Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Die sechste bis neunte Jsonzoschlacht und die Kämpfe an den Gebirysfronten 263 
Drüben reiht sich wieder das Aufflammen der Geschütze zu einer grotesken Lichtreihe 
aneinander. Der Regen schlägt alles wie mit tausend drückenden Händen nieder. Wasser 
und Sturzbäche rauschen. Irgendwo unten gewittert die Schlacht weiter. Sie läuft 
irgendwo am Meere aus. 
Meldungen gehen zurück: Situationen. Ruhe an der Front, alle Angriffe bis auf den 
einen Graben abgeschlagen. Schwaches feindliches Geschützseuer. Heute Nacht kein 
Angriff mehr erwartet. 
Schlachtentscheidung 
Meine Schilderung will nicht Schlacht um Schlacht, wie sie die ganze Front abspielten, 
genau erzählen, sondern nur das, was das allgemeine Schlachtbild änderte, sonst bleibt 
es ja Tag um Tag gleich. Der nächste Tag war halb schön, sonnig, die Truppen sind 
über die Straßen von Görz und St. Peter her herangezogen; die Kriegsbrücken hat das 
Waffer zerstört, dort wird hastig gearbeitet. Die Schlacht ist wieder wach geworden. 
Sperrfeuer über den Stürmenden. Truppenzusätze bemerkt und sichtet man auf den 
Zuschubswegen. Kompanien rücken nach San Grado heran. Weiter unten muß es auch 
schlecht stehen. Bei Lokvica dort irgendwo. Die Reserven müssen bei Tag vorgezogen 
werden. Die Schrapnelle platzen unausgesetzt in der Luft, wie ein weißer Krautkopf 
acker steckt die Lust voll davon. Ueber uns brummen und zischen die Geschosse. Italiener- 
haufen sieht man im Laufschritt gegen das Vallone-Tal vorstürmen. Das Maschinengewehr- 
feuer hört man bis hieher. Die Luft ist gelb und wie durchsäumt. Es muß heiß, 
furchtbar heiß dort sein. Die Reserven werden zielsicher und erfolgreich beschossen. 
Nachmittags wird es wieder schwarz und dunkel am Himmel. Die Schüsse und Geschoffe 
scheinen Wetter und Regen vom Himmel zu reißen. Hart und brausend fängt es schon 
zu regnen an. Alles wird grau und unsicher. Die Schlacht gedämpft. Am 18. September 
sängt man einen verwundeten Stabsoffizier, der aussagt, bis zum 20. September würden 
die Angriffe des Herzogs von Aosta unbedingt fortgesetzt. Mögen sie kommen, ist die 
Antwort. Wir sind bereit, so und so. Die Kriegsbrücken sind abermals fortgeschwemmt. 
Am 20. September flammen die Kämpfe wieder aus. Schwerer und wüster als sonst. 
Alle Kräfte spielen mit, alle Kräfte werden angespannt, Massenanstürme lösen sich ab. 
Die Artillerie überbietet sich. Die Minenwerfer arbeiten; fort und fort Angriffe. Die 
Gräben sind zerrissen. Im Handgemenge werden die Stürmenden meist abgewiesen, 
stüher schon durch das Feuer erstickt. Die Schlacht mit ihrem entfesselten Grausen und 
Entsetzen wandert wieder die Front ab. Die Erde zittert und brodelt fortwährend. 
Sturm um Sturm schlägt unsere Infanterie zurück. Immer knapper folgen sie. Unsere 
Artillerie schießt ausgezeichnet. Genau und sicher sucht sie die Felder ab, wagt sich bis 
auf 50 Schritte an unsere Gräben heran und fährt mit Wüten und praffelnder Faust 
in die italienischen Reihen . . . 
So wandert die Schlacht unentschieden Abschnitt um Abschnitt ad. Auf den Straßen 
sieht man noch immer Truppen herankommen. Entsatz! Indessen packen die Unserigen am 
Südende den Feind kräftig an. Die Reserven schwenken von ihrem ursprünglichen Ziele 
ab. Aus St. Andrea rückt noch ein kleiner Trupp an. Der wird aus der Straße durch 
Artillerieseuer zersprengt. Plötzlich wendet sich die Schlacht. Zieht verhallend dem 
Meere zu . . . Das war der entscheidende Angriff. 
Am 20. September nachts endete die Schlacht mit kleinen Nachkämpsen. In den 
überstürzten, überprasselten und zerrissenen Schützengräben ist weite Ruhe. Der Feind 
beginnt nun wieder zu bauen. Herzurichten. Langsam verziehen sich die letzten dick 
säuerlichen Lustwellen des Feuers. Es wird wieder klar und ruhig. Die Schlacht ist 
entschieden. Mit blutigem Schädel hat sie sich vergrollend zurückgezogen. 
Nun wird es wieder „ereignislos" am Jsonzo.
	        
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