Volltext: Die Großmächte der Gegenwart

Auswärtige Probleme 
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gungen für die Schiffahrt, aber erstere wurden 1911 durch Öen Be- 
schlich der Union, den Kanal zu befestigen, beschränkt, und letztere 
wollte man 1912 („die Panamakanalakte") durch Vorrechte für die 
eigene Küstenschiffahrt der Union annullieren. Vieser übergriff 
wurde zwar infolge von Englands Protest von der demokratischen 
Regierung zurückgezogen, aber auch ohnedies erscheint der Panama¬ 
kanal deutlich als ein amerikanischer Kaiser-Wilhelm-Kanal, ver¬ 
schieden von dem internationalen Charakter des Suezkanals. Es ist 
auch klar, daß das neue Verbindungsglied in ganz überwiegendem 
Maße den vereinigten Staaten zugute kommen wird, indem es 
Europa sowohl auf dem Großen Gzean wie auch auf der Westküste 
Amerikas (bis nach Valparaiso hinab) unbedingt in die Hinterhand 
drängt, positiv zielt also der Kanal nach den beiden großen Pro¬ 
grammen hin, die, wie wir gesehen haben, der Union durch ihre 
Lage vorgezeichnet sind: die Vormundschaft über Amerika und die 
Herrschaft im Stillen Gzean. 
Vas neue Jahrhundert hat ein stetes, wenn auch langsames und oft 
verschleiertes vorwärtsschreiten auf der erstgenannten Linie gesehen. 
Die Kanalfrage selbst hatte die Loslösung des Staates Panama vom 
Staate Kolumbien und die Stellung des ersteren unter das Protekto¬ 
rat der vereinigten Staaten 1903 zur Folge. Schon vorher, 1901, war 
Kuba in derselben Weise die „Selbständigkeit" garantiert worden. 
Nachher hat sich die Kontrolle der Union in aller Form über San Do¬ 
mingo 1905 und Nicaragua 1910 ausgedehnt, und die feit 1911 dro¬ 
hende Intervention in Nlexiko scheint 1914 Tatsache werden zu sol¬ 
len. Es handelt sich hier zunächst um die zentralamerikanische und 
die westindische Welt. In erstem Falle sehen wir eine politische 
Konzentration innerhalb des nordamerikanischen Kontinents. 3n 
letzterem erkennen wir eine neue offensive Defensive. Westindien 
in der Hand Europas beherrscht sämtliche Aus- und Eingänge des 
amerikanischen Nlittelmeeres und bedroht daher ernstlich den Kanal, 
während es gleichzeitig mit feinem breiten Keil Nord- und Süd¬ 
amerika durch eine politische Schranke voneinander trennt (D e ck e r t); 
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