Volltext: Über die gewerbliche Schulbildung

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„in der Fremde" aneignen?) Das industrielle Ausland war und ist 
uns aber eben durch seine zahlreichen gewerblichen Vorbereitungs 
und Fachschulen überlegen. Es wird daher zur Ermöglichung der 
erfolgreichen Concurrenz mit Ausländern eine der Hauptauf 
gaben unserer gewerblichen Genossenschaften sein, solche Bildungs 
anstalten entweder selbst in's Leben zu rufen und zu erhalten, oder 
doch deren Entstehung und Erhaltung sehr zu begünstigen. 
Ich habe oben die Behauptung ausgesprochen, daß die in 
Oesterreich bereits vorhandenen gewerblichen Bildungsmittel bisher 
von dem Gewerbestande nicht gehörig benützt worden seien. Zur 
Führung des Beweises hiefür stehen mir eigene Erfahrungen aller 
dings nur von Linz. als dem Orte meines Wirkens, zu Gebote; 
ich habe übrigens aus den Jahresberichten anderer Neallehranstal- 
ten ersehen, und es ist mir auch über eingezogene Erkundigungen 
von mehreren Provinzial-Hauptstädten mitgetheilt worden, daß mit 
wenigen Ausnahmen die hier gemachten Erfahrungen auch an ande 
ren Orten ihre volle Geltung haben. 
Von dem an der hiesigen k. k. Oberrealschule eingeführten 
Populären Unterrichte für Gewerbtreibende soll hier nur wenig die 
Rede sein. Es haben sich hier und in Wien die gleichen, schon im 
Eingänge kurz erwähnten Uebelstände bei diesem Unterrichte gezeigt 
der Besuch hat hier wie in Wien von Jahr zu Jahr abgenommen, 
und es dürste auch hier dahin kommen, daß dieser, trotz allen Be 
mühungen der Lehrenden, erfolglose Unterricht aufgelassen und durch 
eine eigentliche Gewerbeschule für Lehrlinge ersetzt werden wird, 
wie dieß in Wien bereits geschehen ist. 
Eingehender habe ich über die nicht entsprechende Benützung 
der Unterrealschule für den Gewerbestand zu sprechen. *) 
*) Den Nutzen der Reifen für den Gewerbsmann wird Nie 
mand im Abrede stellen. Wer sich auswärts Kenntnisse und Er 
fahrungen sammelt und Fertigkeiten aneignet, für welche er in der 
Heimat nicht so leicht Gelegenheit findet, wird stets dem Daheim 
fitzer überlegen sein, wenn dieser auch die besten gewerblichen Bil 
dungsmittel zur Hand hat. Unser Wunsch ist nur, daß unsere in 
die Fremde ziehenden Handwerksgesellen mehr Bildung als bisher 
vom Hause aus mitbringen, well sie dann sicher noch mehr Bil 
dung auswärts gewinnen können; ferner, daß die Ausländer eben 
so zahlreich zu uns als wir zu ihnen kommen mögen, um etwas 
zu lernen. Bisher wanderten sie zumeist in der Absicht, aus ihrer 
Überlegenheit Vortheile zu ziehen, nach Oesterreich.
	        
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