Volltext: Weltpolitisches Wanderbuch 1897-1915

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ganisation bei uns ausdrücken, es bedingt noch keinen sitt 
lich-kulturellen Eigenwert oder Mehrwert des deutschen We 
sens gegenüber dem nichtdeutschen. Eher könnte man das 
vielleicht von unserer Sozialgesetzgebung sagen, wenn ihre 
Anfänge weniger, als tatsächlich der §all war, von poli 
tisch-materiellen Nützlichkeitsgedanken durchtränkt gewesen 
wären. Trotzdem kann sich hier noch ein großes sittliches 
Aktivum der deutschen Kultur entwickeln, wenn nur als ge 
staltender Gedanke sich die Erkenntnis durchsetzt, daß man 
keinen Menschen allein von Brot satt machen kann. Solange 
aber mutz es wohl dabei verbleiben, daß bisher die deutsche 
Kultur der Gegenwart sich nicht als Schöpferin neuer geistig- 
sittlicher Menschheitswerte gezeigt hat. 
Wer könnte Ungerechteres und verkehrteres meinen, als 
daß damit unserem Volk von heute nicht hohe sittliche Lei 
stungsfähigkeit zugestanden werden sollte! Nur müssen wir 
zwischen dem nationalen und dem universalen Gedanken 
unterscheiden. Bismarck und hindenburg sind rettende Helden 
des deutschen Volks und werden es bleiben,- Schiller und Kant 
gehören durch das deutsche Volk der Menschheit. 
Deutsche Schulung 
Wollen wir das Wesen unserer heutigen Kultur 
näher verstehen, so müssen wir ihre Bildungsgrund 
lage suchen. Indem dieser Begriff auftaucht: Deutsche 
Bildung! — ist es nicht, als ob der alte Grenzwall, auf 
dem ich stehe, selber eine Stimme bekäme? Als ob er mir 
zuriefe: ich, ich selber bin es, das Zundament, nach dem 
du dich umsiehst, deine Schritte gehen darüber hin! In Wahr 
heit, wo wäre die abendländische Menschheit und wo wären 
wir Deutsche ohne die Zortwirkung des Römertums durch die 
Geschichte! Wo wäre unser Denken, unsere Sprache, unsere 
Bildung, unser Recht, unser Staat! Unmöglich ist es an 
Wandcrb.* ZWEI
	        
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