Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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Dergnügungsplatz, zwei Schiehstätten, 
eine geräumige Kugelstätte, und eine 
Taubenschiehstätte. Da Ischler und 
Fremde diesen als nächstgelegenen Aus 
flugsort gelegenen Platz bald zahlreich 
besuchten, erbaute der im Markte Ar. 26 
wohnhafte Gastwirt Matthias Stöger im 
Herbste eine Gastwirtschaft, die anläß 
lich eines großen Volksfestes im darauf 
folgenden Jahr als „Prater" eröffnet 
werden sollte. 24 ) Dr. Götz verwandelte 
die an seinen Obstgarten angrenzenden 
Wiesen in einen schön gepflegten Gar 
ten, wo er sich fast täglich unter die 
Kurgäste mengte und ihnen Gesellschaft 
leistete. Cr benannte diesen neuen Volks 
garten-'«) nach dem ersten großen Kur 
gast Ischls „Rudolfsgarten". Man 
che der herbeigekommenen Gäste woll 
ten auch in ihren Wohnungen die Bäder 
gebrauchen, und so waren schon früh 
zeitig mehrere Hausbesitzer gezwungen, 
chre Wohnungen mit primitiven Badege 
legenheiten zu versehen. Besonders vor 
nehme Herrschaften brachten ganze Four- 
gons an Bettzeug, Wäsche und anderen 
Atensilien mit, sie mieteten ganze Häu 
ser samt Stallungen. Die Gemeinde Ischl 
hatte inzwischen im Markte 278 Zimmer 
und 51 Kammern für Beherbergung der 
Badegäste zur Verfügung gestellt. Die 
Zahl der Kurbedürftigen steigerte sich im 
Jahre 1826 auf 320. 26 ) Erzherzog Rudolf 
hatte wieder im Pfarrhof fein Absteige 
quartier genommen. Man hatte indessen 
während der Herbst- und Wintermo 
nate die beliebtesten Spaziergänge mit 
Bänken und Aufschriften versehen — al 
les im herrschenden Biedermeierstile. Die 
Bezeichnung Vieser ersten Ruheplätze war 
oft eine recht gelungene. Man brachte 
die Schönheit des Ruheplatzes, der in 
den meisten Fällen eine „beschränkte 
Aussicht" gewährte, mit dem Gemüte 
desjenigen zusammen, dem der Platz ge 
weiht war. So gab es schon eine „Eli- 
sensruhe", Bathhanys Ermunterung, 
Eleonorens Einsamkeit, Leonstempel, 
Mariannens Freude, Cäciliens Harmo 
nie, Staudenheimers Aebersicht, Isas 
Perspektive, Elisabethens Schirm, Wirers 
Sonnenschirm, (aus der Spitze des Si 
riuskogels) und Henriettens Anruhe, von 
welcher es z. B. im ersten Führer heißt: 
„Eine originelle Anlage mit der Be 
nennung ganz kontrastierend. Rechts am 
Wege trifft man eine mit Baumrinden 
verschlagene, mit einem kleinen Türm 
chen ohne Glocke versehene Eremitage; 
daneben eine auf einen Felsen führende 
Stiege, um keiner Aussicht zu genießen. 
Anten ist ein kleiner Platz eingezäunt, 
er bildet des Eremiten Eremitage ohne 
Sonne. Dies ist vor allem das wahre 
Plätzchen der Einsamkeit, wohin keine 
Anruhe paßt." 2 ?) Diese eben erwähnte 
Henriettens Anruhe, ein Aussichtspunkt, 
von dem man nicht einmal eine be 
schränkte Aussicht hatte, waren jene bei 
den Felsklötze rechts am Wege zur Spitze 
des Siriuskogels. Sechseckige Pavillons, 
an der Wand stehende „Sophen", sil 
berartig angestrichene Ruhebänke, ge 
malte Plafonds bilden die immer wie 
derkehrenden Einrichtungen dieser in fast 
allen ersten Reiseführern so ausführlich 
beschriebenen Aussichtspunkte der ersten 
Kurgäste in und um Ischl. Man muß 
staunen, mit welcher Genauigkeit und 
Liebe die ersten Herausgeber von Füh 
rern durch das Salzkammergut gearbeitet 
haben?«) 
Am Dachboden des Lukas Krall 
hauses (heute Sparkassegebäude in der 
Pfarrgasse) hatten die Musen im Isch- 
ler Sommerstädtchen ihren ersten Sitz 
aufgeschlagen. Schon seit Beginn des 
vorigen Jahrhunderts war hier ein klei 
ner Theatersaal errichtet worden, in wel 
chem die Dilettanten ihre schauspieleri 
schen Talente zum Ergötzen der ersten 
Kurgäste darboten. Besonderer Beliebt 
heit erfreuten sich Ritterdramen, dane 
ben einige Kotzebuesche und Isslandsche 
Rührstücke, auch das Singspiel „Die be 
hende Aloe", vom hiesigen Schulmeister 
Franz Radler in Musik gesetzt. Schon in 
der ersten Saison 1823 lieh Wirer eine 
herumziehende Theatergesellschaft aus 
Steyr nach Ischl kommen. Die Theater 
vorstellungen wurden von den Fremden 
besonders von Fürst Metternich, Grafen 
Gentz und Grafen Kolowrat besucht. Man 
kann sich denken, daß bei einem so höchst 
kritischen Publikum, wie es eben die er 
sten Kritiker und Zensoren des Metter- 
nichschen Systemes waren auch das Thea 
terrepertoire ein sehr zugestutztes nai 
ves war. Direktor Bratsch (1823—1826) 
durfte nur Possen aufführen. Die häu 
figst gegebenen waren: „Dr. Kramperl", 
„Hafnerpoldl", „Teufelsmühle", „Schwe 
stern von Prag", aber auch den lo 
kalen Verhältnissen durste Rechnung ge 
tragen werden und zum Debüt der Pri 
madonna Fräulein Schäffer spielte man 
im Jahre 1826 „Alina oder Ischl in 
einem anderen Weltteil", worin Wirer 
als der Entdecker Ischls gefeiert wurde, 
der durch diese Ehrung erfreut aus sei 
ner Loge (besser gesagt Verschlag, denn 
der ganze Raum war sehr primitiv und
	        
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