Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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Während des Herbstes und Winters 
wurden die abgebrannten Häuser neu 
aufgebaut. Postmeister Franz Koch kauf 
te die Drandruinen des Hotels Tallachini 
um den Preis von 40.000 Gulden E. M. 
auf und trachtete das neue Hotel, wel 
ches an derselben Stelle erstehen sollte, 
möglichst ähnlich dem früheren herzu 
stellen. Aach der Vollendung des Baues 
übernahm der älteste Sohn des Post 
meisters, Franz Koch, der spätere lang 
jährige Bürgermeister von Ischl, das 
neue Hotel zur Kaiserin Elisabeth. Das 
abgebrannte Tänzlbad wurde nicht mehr 
aufgebaut, an seine Stelle kam ein grö 
ßeres Bad, welches im kommenden Som 
mer als Giselabad dem Betriebe über 
geben werden sollte?«») 
Die Zeit der Zusammenkünfte bis zum 
Jubiläumsjahr 1908. 
Das Kriegsjahr 1866 fing mit einem 
Freudenfest für den Markt Ischl an, 
denn am Sonntag Lätare den 11. März 
beging derselbe das Fest seines 400- 
jährigen Bestandes, da Kaiser Fried 
rich III. (1442—1493) in einer Arkunde 
svom 14. März 1466 201 ) dem Dorfe Ischl 
die Rechte eines Marktes verliehen hatte. 
Inner dem Burgfrieden des freien lan- 
dessürstlichen Marktes übte der Magi 
strat, bestehend aus einem freigewähl 
ten Bürgermeister, einem geprüften Syn 
dikus, drei Räten, einem Kämmerer und 
aus vier bürgerlichen Repräsentanten die 
Zivilgerichtsbarkeit aus; außer dem 
Burgfrieden war das k. k. Pfleg- und 
Landgericht Wildenstein die kompetenre 
Stelle in Zivil- und Kriminalgerichts 
fällen. — In den frühen Morgenstunden 
weckten die Klänge der Salinenkapelle 
und Böllerschüsse die schlafenden Bür 
ger. Am halb 9 Ahr wurde ein feier 
liches Hochamt mit Te Deum zelebriert, 
an welchem der Magistrat, die bestehen 
den Zünfte und Vereine mit ihren Fah 
nen teilnahmen. Rach dem Amte er 
folgte ein feierlicher Amzug um den 
Markt, der sich beim Magistratshaus 
(jetzt Adalbert Stisterkai 9) auslöste?«?) 
Als am 26. April der Krieg zwischen 
Oesterre ch und Preußen ausbrach, wur 
den auch aus dem Salzkammergute v'ele 
Militärpflichtige einberufen. Aus Ischl 
folgten 50 Männer den Fahnen, von 
Pfarrer Auböck und einer großen Men 
schenmenge begleitet, zogen sie nach 
Pfandl, wo Postmeister Koch den Schei 
denden einen Labetrunk sowie eine reich 
liche Bewirtung verabfolgen lieh. Der 
populäre Pfarrer stellte sich aus die 
Böschung knapp vor der Brücke und 
hielt an die Scheidenden eine Ansprache, 
die auf alle Anwesenden einen tiefen 
Eindruck machte und mit den Worten 
endete: „And jetzt meine Kinder, laßts 
euch noch den letzten Segen eures Pfar 
rers geben!" (Anaufgesordert sank alles 
auf die Kniee.) „Kinder gehts mit Gott! 
Er schütze und segne Euch! Macht eurem 
Kaiser und eurer Gemeinde Ehre! — 
und jetzt blase die Salinenbande noch 
einen fröhlichen Marsch, und wir da 
schauen den Scheidenden nach, solange 
es geht! Aus frohes Wiedersehen!“ 203 ) 
— Von den 50 Kriegern aus Ischl kamen 
alle unversehrt heim. 
Am 10. Juni wurde das neuerbaute 
Kirchlein in Pfandl eingeweiht. Im 
Frühjahr 1867 starb Bürgermeister Wil 
helm Seeauer, an seine Stelle kam Jo 
hann Krupitz, unter welchem die Straße 
vom Postbräuhaus bis zum Postkeller 
angelegt wurde; das Patronatsrecht der 
Saline über die Schulen Ischl, Lausen, 
Pfandl hörte aus, die Salinen- und 
Forstdirektion wurde 1868 dem Finanz 
ministerium unterstellt?«^) 
Am 3. August wollte der russische 
Fürst Gagarin (ein langjähriger Stamm 
gast Ischls) und sein Sohn in der Rähe 
der Rettenbachmühle von einer seichten 
Aferstelle aus das Vorbeischwimmen des 
Holzes beobachten, als sie von einem 
der vorbei treibenden Klötze plötzlich er 
faßt bis zum Rechensteg geschwemmt 
wurden, wo man nur mehr die zerstüm- 
melten Leichen ans Land ziehen konnte. 
Die Fürstin, welche während des An 
glückes am Afer saß, wurde ohnmächtig 
ins Hotel Elisabeth gebracht, wo die Lei 
chen aufgebahrt wurden. Der Hofmei 
ster des Prinzen wollte vom Afer aus 
den Ertrinkenden Rettung bringen, doch 
war jede Hilfe unmöglich. Eine Votiv- 
tafel, welche die Fürstin an einem Fel 
sen anbringen lieh, bezeugt heute noch 
die Anglücksstelle?««) 
Im Herbste feierte der Ischler Turn 
verein sein Gründungsfest. Das ins Le 
bentreten der freiwilligen Feuerwehr 
nach dem verheerenden Brande von 1865 
war der hauptsächlichste Beweggrurrd 
zur Bildung eines Turnvereines, da 
man bald kennen lernte, wie notwendig 
es sei, den Feuerwehrmännern turne 
rischen Anterricht erteilen zu lassen, in 
der richtigen Einsicht, daß die dem Tur 
nen eigene Gewandtheit und Sicherheit 
erlernt werden müsse, um alle vorkom 
menden Anfälle möglichst zu verhüten. 
Die Wirersche Badeverwaltung gab die 
Bewilligung zum Turnen in der zu den 
Wirerschen Kuranstalten gehörigen Turn-
	        
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