Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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12. August überfiel ihn aber eine schwe 
re Lungenentzündung. Wirer und Götz 
wurden sofort ans Krankenlager beru 
fen, Kuriere kamen und gingen aus dem 
Pfarrhofe, teilnehmende Fremde und 
Einheimische fanden sich in großer Zahl 
ein, um sich nach dem Befinden des 
kaiserlichen Bruders zu erkundigen. Der 
Kaiser Franz wurde durch Eilboten in 
steter Kenntnis des Krankheitsverlaufes 
gehalten. Die Erzherzöge Johann und 
Maximilian d'Este, welch letzterer av 
schwerer Gicht litt, trafen schon in den 
nächsten Tagen am Krankenlager ihres 
Verwandten ein. Bis zum 21. August 
schwebte Rudolf zwischen Leben und Tod. 
an diesem Tage wurde durch die um 
sichtige Pflege die Krankheit endlich be 
siegt. Die Besserung ging langsam aber 
sicher vor sich. Als der Rekonvaleszent 
so weit hergestellt war, daß er wieder 
ausgehen konnte, veranstaltete Erzherzog 
Maximilian, der inzwischen von seiner 
Gicht so hergestellt war, daß er leine 
Krücken entbehren konnte, ein Dank- und 
Volksfest. Aus den Wiesen um Stögers 
neuen Gasthof. der bei diesem Anlaß 
eröffnet wurde, sollte den Ischlern Ge 
legenheit zu frohem Treiben gegeben 
werden?') Buden, ein großer Tanzbo 
den, lange Tafeln, ein Rutschbaum, eine 
Freilichtbühne, auf welcher der Direktor 
Bratsch mit seiner Truppe gastieren soll 
te, wurden aufgeschlagen. Als diese 
Vorbereitungen beendet waren, ergingen 
die Einladungen an die Honoratioren 
des Ortes. Der 9. September war als 
dieser Cesundungssesttag angesetzt wor 
den. Eiir Hochamt mit Te Deum eröff 
nete die Festlichkeiten. Am 3 Ahr nach 
mittags wurde Erzherzog Rudolf von 
38 Jschler Schützen von seiner Wohnung 
im Psarrhof unter den Klängen einer 
Musikbande zur Festwiese geführt, wo 
der genesene Kardinal als Erster das 
Festschiehen eröffnen muhte. Der Fest 
platz. der seit diesen Tagen den Namen 
„Jschler Prater" führt, war gedrängt 
voll. Jodlerinnen oder Ludlerinnen, wie 
Wirer noch die Sennerinnen zu nennen 
pflegte, liehen um die Wette ihre kräf 
tigen Stimmen erschallen. Am Theater 
wurden gleich drei Lustspiele hinterein 
ander ausgeführt. Ein sechs Klafter ho 
her Rutschbaum erfreute sich des leb 
haftesten Zuspruches, Sackläufer und 
Schwerttänzer zeigten ihre Künste. Auf 
dem Tanzboden wogten die Paare im 
Steirer, Ländler, Schleunigen in bun 
ter Menge durcheinander. Für die besten 
Tanzpaare hatte Erzherzog Maximilian 
Beste gespendet, welche auf Tischen zur 
Schau gestellt waren. An die Festwiese 
angrenzend stand eine Tafel mit 420 Ge 
decken für die Schuljugend, welche Ka 
nonikus Leichner zu ihren Plätzen führte, 
während für die Honoratioren und Bür 
ger von Ischl 5 lange, große Tafeln 
aus geschlagen waren, die mit Fahnen in 
den österreichischen Farben bekränzt wa 
ren. Als die Vorführungen im Lausen, 
Klettern und Springen beendet waren 
erfolgte die Preisverteilung, bei der es 
sehr lebhaft zuging, woraus alles zu den 
besetzten Tafeln eilte. Der Tisch der 
Erzherzöge war mitten unter den Dür- 
gertafeln und als Maximilian an einem 
der benachbarten Tische die Tocbter sei 
nes Hausherrn Fräulein Karoline von 
Lidl entdeckte, eilte er schnell zu ihr und 
überreichte ihr eine Orange. Als die ein 
brechende Nacht diesem frohen Treiben 
ein Ende bereiten wollte, erstaunten die 
Festteilnehmer aufs Neue, denn von ver 
schiedenen Orten stiegen noch nie gesehe 
ne Feuerschlangen durch die Lüste, selbst 
der Hundskogel schien in einen :euer- 
speienden Berg verwandelt worden zu 
sein. Aus seiner Spitze begannen die 
Worte zu leuchten: Vivat Franziskus, 
Vivat Carolina, Vivat Rudolfus, Vtvat 
Maximilianus. Bis spät in die Nacht 
hinein erdröhnte nun das Krachen der 
Pöller, allmählich erstarb der Lärm, die 
Musik zog heimwärts, begleitet von den 
heimkehrenden Bürgern, denen dieses 
„Maximiliansfest" bis in die spätesten 
Tage unvergeßlich bliebt) Ein ähnliches 
Fest veranstaltete auch am 23. Septem 
ber der Salzoberamtmann von Schiller 
und Salzoberamtsrat Petrasch im Na 
men der Einwohnerschaft Ischls. Das 
Hochamt, welchem Erzherzog Rudolf und 
die ganze Bürgerschaft beiwohnten, wur 
de vom Linzer Bischof Gregorius Tho 
mas Ziegler, assistiert vom Prälat Jo 
ses Altwirt aus Kremsmünster und 
Stiftspropst Michael Arneth aus St. 
Florian, gelesen. Am Abend dieses zwei 
ten Gesundungsfestes erhielt der Jsch 
ler Bürgermeister Huebmer durch den 
Obersthofmeister des Kardinals, Gehei 
men Rat Grafen Ferdinand von Trojer, 
folgendes Schreiben: 
Lieber Herr Bürgermeister! 
Gott dem Allmächtigen verdanke ich 
die Wiedergenesung nach meiner schwe 
ren Krankheit, die mich hier überrasch 
te. Ich will nicht Ischl verlassen, ohne 
daß ich zu erkennen gab, wie sehr mich 
die große Teilnahme freute, die sämt 
liche hiesigen Bewohner äußerten. Ich
	        
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