In welchem Maße die neueste Zeit diese Grundlage des japani¬
schen Staates hat verändern können, ist nicht leicht zu beurteilen.
Als wir im Februar 1913 sahen, wie ein Straßentumult einen Mi¬
nisterwechsel gegen den ausdrücklichen Willen des neuen Kaisers her»
beiführte, mußten wir uns fragen, ob das herz der Nation auf dem
Wege sei, sich zu ändern. Zufällige Verirrungen unter unverdauten
fremden Einflüssen dürften Japan jedoch nicht im Ernst vom Weg
-er Autorität abbringen, den uralte Traditionen im Verein mit dem
tiefsten Instinkt der Kasse vorgezeichnet haben.
4. Auswärtige Probleme. Wir haben gesehen, daß das japanische
Reich recht schwach ist, um die Stellung einer Großmacht im planetari¬
schen Zeitalter aufrecht zu erhalten. Will sich Japan an dem Wett¬
streit des Imperialismus beteiligen, dann steht es unter dem Zwange
seine Basis zu erweitern, d. h. expansive Politik zu treiben. Dahin
wird es auch von der elementaren Pflicht gewiesen, die Lebens¬
bedürfnisse eines übervölkerten Landes zu befriedigen, hier findet
sich also die naheliegende Notwendigkeit für eine äußere Ausdeh¬
nung, nach der wir bei Rußland und Frankreich vergebens gesucht
haben.
Der Minister des Auswärtigen Kontura hat einmal im
japanischen Parlament die Perspektive für diese Politik aufgestellt:
umgeben von Riesenvölkern (von Chinas 400, Rußlands 160, der
vereinigten Staaten 100 Millionen) mutz auch Japan so schnell
wie möglich versuchen, eine dreiziffrige Millionenzahl zu erreichen.
Bei -er Gelegenheit sah er die Lösung in einer Kolonisation aus
dem Festland. Das ist das asiatische Kontinentalpro-
gramm, das auf die geographische Nachbarschaft, den mongolischen
Kassenkern und das orientalische Kulturferment zurückgeht. L§
wendet das Gesicht gegen Rußland und China und verlangt deshalb
eine Entwicklung des Landheeres- es hat feine Stütze in alten mili-
tärischen und nationalistischen Kreisen und war im großen ganzen
bis heute Regierungsprogramm (Katsura). Im Gegensatz hierzu
steht ein maritimes und pazifisches Programm mit seinen