Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

264 Der italienische Kr eg während des fünften Kriegshalbjahres 
Die achte (neunte) Ifonzoschlacht 
„Die achte Ifonzoschlacht steigerte sich in ihrem Höhepunkt zu einem erschütternden 
Ringen*, berichtet Josef Pogeny dem „Berliner Tageblatt* (20. X. 16). „In den 7 Jsonzo- 
schlachten wurde bisher noch nie derart gerungen; mit so unglaublicher Heftigkeit 
brachen noch nie die italienischen Stürme hervor. Das Ringen um das Comenplateau 
und um Triest bedeutete eine Vervielfältigung der Ifonzoschlacht. 
Mit gewaltiger Anspannung aller Kräfte schickte die italienische Heeresleitung ihre 
Truppen ins Gefecht. Nicht weniger als 32 Brigaden häufte sie an diesem Frontabschnitte 
an. 260 000 Soldaten preßte sie auf einem Raum von 12 km zusammen. Nur die 
Sommekämpfe zeigen Aehnliches wie die Karstschlachten. Im September hatte Cadorna 
nur 170000 Mann ins Feuer geworfen. Jetzt stürmte lediglich auf einem Abschnitt 
von 6 km das XXIV. und das XIV. Jnfanteriekorps, außerdem ein Kavalleriekorps zu Fuß 
an. Allein die „Höhe 144* wurde von 8 Regimentern angerannt. In jedem Sinn 
vervielfältigten sich die Anstrengungen der Italiener. In früheren Jsonzoschlachten 
hatte man 8gliedrige Sturmstaffeln gesehen, jetzt kamen 20 Glieder. Früher ging ein 
Regiment mit Frontbreite zweier Kompanien vor, jetzt bloß mit der Breite einer, sogar 
einer halben Kompanie. Die Methode des Angriffes war die Methode Joffres, gegen 
die unsere Heere überhaupt kämpfen, auch wenn ihnen Cadorna oder Brusstlow gegen 
übersteht. Auch Brussilow wurde übrigens nachgeahmt. Er hatte Durchbruchskorps 
ausgestellt, Cadorna brachte neue Sturmbrigaden. Außer diesen Menschenmassen, 
die 72 Stunden lang stürmten, war diesmal auch die Artilleriemassierung beispiellos. 
Die 4 ständigen, dann 50 ständigen Trommelfeuer verflossener Jsonzoschlachten wurden 
überboten durch eine Trommclfeuerdauer von 200 Stunden. 
Auch geistig war der Aufwand zur Vorbereitung der Schlacht groß. Cadorna hatte 
als Ziel aufgestellt: die Eroberung von Triest. Er zeigte auch den Weg über das er 
oberte Comenplateau, bestimmte auch die Methode: Frontdurchbruch am nördlichen Teil 
der Hochfläche und Losreißung des Görzer Hügellandes vom Karst. Bis in die unter 
sten Soldatenmassen pflanzte er die volkstümliche Losung: „Die neue Schlacht ist 
der kürzeste Weg nach Triest." Die italienischen Gefangenen, die ich sprach, hatten 
alle noch die Ueberzeugung, daß der Durchbruch diesmal gelingen werde. Jeder ging 
in den Sturm mit der Suggestion, in Triest von ihm auszuruhen. Wie sicher die italie- 
Nische Heeresleitung an den Erfolg glaubte, geht aus der Einladung d'Annunzios und 
Conan Doyles hervor, die im Hauptquartier das Ergebnis abwarten und besingen sollten. 
Boselli malte der berauschten Mailänder Menge in leuchtenden Farben die Fata Morgana 
„Triest*. Die Italiener kämpften diesmal um Triest. Um Triest, den Welthafen der 
Monarchie, kämpften aber auch unsere Soldaten. Der General unseres Frontabschnitts 
sagte mir: „Wir alle wissen, wofür wir kämpfen. Hinter uns liegt Triest!* 
Tage hindurch meldeten sich die Vorzeichen der beginnenden Schlacht. Ich konnte den 
ganzen Hergang der Schlacht beobachten, von der Artillerievorbereitung an, die in der 
Nacht des 4. Oktober 1916 einsetzte, bis zum Schlußangriff der italienischen Infanterie. 
Unsere Beobachter stellten seit Tagen schon fieberhafte Tätigkeit hinter der italienischen 
Front fest. Italienische Flieger kreisten und klärten ununterbrochen auf. Das Artillerie- 
feuer nahm immer stärker zu. Auch die Methode der italienischen Artillerie war neu. 
Sie begannen jetzt nicht mit dem üblichen Trommelfeuer gegen die Stellungen; jetzt be 
schoffen sie planmäßig Ortschaften hinter der Linie, Annäherungswege und vor allem 
die Kommandos hinter der Linie, um sie von ihren Truppen zu isolieren. Obwohl in 
der Richtung gegen die Sonne, schossen sie jetzt auch morgens schon, das sicherste Zeichen 
großer Absichten. Der Geschützdonner schwoll an. Neue Vernichtungsmittel traten auf: 
Gasgranaten! Wer ihre Gase ohne Maske atmet, erliegt dem safrangelben Tod.
	        
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