Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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statt. 174 ) Erzherzogin Sophie übergab 
ihrem Sohne und ihrer künftigen Schwie 
gertochter als Brautgeschenk die eben 
angekaufte Dr. Eltzvilla am Fuße des 
Iainzen, die zuletzt im Besitze des Tr. 
Mastalier war. Einige Tage später ver 
kündeten Proklamationen der Statthal 
terei von Oberösterreich die stattgefun 
dene Verlobung. 17 ^) Bis zum Ende des 
Monats August löste eine Festlichkeit die 
andere ab. Tes größten Zuspruches er- 
E eute sich das Fürst Esterhazische Ber- 
bungsschiehen. Ter Kaiser spendete an 
läßlich seiner Verlobung 2000 fl. für das 
Ischler Krankenhaus. Am letzten August- 
tage begleitete er seine Braut nach Bay 
ern zurück. 17 «) 
Im Frühjahre 1854 wurde die 
kaiserliche Villa ausgebaut und an 
dem schon vorhandenen Mitteltrakt rechts 
und links ein Seitentrakt angefügt. Aeber 
die Ischl wurden neue Brücken zur Ver 
bindung der Villa mit dem Orte erbaut, 
die umliegenden Wiesen wurden in ei 
nen Park verwandelt. Am 29. Juli be 
zog das neuvermählte Paar zum ersten 
mal die umgebaute Villa. 2m Sommer 
traf der König von Portugal zum Be 
suche der Neuvermählten ein. 177 ) Dr. 
Mastalier verkaufte im Herbste die so 
genannte Schmalnau, das Schmidbauern- 
gut und die umliegenden Grundstücke an 
den Hof. Aus den gewonnenen Gebie 
ten wurde der heutige Kaiserpark ange 
legt. Die Gemeinde Ischl trat das 
märktische Rachaus in der Wirerstrahe 
an das Aerar ab und übersiedelte in das 
gegenüber dem unteren Traunsteg gele 
gene Haus (jetzt Adalbert Stifter-Kai 
Nr. 9). In die Räume des früherem 
Magistrats von Ischl zog das Bezirks 
gericht. Während der letzten Jahre wa 
ren in den verschiedenen Behörden und 
Aemtern große Veränderungen vor sich 
gegangen. An Stelle des Salzoberam 
tes wurde die Salinen- und Forstdirek 
tion eingeführt, man trennte davon das 
Waldwesen und errichtete eigene Forst- 
ämter. Das bisherige Landgericht, Neu 
wildenstein zu Goisern, wurde in ein 
Forstamt verwandelt (am 1. Nov. 1851), 
dem man die Bezirke Goisern, Gosau, 
Hinterberg zuwies; darüber wurde zum 
ersten Borstand der frühere Waldmei 
ster von Ischl Rupert Pichler einge 
setzt. Das neue Forstamt Ischl kam zum 
Bezirke Ebensee. 17 ») Mit der Geschichte 
des Forst- und Salinenwesens ist auch 
der im Jahre 1824 als einfacher Holz- 
knecht in kaiserlichen Dienst getretene, 
dann als Bauadjunkt pensionierte I. M 
Ramsauer von Ischl innig verflochten, 
der schon im Jahre 1848 als Kammer 
gutswehrmaurer einen neuartigen Lauf 
kranich, sowie die sich selbst öffnenden 
und schließenden Wassertore erfand. Ei 
nige Jahre später führte er die Drai 
nage im Salzkammergut ein. Er besuchte 
die Weltausstellungen von Wien, Pa 
ris und London, wo seine Modelle den 
ersten Preis erhielten. Obwohl wenig 
gewandt in höfischen Formen, wurde 
der einfache Mann von den höchsten 
Personen geachtet und wiederholt als 
Fachmann zu Rate gezogen. In einer 
Zeit der Wohldienerei lebend, blieb er 
trotz vieler Auszeichnungen seiner ker 
nigen Einfachheit getreu. Am 10. Fe 
bruar 1883 starb Ramsauer, der für die 
Traunschiffahrt und Straß enregulierung 
ein zweiter Thomas Seeauer gewesen. 
Da Ischl durch das kaiserliche Hofla 
ger während der Sommermonate der po 
litische Mittelpunkt ganz Oesterreichs 
wurde, so eröffnete man hier schon am 
31. V. 1855 ein Telegrafenamt im Hause \ 
des Kupferschmiedes Höringer, Kreuz 
platz 172. Das Telegraphieren war dem 
Großteil der Bewohner etwas ganz An 
begreifliches. Für den Anfang glaub 
ten die zahlreichen Neugierigen, die sich 
dieses Wunderding besahen, daß der Te- 
legraphendraht hohl sei und aus diesem 
die Papierstreisen herausgezogen wür 
den, auf denen die Buchstaben stehen. 
Die Leute entfernten sich kopfschüttelnd 
und sagten „Es steckt der Teufel dahin 
ter'". Der übrige Postbetrieb blieb auch 
weiter noch im Posthose. Der erste 
Briefkasten war im Jahre 1852 bei der 
Tabakhaupttrasik des Ferdinand von 
Lidl angebracht worden. Der erste Te 
legrafist und Leiter des neuen Amtes 
war Anton Schröter von Cristelli 
aus Wien. 17 ») Anfangs Juli wur 
de die alte Friedhofskapelle auf 
dem bedeutend erweiterten Friedhof 
abgetragen und eine neue Grabkapel 
le in italienischem Stile von der Grä 
fin Sickingen erbaut. Der Kaiser be 
wohnte diesen Sommer die neue 
Plahmühle, da die kaiserliche Billa in 
folge neuerlicher Adaptierungsarbeiten 
nicht zu beziehen war. 1 »«) Im ersten 
Stock der Plahmühle schloß Kaiser Franz 
Josef mit dem Erzbischöfe von Wien 
Othmar Rauscher am 18. August das 
Konkordat mit der Kirche ab, welches 
derselben die weitgehendsten Befugnisse 
einräumte. 1 » 1 ) Das Kaiserpaar, die Kai 
serin-Witwe Karolina Augusta, König 
Max von Bayern, und der gesamte
	        
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