Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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laß des Jubiläums eine Weganlage über 
den sogenannten „Hubkogel", ausgehend 
von der Villa des ehemaligen kaiserli 
chen Leibarztes Baron Dr. Widerhoser 
und in der Ortschaft Perneck endigend, 
hergestellt, der die Bezeichnung Kaiser 
Franz Iosef-Iubiläumsweg erhielt. Bei 
der feierlichen Eröffnung am 7. August, 
zu der sich sämtliche Vereine mit ihren 
Fahnen und Bürgermeister Wiesinger 
mit der Gemeindevertretung eingefunden 
halten, gedachte der Sektionsobmann 
Redakteur Karl Plasser in der Festrede 
in dankbarer Anerkennung des Gemein 
derates Engelbert Schodterer, der sich 
um das Zustandekommen dieses Weges 
sehr verdient gemacht hatte?»«) 
Der Geburtstag des Kaisers wurde 
dieses Jahr mit einer besonders fest 
lichen Marktbeleuchtung und einem Fa- 
kelzuge gefeiert?»«) 3n diesen Tagen 
fand eine wichtige Ministerkonserenz 
zwischen dem Minister des Aeußern 
Grasen GoluchovSkh, Reichsfinanzmini 
ster von Kalley, Honvedminifter Dr. 
Bärnreither, Ministerpräsidenten Grafen 
Thun und Baron Bansfh statt? 40 ) Der 
Kaiser verlieh am 25. August Ischl, 
um an den Kaisermanövern zu Buzias 
in Angarn teilzunehmen? 44 ) Er war 
während des ganzen Sommeraufenthal 
tes o;t von trüben Stimmungen erfüllt 
und machte öfter den Ausspruch: „Wenn 
nur das Jubiläum schon vorüber wäre!" 
Kaiserin Elisabeth hatte sich bereits am 
15. Juli von Ischl nach Bad Rauheim 
begeben, um von dort am 29. August 
nach Territet am Genfersee zu reisen. 
Ein eigenartiges Schicksal wollte es, daß 
der greise Monarch hier in Ischl seine 
Gattin das erstemal und das letztemal 
sehen sollte. Samstag den 10. Septem 
ber gegen Abend durchschwirrten den 
Kurort mehrere Gerüchte, Kaiserin Eli 
sabeth sei in Genf ermordet worden. 
Bald darauf ertönten um 7 Ahr in 
dumpfen Tönen die Glocken der Pfarr 
kirche, der evangelischen Kirche, Seba- 
bastians- und Krankenhauskapelle, alren 
Bewohnern Ischls die Trauernachricht 
verkündend. Im Theater wurde die 
Borstellung unterbrochen. Direktor Wild 
trat vor die Rampe und teilte dem Pu 
blikum das Geschehnis mit, woraus das 
Theater sofort geschlossen wurde. Am 
nächsten Morgen wehten von allen Häu 
sern die schwarzen Fahnen. Das Bür 
germeisteramt machte durch Plakate die 
Trauerbotschaft bekannt. 
Kaiserin Elisabeth, die in den letz 
ten Jahren jedes politische Getriebe 
ängstlich gemieden hatte, die jeder Fest 
lichkeit aus dem Wege gegangen war, 
hatte in größter Zurückgezogenheit, faßt 
menschenscheu, ihre Tage verbracht, ge 
rade sie muhte das unschuldige Opfer 
eines politischen Mordes werden. Hier 
in Ischl hatte die hohe Frau nur mehr 
in den seltensten Fällen den Kaiserpark 
verlassen, und wenn dies geschah, so 
ging sie nur von einer Hofdame begleitet 
durch den Ort, ihr Gesicht mit einem 
Sonnenschützer verdeckend. Jedes Jahr 
war sie seit ihrer Vermählung mit Kai 
ser Franz Josef nach Ischl gekommen 
und hatte mit Freude die Villa am 
Fuße des Iainzens bezogen. Von hier 
aus konnte man in früheren Jahren 
die schöne Frau auf hohem Rosse in die 
Engleithen reiten sehen. Sie bestieg mit 
Vorliebe unsere Berge, besonders den 
nahen Iainzenberg, der noch zum kaiser 
lichen Part gehört. Aus der Spitze die 
ses Berges, der eine herrliche Aussicht 
aus Ischl mit dem Dachstein gewährt, 
las. schrieb, zeichnete und malte Elisa 
beth. Dies war so recht der Ort nach 
ihrem Geschmack, keine Reugierigen 
konnten sie hier verfolgen. Auf der 
Höhe war eine kleine Schutzhütte zum 
Aufenthalt errichtet worden, Alpenrosen 
und Alpenblumen waren rund herum 
eingesetzt. Auf einem Baume am Gip 
fel des Berges, gerade oberhalb der 
kaiserlichen Villa, hatte Elisabeth ein 
Muttergottesbild mit einem von ihr ver 
faßten Gedicht anbringen lassen: 
O breite deine Arme aus, Maria, die 
wir grüßen! 
Leg schützend sie auf dieses Haus. 
Im Tal zu deinen Füßen! 
O segne dieses kleine Rest 
Mag rings der Sturm auch wüten, 
In deinem Schutze steht es fest, 
Voll Gnaden wirst du's hüten. 
Am 15. September legten Ischler 
Dürgersfrauen einen Kranz aus Edel 
weiß, Kiefern und Disteln in Attnang 
in den Leichenwagen des durchführenden 
Trauerzuges. Bürgermeister Wiesinger 
nahm mit einer Abordnung an den 
Beisetzungsfeierlichkeiten in Wien teil? 4 «)
	        
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