Volltext: Über die gewerbliche Schulbildung

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patriarchalische Hauswesen soll wieder gepflegt werden, wie in der 
guten, alten Zeit; es ist dies jetzt, bei der unseligen Zerfahrenheit 
in den Grundsätzen der öffentlichen Moral noch um vieles nothwen 
diger als damals, wo alles Fundament noch wirklich fest stand. Die 
Klagen über unverläßliche, ja schlechte Dienstboten und Arbeiter sind 
erst so laut geworden, seit an die Stelle des gemüthlichen, patriar 
chalischen Verhältnisses, das lockere, fast möchte man sagen, das un 
moralische Band des gegenseitigen Vortheiles getreten ist. 
Eine anständigere Behandlung der Lehrlinge hätte auch zur 
Folge, daß viele Söhne aus besseren Häusern, deren Eltern wohl 
Bildung aber kein Vermögen haben, sich. nach zurückgelegten 3 Un 
terrealklassen der gewerblichen Beschäftigung zuwenden würden, um 
da bald ihre Versorgung zu finden. 
In diesen gebildeten Schichten der Gesellschaft wartet man 
schon lange, bis der Gewerbestand sich gehoben haben wird; dann 
will man ihm die Söhne widmen; ebenso wartet aber auch der Ge 
werbestand auf die zahlreiche Zuführung dieser besseren Kräfte, um 
sich durch sie zu erheben. So wartet ein Stand auf den anderen, 
und cs würde noch lange sofortdauern, wenn nicht die beiderseitige 
Noth die Wartezeit abkürzte. 
Der Stand der besitzlosen Intelligenz soll der nivellirenden 
Macht der Zeitverhältnisse nicht fruchtlos und zu seinem Schaden 
dadurch entgegenstreben, daß er seine real gebildeten Söhne den Ge 
werben selbst dann vorenthält, wenn sie für höhere technische Wis 
senschaften entschieden zu wenig Befähigung zeigen. 
3. Viele finden die Bildung, welche die Massige Unterreal 
schule vermittelt, für die Gewerbe zu kostspielig. 
Diese mögen beherzigen, daß Lei allen Dingen, somit auch 
bei der Nealbildung, der Preis oder die Kosten mit dem Werthe im 
geraden Verhältnisse stehen. 
Bildung ist unbezahlbar, daher auch nicht leicht ziffermäßig 
zu taxiren; wollte man letzteres in unserem Falle doch versuchen, so 
müßte das durchschnittliche jährliche Einkommen eines Gewerbemannes, 
der eine gehörige Real- und Fachbildung genossen hat, als die Rente des 
angewendeten Kapitals an Geld, Zeit und Mühe, ziffermäßig mit 
dem gleicherweise als Rente zu betrachtenden durchschnittlichen Ein 
kommen eines andern Gewerbemannes verglichen werden, der nur 
die gewöhnliche Volksschulbildung genossen und hierauf sein Hand 
werk erlernt hat.
	        
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