Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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feuergefährlich eingerichtet) dankte. Aus 
den Benennungen dieser einzelnen Stük- 
ke kann man auch auf ihren Inhalt 
schließen, ein Kasperltheater für Erwach 
sene. Ich möchte nur hier erwähnen, 
daß sich unter dieser ersten Theaterge 
sellschaft bereits Franz Wallner, der 
nachmalige Besitzer des berühmten Wall- 
nertheaters in Berlin befand. Auf sein 
Betreiben setzte es schließlich die Direk 
tion durch, daß auch Raimunds „Bauer 
als Millionär" in den Spielplan der 
Ischler-Bühne aufgenommen werden 
durfte.^) Das Theater zeigte sich als 
eine bei den Fremden sehr willkommene 
Einrichtung, denn im schönen Ischl man 
gelte es auch in der guten alten Zeit 
an reichlichem Regen nicht, wofür Wi 
rer die gute Ausrede zu gebrauchen 
pflegte: „Wenn's in Ischl Schnür! reg 
net, so regnet's Kamillenthee." Gerade 
für solche Regentage bot das Theater 
eine willkommene Zerstreuung. Im Som 
mer 26 fand man, daß dieses Krall 
theater feuergefährlich und zu klein sei. 
Den Gicht- und Asthmaleidenden war 
die Ersteigung dieses zum Lheatersaal 
adaptierten Dachbodens zu mühsam und 
beschwerlich und so entschloß sich Dr. 
Wirer im 'Spätherbst, das Enser Has- 
nerhaus Rr. 151 (heutiges Theater) samt 
dem dazugehörigen Garten zu kaufen 
und schenkte den Platz behufs Erbau 
ung eines neuen Theaters samt 3000 fl. 
tu Barem der Gemeinde. Das neue Ge 
bäude wurde im herrschenden Empirestil 
von dem Salinenarchitekten Edangler ge 
baut und kam aus 9000 fl. zu stehen. Die 
Mehrkosten wurden von 21 Ischler Bür 
gern gedeckt, welche dafür Aktien erhiel 
ten. Dieses neue Theater wurde am 
' 28. April 1827 mit einer Dilettanten 
vorstellung Kotzebues „Der blinde Gärt 
ner" feierlich eroffnet.sv) 
Die Volkszählung die in diesem 
Jahr unter dem Bürgermeister Hueb- 
»ner stattfand, ergab, daß der Markt Ischl 
248 Häuser, 1809 Einwohner zählte/'") 
Ischl samt Amgebung 732 Häuser, 4699 
Einwohner. Die Aerzte, besonders Dr. 
Götz entfalteten nun auch in den Wie 
ner Zeitungen eine eifrige Werbetätig 
keit. In der Wiener allgemeinen Zei 
tung dieses Jahres schrieb er: „In Ver 
gleichung mit anderen Bädern, lebt man 
in Ischl sehr wohlfeil, weil der Luxus 
in dieser Berggegend noch nicht einhei 
misch ist und es für den, der es nicht 
sucht, keine Gelegenheit zum Aufwand 
gibt. In den Gasthäusern ist die Bedie 
nung erträglich. Doch entsagen die we 
nigsten, die mit ihren Familien hieher- 
kommen, der Annehmlichkeit, ihre eige 
ne Wirtschaft mit sich zu führen." Die 
Zahl der Zimmer für die Sommergäste 
war auf 340 Zimmer, 60 Kabinette und 
Stallungen für 130 Pferde vermehrt 
worden. Remisen boten Platz für 70 
Wagen. Eine strenge Polizei- und Ba 
deordnung wurde aufgestellt, nach deren 
Statuten sich die Wirte und das Pu 
blikum halten muhten. Strenge verboten 
war die Verabreichung von geräucher 
tem Fleisch, fetten Mehlspeisen, Hül- 
senfrüchten und Käse. Wirte, Metzger, 
Müller und Bäcker wurden vom Kom 
missionsbeamten, sowie dem Badearzte 
visitiert zwecks Einhaltung dieser ge 
strengen Statuten. Am 11 Ahr nachts 
mußte in den Gasthäusern und aus der 
Straße vollkommene Ruhe herrschen??) 
Der Nachtwächter durchstreifte die stil 
len Gassen und lieh zu verschiedenen 
Zeiten den alten Ischler Nachtwächter» 
ruf erschallen: 
Alle meine Herren laßt euch sagen, 
Der Hammer, der wird neun Ahr schla 
gen. 
Gebt acht aufs Feuer und aufs Licht 
Damit euch kein Anglück gschiecht! 
Bitt für uns heiliger Florian! 
Daß uns das Feuer nicht schaden kann. 
Weil nun die Nacht vorhanden ist, 
Schlasts nun in Gottes Namen! 
Wird neun Ahr schlagen! 
Beim anbrechenden Morgen sang 
er: 
„Alle meine Herren laßt euch sagen. 
Der Hammer der wird vier Ahr schlagen! 
Alle meine Herren seids munter und 
wach, 
Der Tag vertreibt die finstre Nacht. 
Drum loben wir Gott und die heilige 
Jungfrau Maria. 
Gelobt sei Jesus Christus! 
Weil nun der Tag vorhanden ist, 
Wacht nun in Gottes Namen! 
Wird vier Ahr schlagen!" 
Diesen Sommer hatte Ischl beim 
Empfang seines hohen Kurgastes des 
Kardinals Fürsterzbischofs Rudolf von 
Olmütz einen großen Festempfang be 
reitet. Am 2. August zog der Kirchen 
fürst unter dem Geläute aller Glocken 
ein. von einer neugierigen Menschen 
menge umringt, der Ort war beflaggt 
und abends wurden Transparente, so 
wie Kerzlein in den Fenstern der Häu 
ser aufgestellt. Rudolf fühlte sich diesmal 
so wohl, daß er von dem Gebrauche 
der Bäder Abstand nahm, schon am
	        
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