Volltext: Über die gewerbliche Schulbildung

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im 15., könnte aber auch schon im 13. Lebensjahre erfolgen, da 
ein Knabe nach vollendetem 9. Lebensjahre bereits in die Realschule 
aufgenommen wird. Der gebildete Lehrjunge im Alter von 13 oder 
15 Jahren wird aber gewiß nicht 3 oder gar 4 Jahre, sondern höch 
stens deren 2, zum Erlernen des Handwerkes nöthig haben, und 
es erscheint ganz billig, daß er, wie auch jeder andere, nur so 
lange im Lehrlingstande gehalten werde, als er den Anforderungen 
die man an einen Gehilfen zu stellen berechtigt ist, noch nicht genügend 
entsprechen kann. Unser Lehrling wird also im 17. oder, wenn 
er mit 13 Jahren eingetreten ist, schon im 15. Lebensjahre ein er- 
werbfahiger Gehilfe sein, der hinlänglich Zeit hat, sich für die 
Meisterschaft gehörig vorzubereiten, selbst wenn er diese zugleich mit 
seiner Großjährigkeit erlangen will. 
Der Lehrling wird also durch die an der Realschule zuge 
brachten Jahre für sich nicht zu alt, im Gegentheile: er kann durch 
die größere Reife des Körpers und Geistes für seinen Beruf nur ge 
winnen. Er wird aber vielleicht für Jene zu alt, die ihn zu sich 
in das Geschäft und Haus aufnehmen sollen? Dies hängt, meine 
ich, wieder von der bereits besprochenen Behandlung des Lehrlings 
ab. Ein 15jähriger Junge mit realer Bildung muß eben anders 
behandelt werden, als ein lljähriger, der unmittelbar aus der 
Volksschule kommt. Ersterer wird sich mancherlei nicht gefallen lassen, 
was der Letztere ganz natürlich und in der Ordnung findet. Deß 
halb ist aber der eine passende Behandlung Ansprechende nicht zu 
alt für das Gewerbe, sondern nur für jene Leute bei demselben, die 
ihn gehörig zu behandeln entweder nicht verstehen oder nicht des 
Willens sind. 
6. Wenn nun in Erwägung alles dessen, was bisher in 
Bezug auf die Benützung der Realbildung für die Gewerbe gesagt 
wurde, viele Eltern ihre Knaben der Realschule übergeben wollen, 
die es sonst vielleicht nicht gethan hätten, wie wird dann die Auf 
nahme dieser neben anderen zuwachsenden Schülern möglich sein, da 
doch gegenwärtig schon die unteren Klassen der hiesigen Lehranstalt 
überfüllt find? 
Diese „ganz praktische" Frage darf nicht offen gelassen wer 
den, denn ihre Nichtbeantwortung könnte die vorstehenden Andeu 
tungen um alle Wirkung bringen. 
Sollte der Zudrang zur hiesigen Realschule in der That so 
sehr zunehmen, als das bezügliche Bildungsbedürfniß in neuester
	        
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