Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Die sechste bis neunte Jsonzoschlacht und die Kämpfe an den Gebirgsfronten 259 
Die siebente (achte) Jsonzoschlacht 
• Von Franz Friedrich Oberhäuser 
In die Schlacht 
Der Morgen war licht und blau, mit Nebelbändern an den lichtwerdenden Himmel 
und an die dämmernde Erde gehalten. Ein leises Sonnenscheinen in starkem Rot lies 
über die Weingärten. Aus den Häusern stiegen kleine Rauchsäulchen; die Familien, die 
sich nicht von Hof und Haus trennen konnten, kochten ihren Kaffee. Die Bäuerin trat mit 
ihrem „dobre jutro, gospod“ in mein Zimmer und fragte mich, ob ich Milli und Kaffee 
wolle. Dann schaute sie sich im Zimmer um, stieß den zweiten Fensterladen aus, schaute 
aus die Straßen, die leer waren, aus die weißen Schrapnellwolken oben, sagte etwas, 
scheinbar vom Krieg, und ging hinaus. Ich nahm die paar Sachen zusammen und 
ging hinüber. Die Kinder waren aus und hockten aus dem Steinherd, auf dem über 
einem offenen Feuer Milch und Kaffee kochte. Die Frau stand am Herd und sah zu, 
daß nichts überlies, der Bauer schnitt Häcksel. Ein kleines Mädchen fing laut und ernst 
italienisch zu zählen an, von den Verbesserungen und Lehren der Mutter immer unter 
brochen. Es ist keine Schule da, und die Kinder sitzen meistens auf der Herdbank 
oder laufen mit dem Vater in den Weingarten, auf das Feld. Es bleibt alles den 
Eltern überlassen. Soldaten putzen ihre Pferde im Hofe, Wagen werden gewaschen, 
Wäsche hängt unterm Scheunendach, weil es draußen die Flieger sehen würden. Die 
Frau schüttet in eine billige, rotblumige Schale Kaffee und Milch zusammen, gibt mir 
einen gebratenen Kukuruz dazu, die Kinder schauen zu, wie ich esse, und ich selbst bin 
mit allen Gedanken schon vorne, in den Linien, wo die Schlacht braust und prasselt. 
Der Gegensatz drängt sich mir klar auf: hier ein häuslicher Herd und 2 Stunden weiter 
der heiße Kamps; aber ich weiß, es gibt so viel Seltsames und Ungewöhnliches in der 
nächsten Nähe des Krieges. Draußen fallen ein paar Granaten in den Acker, knapp 
am Haus. Mit großen Augen schäum die Kinder durch das Fenster hinaus; die Eltern 
sind ruhig, nur manchmal zuckt es in ihren Zügen aus. Krieg, Schrecken und Kinder, 
nah beisammen. Es wird ihnen eine dunkle geheime Macht, eine unverständliche Legmde 
sein, später, wenn einmal Friede ist, und sie groß sind. 
Ueber die Häuser schießen die Schrapnelle daher, die ganze Luft ist voll der weißen 
Bälle; wahrscheinlich wird hier ein Sammelplatz vermutet. Hinter dem Haus geht ein 
schmaler Weg über Wiesen und durch Weingärtm. Die Trauben hängen schwarz und 
schwer unterm Laub, hochgeschürzte Mädchen pflücken sie. Das erste, was mir von der 
Schlacht begegnet, sind einige Verwundete. Den Verband weiß und fest um die Wunden 
gewickelt, kommen sie daher, teils gehen sie, teils fahren sie. Da drüben ist das erste 
Spital, in dem sie regelrecht verbunden werden, und dann abgeschoben. Eine kurze 
Wagenkolonne poltert über die Straße unter den Schrapnellen, die immerfort in die Luft 
hineinpfauchen. Im Trab kommen die Wagen heran: Munition! Die Vorreiter zügeln 
die Pferde, damit sie nicht in Galopp fallen. Man geht noch immer durch Weingärten. 
Ein weites Tal ist linker Hand, in dem es hallt und donnert. Vorne zieht sich ein 
Waldrücken quer; dort drunten muß die Schlacht sein. Häuser ducken sich zusammen, 
auf Hügeln haben sie sich zu einem kleinen Bergstädtchen aneinandergedrängt, und dahin 
hat der Krieg am meisten seinen eisernen Hagel geworfen. Durchbreschte Wände, ein 
geschlagene Dächer, heruntergeschoffene Schornsteine. 
Je weiter man vorwärts kommt, je tiefer in den Krieg hinein. Am Nebenhang, der 
zu einer Talwiese geht, sausen pfauchend Granaten in die Erde, daß jedesmal eine Erd 
garbe aufsteigt und breit niederfällt. Zeitweilig hört man hier und da Gewehrkugeln 
in das Blattwerk schlagen, ins Holz fahren, auf Steine klopfen. Und man vernimmt 
nun ganz deutlich ein rasendes Gewehrfeuer in langen Bändern. Das rauscht und
	        
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