Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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reich, der schon sehr Wertvolles geleistet 
hat, dürfte in Bälde auch in Ischl 
eine Zweigniederlassung errichten, wäh 
rend der neue Ischler Trachtenverein 
„Die Wildenstoana" bestrebt ist, wenig 
stens unter den Ischlern die alte über 
lieferte Tracht frei von jeder fremdlän 
dischen Beimischung zu erhalten. 
Zu den wichtigsten Erwerbsquellen 
der Ischler gehörte der Bergbau, des 
sen Arbeiter „Häuer" genannt wurden. 
Die Strenleute besorgten die Leitung der 
Sole zu den Sudhäusern, die Psann- 
hauser hatten die Arbeit bei den Salz 
pfannen. Den Holzknechten oblag die 
Versorgung der Saline mit dem nötigen 
Brennholz. Die Wehrer und Bacharbei 
ter hatten die Aufsicht über die Instand 
haltung der Äser und Schleußen, sowie 
das Schwemmen und die Aufschichtung 
des Holzes zu besorgen. In zweiter Li 
nie kam die Viehzucht als Erwerbs 
quelle in Betracht. Jeder Eigentümer 
einer Herde hatte seine zwei Almen, 
eine höher und eine tiefer gelegene, wo 
nach man Hoch- und Niederalmen un 
terschied (vgl. die Bezeichnung hohes 
Rad — Hoisenrad und Niederrad). Zwi 
schen 15. Mai und 1. Juni erfolgte 
die Alpenfahrt, wobei das mit Bändern 
geschmückte Vieh Werst auf die niederen 
Almen getrieben wurde, weil die hö 
heren um diese Zeit noch mit Schnee be 
deckt sind. „Die Aussicht über das Vieh", 
sagt Wirer, „ist hier den Alpendirnen 
(Schwoagerinnen, Senninnen) anvertraut, 
welche sich durch große Reinlichkeit aus 
zeichnen, jedoch gehören Jugend, Schön 
heit und idyllische Einfalt bei diesen Na 
turkindern nur zu oft zu den frommen 
Wünschen. Von besonderer Wirkung auf 
das Gemüt ist der Almengesang auch 
Almenludeln oder Dudeln der Schwoage 
rinnen." Die Schnaderhüpseln bildeten 
den beliebtesten Gesang und der schon 
erwähnte Dichter Castelli machte in un 
seren Bergen die ersten Studien zu sei 
nen Dialektdichtungen. Auch Stelzhamer, 
der größte oberösterreichische Mundart- 
dichter, hat hier in Ischl so manches 
Motiv zu seinen Gesängen in obderennsi- 
scher Mundart entlehnt, so sein"°) 
„Tanzl""?) 
Kain Tag ohne Sunn 
And kain Nacht ohne Stern, 
And kain Herz aus der Welt, 
Das kain andres hat gern. 
Zwai Fischerl im See 
And zwai Vögerln im Wald, 
And zwai Leut, dö sö gern ham, 
Dö finden sö 6al. 162 ) 
Don Wirers Tod (1844) bis zum großen 
Brande (1865). 
Der aufblühende Markt und Bade 
ort, in welchem damals Wilhelm See- 
auer Bürgermeister und Dr. Josef Bren 
ner von Felsach Leiter der Wirerschen 
Badeanstalten war, erlangte nach lan 
gen Bitten das Wiederausübungsrecht 
des Wochenmarktsprivilegiums. Nach 
dem von Seite der Magistrate Gmunden 
und Wels erklärt worden war, daß „man 
weder gegen die Verlegung von Montag 
auf Donnerstag eine Einwendung ma 
che", wurde am 30. Mai 1844 wieder 
der erste Wochenmarkt abgehalten."^) 
In demselben Jahre kaufte die Gemeinde 
auf dem Niederfelde neben der gedeck 
ten Brücke (Steinfeldbrücke) ein Grund 
stück. worauf Postmeister Franz Koch 
das von Hm versprochene Pfründler- 
haus (altes Pfründnerhaus) am Ende 
der Kolowratsallee (heute Bahnhof 
straße) erbaute."^) 
Im Sommer des Jahres 1845 er 
öffnete Josef Wimmer auf Betreiben 
des Bürgermeisters Seeauer die erste 
Druckerei, eine Filiale seiner Linzer 
Druckerei im kleinsten Amfang. Sie trar 
bis 1866 nur vom Mai bis Ende Sep 
tember in Ischl, erst von da an ganz 
jährig. 1885 ging sie in den Besitz von 
G. und A. Plasser über?") Am 22. No 
vember, dem Tage der heiligen Cäci- 
lia, bildete sich der Ischler Männerge 
sangsverein, der in kurzer Zeit bei fast 
jeder größeren Festlichkeit verdienstvoll 
mitwirkte, auch zu wiederholten Malen 
seine vortrefflichen Leistungen in den 
Dienst der Wohltätigkeit stellte. 136 ) Der 
Besuch der Kurgäste nahm stetig zu, die 
höchste Zahl an Badegästen wurde im 
Jahre 1846 erreicht, indem sich 1887 
Personen ständig, 2920 vorübergehend 
hier aufhielten (im Vergleich zu den 
neuesten Besucherzisfern eine noch sehr 
geringe Zahl)."?) In der Pfarrkirche 
wurde unter geistlichem Rat Pfarrer Jo 
sef Schmid ein neuer hölzerner Hochal 
tar mit dem Bilde der heiligen Drei 
einigkeit aufgestellt, welchen am 8. Sep 
tember 1847 der 86jährige Bischof Gre 
gor Thomas Ziegler von Linz feierlich 
einweihte. Kurze Zeit darauf wurden zu 
den beiden Seiten des neuen Hochalta 
res zwei Gipsstatuen Aron und Petrus 
darstellend postiert. 
Das Jahr 1848 ging auch an 
Ischl nicht spurlos vorüber, obwohl 
die Revolution hier mehr einen ge
	        
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