
bäude der alten Knabenvolksschule in 
der Schulgasse die neue Bürgerschule 
ohne besondere Feierlichkeiten eröffnet. 
Als erster Direktor wurde Anton Bran- 
dis, bisher Fachlehrer zu Steher, vom 
Bezirksschulräte eingesetzt, Leo Kegele, 
bisher Lehrer an der Volksschule zu 
Gmunden^ der Verfasser des Werkes 
„Das Salzkammergut", als erster Fach 
lehrer bestellt. 333 ) Gleich in den er 
sten Jahrgang ließen sich 69 Schüler 
einschreiben. Es mußten daher Para- 
lellklassen geschaffen werden, da nicht 
mehr als 50 Schüler in einer Bürger 
schulklasse sein durften.
	        
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