Volltext: Weltpolitisches Wanderbuch 1897-1915

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mal nach Afrika hineingeht, wenn auch fürs erste nur mit 
der Eisenbahn. Schön wird es erst dort, wo die Bahnen und 
die Dampfer aufhören und die lange Trägerkolonne sich hinter 
dem Zührer her, Tagemarsch um Tagemarsch, durch Steppen, 
§els und Wald dahinschlängelt. Was weiß der schwarze 
Träger von den Gedanken hinter der Stirn des weißen Mannes, 
dem er seine Lasten, sein Zelt und sein Bett durch die Tiefen 
Afrikas trägt! Dennoch wird es keinen alten Afrikaner von 
rechtem Sinn geben, der nicht mit Dankbarkeit an so manchen 
heißen Marsch zurückdächte, wo seine Leute, müde wie sie 
waren, mit sechzig Pfund und mehr auf dem Kopf, doch ge 
duldig dem Zureden und Ermuntern folgten: noch ein Stück 
weiter, immer noch ein Stück weiter, es gibt ein Blatt Tabak, 
es gibt Palmwein, es gibt eine Extraration, es gibt einen 
Ruhetag, aber heute nur weiter! 
Eisenbahnen müssen sein, aber das wahre, alte Afrika hat 
doch nur der kennen gelernt, der noch mit seiner Narawane 
die Iltisse durchschritt, im Urwald über die gestürzten Baum 
stämme kletterte, seine Zelte am Bachrand, im hohen Gras, 
im Dunkel des Waldes oder unter den Schattenbäumen auf 
dem dörflichen Tanzplatz aufschlagen ließ,- der die Rationen für 
seine Leute ausgeteilt, Medizin gegeben, Wunden verbunden 
und Abends, wenn die Lagerfeuer brannten, ihrem Singen, 
Stampfen und Schwatzen zugehört hat — bis der Schlaf auf 
seine und ihre Augen siel. 
von Lagos nach Abeokuta fährt man fünf Stunden mit 
der Eisenbahn. Das ist aber nur der erste Anfang der Linie, 
die noch tausend Kilometer weiter nach Rano in Nord-Nigeria 
führt. Wenige Jahrzehnte ist es her, da war Abeokuta etwas 
ganz Sagenhaftes, eine Riesenstadt mit Hunderttausenden von 
Eingeborenen, unter der Herrschaft eines mächtigen Despoten, 
des Alake. Den Alake gibt es auch noch heute, und auch die 
zweihunderttausend Menschen erscheinen glaubhaft, wenn 
man die gewaltige, stundenweite Ausdehnung des Grtes
	        
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