Volltext: Geschichte des Badeortes Ischl

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Braunschweig, den Aerzten Dr. Habit 
und Dr. Koffer, sowie hundert Fre- 
quentantinnen des Samariterkurses hier 
ein, um die neueingerichteten Feldspi 
täler zu besehen. 49 ") Im September 
wurden auch die Wasserheilanstalt Win 
ternitz, die Haushaltungsschule, ! ie Dum- 
ba-Stiftung für kranke Offiziere und das 
Sarsteiner Stiftungshaus für Verwun 
dete eingerichtet. Am II. September 
traf der erste Derwundetentransport in 
Ischl «irt. 48S ) Eine unübersehbare Men 
schenmenge fand sich zum Empfang üvet 
71 Verwundeten ein und begrüßte die 
selben durch Zuwerfen von Blumen, 
Tücherschwenken und Austeilen von Lie 
besgaben. Anfangs Oktober kam die 
erste Todesnachricht aus dem Felde. Es 
war Wolfgang Delmvr, der Sohn des 
hiesigen Kurfondgärntners, der am 9. 
September in einem Waldgefecht bei 
Stamky in der Schlacht bei Lemberg ge 
fallen war/«») Am dieselbe Zeit trafen 
die Meldungen ein, daß der Reserve- 
Kadett des 97. Infanterie-Regimentes 
Josef Holzbauer zum Fähnrich befördert 
und mit der silbernen Tapferkeitsme- 
daille erster Klasse ausgezeichnet worden 
war. Es war der erste Ischler, welcher 
im Weltkriege eine Auszeichnung für 
besondere Tapferkeit erhielt. 499 ) Im 
gleichen Monate wurde der Ischwr 
Bergarbeiter Johann Bramberger, 
Hausbesitzer in Sulzbach 75 bei Ischl, 
mit der goldenen Tapferkeitsme f- 
daille ausgezeichnet; er erhielt wegen 
tapferen Verhaltens vor dem Feinde 
als erster der österreichischen Armee auf 
dem russischen Kriegsschauplätze diese 
Auszeichnung. 494 ) 
Am IO. Oktober starb der Freund 
Kaiser Franz Josephs, der edle König 
Earol von Rumänien, der so oft in 
Ischl am Hofe des Kaisers geweilt hatte, 
dessen Tod bald eine starke Aenderung 
in den Beziehungen Rumäniens zu 
Deutschland-Oesterreich zur Folge haben 
sollte. 492 ) 
Am 2. November traf zu Ischl die 
Rachricht ein, daß Oberleutnant Hubert 
Zellner, der sowohl bei seinen Kame 
raden, als auch bei seiner Mannschaft 
sehr beliebt war, seinen Verwundungen 
zu Przemhsl am 23. Oktober erlegen 
sei. Hubert Zellner war der erste Isch 
ler Offizier, der vor dem Feind gefal 
len ist; er war ein Sohn des Villen 
inspektors Nikolaus Zellner. 499 ) Am 
27. November kam auf dem Wege 
nach Mondsee die erste Gruppe Kriegs- 
Gefangener, 72 russische Offiziere, durch 
Ischl. Am 13. Dezember starb Frau 
Franziska Krupitz, geborene Lidl von 
Lidlsheim, die Witwe des vormaligen 
Apothekers Krupitz und die Tochter des 
ehemaligen Bürgermeisters und Tabak- 
hauptverlegerS, sowie letzten Salzferti 
gers Ferdinand Lidl von Lidlsheim. In 
der altehrwürdigen Familie der Lidl, 
einer der ältesten von Ischl, war von 
jeher mit besonderer Vorliebe Musik 
und Literatur betrieben worden. In diesem 
Hause spielte das sogenannte historische 
Ischler Streichquartett, der Komponist 
Giacomo Meherbeer hatte dort sein Ab 
steigequartier und bearbeitete mit dem 
jungen Tonkünstler Leschetitzkh seine 
Opern. Kein Wunder, daß die kleine, 
für Musik, Poesie und Theater lehr 
empfängliche Franziska in ihrem Va 
terhaus die besten Vorbedingungen für 
eine gewandte Darstellerin der Orts 
geschichte gefunden hatte. In ihren Iu- 
gendjahren spielte sie mit Leidenschaft 
am Ischler Dilettanten-Theater und ver 
kehrte später viel mit Schauspielern und 
Künstlern. In ihrer Sommerwohnung 
schuf Lehar seine drei ersten bekann 
ten Operetten „Die lustige Witwe", „Das 
Fürstentind" und „Eva". Franziska 
Krupitz lebt durch ihre Schriften heute 
noch fort. Sie hat ein Buch, „Alt- 
Ischl" benannt, hinterlassen, worin sie 
in humorvoller, anziehender Weise wich 
tige Episoden aus Ischls Vergangenheit 
überlieferte. Außer diesem Büchlein gibt 
es noch eine Reihe von Aufzeichnun 
gen, so „Fragmente aus Ischls Vergan 
genheit" und kleinere Feuilletons. 494 ) 
Die Weihnachten wurden diesmal 
ganz unter dem Eindrücke des Krieges 
gefeiert. Alles suchte den eben zahlreich 
angekommenen Verwundeten eine kleine 
Freude zu bereiten. Die Haushaltungs- 
schUle allein stellte 758 Pakete her. Am 
4 Ahr begann die erste Bescherung in 
der Bürgerschule, der sich dann die 
nächsten in allen übrigen Spitälern an 
schlossen. 49 ») 
Ischl in der Kriegs- und Nachkriegszeit. 
Anfangs Jänner 1915 starb zu 
Wien Sektionschef Dr. Vinzenz Ver 
narb, der von seinen Mitmenschen als 
eigenartiger Sonderling angesehen wur 
de. Bernard verkehrte seit dem Tode 
seiner Mutter, die er abgöttisch liebte 
und zu Ischl verlor, mit niemanden., 
Er besuchte die Sterbestätte seiner Mut 
ter alljährlich. Als nach seinem Tode 
lein Testament geöffnet wurde, fand 
man darin den letzten Wunsch ausge-
	        
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